Neues Quartier für alle Generationen

In der Cannstatter Innenstadt hat der Bau für das Projekt SeelbergWohnen begonnen

Mit einem Spatenstich haben gestern Stadt, Bauherr und Architekten den Baubeginn für ein neues Wohnquartier auf dem Gelände der ehemaligen Strickwarenfabrik Terrot markiert. Das Projekt zeichnet sich durch die Verbindung von Wohnungen und sozialen Einrichtungen aus.

Von Dirk Baranek

Mit einem Spatenstich von Bürgermeister Föll und den beteiligten Bauherren und Architekten wurde gestern in der Cannstatter Innenstadt der Baubeginn für ein ganz neues Stadtquartier markiert. In dem Carree Wildunger und Kreuznacher Straße entstehen bis Ende 2011 in zwei Bauabschnitten 76 Eigentumswohnungen, 23 betreute Seniorenwohnungen und ein Mehrgenerationenzentrum mit einer Kindertagesstätte und einem Altenpflegeheim. Etwa 45 Millionen Euro werden von dem Siedlungswerk im „SeelbergWohnen“ genannten Quartier investiert. Da auch die Stadt unter anderem durch die Einbringung eines Grundstücks beteiligt ist, werden die auf vier Häuser verteilten Stadtwohnungen zu einem Drittel nach sozialen Kriterien vergeben und komplett barrierefrei errichtet.

„Heute ist mit dem Baubeginn für dieses bedeutende Quartier ein besonders guter Tag für Cannstatt und Stuttgart,“ sagte denn auch Bürgermeister Föll. Seit vor fünf Jahren der Insolvenzverwalter der vorher an gleicher Stelle produzierenden und inzwischen abgerissenen Strickwarenfabrik Terrot mit dem Vorschlag der Neubesiedlung auf die Stadt zukam, habe sich sich jetzt der Kreis geschlossen. Es folgten viele Diskussionen in den städtischen und bezirklichen Gremien, die aber letztlich alle sehr positiv verliefen, wie der Geschäftsführer des Siedlungswerks Bruno Möws feststellte.

Wichtig war den Planern einen Wohnort für alle Generationen zu schaffen. Familien mit Kindern, Senioren, Körperbehinderte und Pflegebedürftige sollen auf dem innenstadtnahen Filetstück zusammenfinden. Diese Vision wird auch durch die Schaffung von Treffpunkten untermauert. Sogar ein neuer öffentlicher Platz wird in der Verlängerung der Dürrheimer Straße auf dem bisher abgeschotteten Gelände entstehen. Untermauert wird dieser Anspruch auch durch den Umbau des sogenannten „Blauen Hauses“ in ein Mehrgenerationenzentrum mit einer Wohngemeinschaft für Senioren, einer Wohngruppe für Körperbehinderte, einer in letzter Minute ausgehandelten Kindertagesstätte und sechs Mietwohnungen. Außerdem wird das bisher in der Wildunger Straße befindliche Pflegeheim der Sankt Anna Schwestern Ellwangen auf das Gelände umziehen.

Bürgermeister Föll zeigte sich denn auch überzeugt, dass das Siedlungswerk bei dem Projekt für eine hohe Qualität sorgen werde und damit ein lebendiges Viertel für 350 bis 400 Menschen entstehen wird. Offensichtlich sehen dies die potenziellen Käufer der Eigentumswohnungen ähnlich, denn das Interesse sei groß und viele der Wohneinheiten bereits vergeben, wie Bruno Möws berichtete. Dazu beitragen mag auch das innovative Energiekonzept, mit dem die Anlage ausgestattet werden soll. Nach seinem Wissenstand sei es das erste Projekt in der Landeshauptstadt überhaupt, so Möws, bei dem die Wohnungen aus der Energie des Abwassers mit Heizungswärme versorgt werden. Technisch befindet man sich also auf der Höhe der Zeit und dem entsprechend werden Förderungen aus diversen öffentlichen Programmen zum Klimaschutz in Anspruch genommen. Im ersten Bauabschnitt werden 76 Eigentumswohnungen mit drei bis fünf Zimmern verteilt auf vier Häuser errichtet.

Nach deren Fertigstellung wird dann das Pflegeheim und das Mehrgenerationenzentrum in Angriff genommen. „Es wird ein Quartier für alle Generationen in allen Lebenslagen entstehen,“ sagte Bürgermeister Föll, der sich auch beeindruckt zeigte, angesichts der Dimension der Anlage. Obwohl er nur 200 Meter entfernt wohne, sei ihm die Größe der neuen Fläche nie so klar gewesen.

(Artikel für die Stuttgarter Zeitung / Lokalteil)

Neues Quartier für alle Generationen

Telefonhotline für Mobbingopfer

Mobbing ist keine Lappalie, sondern kann schwer wiegende Folgen  haben. Problem bei aktiven Gegenmaßnahmen ist die Verunsicherung der Betroffenen. Dem will eine neu eingerichtete, kostenlose Telefonberatung abhelfen.

Von Dirk Baranek

Etwa 25 Milliarden Euro Schaden verursacht Mobbing aktuell jedes Jahr in Deutschland, so die Schätzung des Anwalts Harry Möller-Stein. Das ist aber noch lange nicht alles, denn der Vorsitzende des Vereins „Mobbing keine Chance“ bezieht sich mit dieser Zahl nur auf den Bereich der Unternehmen. Was mit dem antisozialen Verhalten in Schulen, Vereinen oder Familien angerichtet wird, ist in diese Summe noch gar nicht einbezogen. Das Leid der Betroffenen lässt sich allerdings nur schwer beziffern, so die Initiatoren einer seit Anfang des Monats freigeschalteten Gratis-Hotline (0800.6622445).

Psychische Probleme, körperliche Beeinträchtigungen, zerrüttete Karrieren – das sind nur ein paar der Folgen, die Mobbingopfer erleiden müssen. Dass es mit einem Wechsel des Arbeitsplatzes, an dem man gemobbt wurde, allein nicht getan ist, berichtete bei der Vorstellung der Hotline Bernd Krauter. Beschäftigt in der mittleren Führungsebene bei einem Dienstleistungsunternehmen tat er die Schikanen zunächst als „normale Machtspielchen“ ab. Es gebe eben im Arbeitsleben einen notwendigen Wettbewerb. Dann aber sei die Situation gekippt. Über ein Jahr lang wurde er nach seiner Ansicht systematisch gemobbt, mit niederen Aufgaben betraut oder mit unmöglich einzuhaltenen Terminen unter Druck gesetzt. Schlafstörungen, depressive Schübe bis hin zu Selbstmordgedanken waren die Folge. Irgendwann entschloss sich Krauter zur Kündigung, aber er sei bis heute traumatisiert. Letztlich hatte er ärztlichen Rat gesucht.

Diesen Weg beschreiten bis heute etwa 80 Prozent der Betroffenen. Die neue Telefonberatung will Mobbingopfern aber auch Tätern Wege aufzeigen, wie sie sich besser wehren können. Ganz wichtig dabei, so Petra Leutbecher, die als Coach Betroffene begleitet, sei die frühzeitige Erkenntnis, dass man gemobbt werde. Um die Folgen zu bewältigen, sei das Führen eines Tagebuchs mit detaillierten Beschreibungen der erlittenen Aktivitäten sehr wichtig. Nur dann können man gerichtsfest Beweise sichern, die bei Schadenersatzklagen die Vorwürfe untermauern.

(Artikel für die Stuttgarter Zeitung / Lokalteil)

Telefonhotline für Mobbingopfer

Kinderfreundliches Stuttgart ausgezeichnet

Prognosen können irren. So steigt entgegen aller Vorhersagen die Zahl der Geburten wieder an. Ein Teil zu dieser Trendwende beigetragen haben vielleicht die vielfältigen Projekte, die Städte wieder attraktiver für Familien zu machen. Einige davon wurden jetzt ausgezeichnet und in einer Ausstellung vorgestellt.

Von Dirk Baranek

„Kinder halten die Städte und Gemeinden lebendig,“ sagte Monika Stolz, Landesministerin für Arbeit und Soziales bei der Eröffnung der Ausstellung „Wohnen im Kinderland Baden-Württemberg“ im Rathaus. Vorgestellt werden darin die zwölf prämierten Projekte, die aus über 100 eingereichten Beiträgen ausgesucht wurden und die beispielhaft zeigen sollen, wie die Lebensbedingungen von Familien und Kindern in den Kommunen mit konkreten Maßnahmen verbessert werden können. Denn die Konsequenzen des demographischen Wandels drohen die Grundlagen des städtischen Zusammenlebens in Frage zu stellen. Deshalb sei die Verbesserung der Infrastrukturen eine Daueraufgabe, der sich die Politik mit anspruchsvollen Angeboten stellen müsse. „Kinder sollen sich wohl fühlen und brauchen Platz zum Spielen und Toben.“ Begeistert zeigte sich die Ministerin insgesamt von der Qualität der Beiträge des von ihrem Ministerium und der Arbeitsgemeinschaft der baden-württembergischen Bausparkassen ausgeschriebenen Wettbewerbs. Darin zeige sich der hohe Stellenwert, den dieses Thema inzwischen habe. Allerdings bleibe noch viel zu tun, doch der Bund und das Land seien dabei ein verlässlicher Partner der Kommunen, versicherte sie. So würden fast eine halbe Milliarde Euro zusätzlich zu den bereits vorhandenen Mitteln in den beiden kommenden Jahren allein vom Land im Rahmen des Investitionsprogramms bereitgestellt.

Freuen können sich über die Ergebnisse des Wettbewerbs insbesondere die Stuttgarter Lokalpolitiker. Immerhin stammt ein Drittel der ausgezeichneten Projekte aus der Landeshauptstadt. So wurde die Stadt in der Kategorie „Kommunale Strategien und Förderkonzepte“ mit einem zweiten Platz für die von Oberbürgermeister Schuster angestoßenen Gesamtstrategie „Kinderfreundliches Stuttgart“ gewürdigt. Besonders der Aufbau des Netzwerkes aus Verwaltung und privaten Initiativen sowie die Entscheidung, die Anstrengungen für mehr Kinderfreundlichkeit als Querschnittsaufgabe in allen Bereichen der Öffentlichen Hand zu verankern, habe eine Dynamik in Gang gesetzt, die die Stadt weit voran gebracht habe. Dass sich vielleicht schon erste Anzeichen einer positiven Entwicklung zeigen, machte Baubürgermeister Hahn deutlich. Die Stadt habe erhebliche Anstrengungen unternommen und gebe inzwischen doppelt so viel Geld für Kinder aus wie noch vor zehn Jahren. Ein Ergebnis sei die Tatsache, dass die Innenstadt für Familien wieder attraktiver geworden sei. So ist der Westen entgegen aller Vorhersagen inzwischen der geburtenstärkste Stadtbezirk. „Prognosen können irren,“ sagte Hahn in Bezug auf die deutliche Trendwende in der Geburtsstatistik.

Insgesamt 35 Projekte aus der Landeshauptstadt haben sich an dem Wettbewerb beteiligt. Mit einem ersten Preis wurde das Degerlocher Jugendhaus Helen P. bedacht. Die Jury lobt die gelungene Verbindung von alter und neuer Architektur sowie die dadurch möglichen vielfältigen Angebote für Kinder und Jugendliche. Einen Sonderpreis erhält der Erlebnisgarten der Nikolauspflege, die sich vor allem um blinde und sehbehinderte Menschen kümmert. In dem barrierefreien Garten werden mit speziell auf diese Zielgruppe abgestimmten Angeboten die visuellen, motorischen und kognitiven Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen gefördert. Vor allem der Umstand, dass die Gestaltung und Errichtung des Gartens des Hauses am Dornbuschweg unter Einbeziehung von schulischen und sozialen Einrichtungen vollzogen wurde, hat die Jury offensichtlich überzeugt. Eine Anerkennung erhielt außerdem ein privates Projekt in der Cannstatter Glockenstraße. Ein ehemaliges Produktionsgebäude des Unternehmens Mahle wurde von vier Familien ohne öffentliche Förderung unter dem Aspekt einer besseren Verbindung von Arbeit und Wohnen umgebaut. Entstanden sei ein Lebensraum, der in die gesamte Nachbarschaft ausstrahlt, und entwickelt wurde mit der „innovativen Kraft bürgerschaftlichen Engagements“, so die Jury. Dies sei für die Zukunft der Städte und Gemeinden unabdingbar.

(Artikel für die Stuttgarter Zeitung / Lokalteil)

Kinderfreundliches Stuttgart ausgezeichnet

SSB-Fahrplan auf dem iPhone-Handy

Die SSB hat ein kostenloses Programm zu bequemen Fahrplanabfrage mit dem Applehandy veröffentlicht

Nutzungshemmnisse abbauen steht bei den Marketingleuten der SSB ganz oben auf der Agenda. Mit einer Gratisanwendung für das iPhone des Herstellers Apple sollen die Kunden besseren Zugang zu den Fahrplänen erhalten. Neben Berlin gibt es das bundesweit nur für Stuttgart.

Von Dirk Baranek

Es war ein Schlüsselerlebnis, das Martell Beck, dem Marketingchef der SSB, zu denken gab. Freunde hatte ihm erzählt, wie umständlich es sei, den abendlichen Kneipenbesuch mit den Angeboten seines Unternehmens abzuschließen. Schwer erreichbare Infos führten schließlich dazu, dass die sich ein Taxi nahmen. „Da wurde mal wieder das allgemeine Bauchgefühl bestätigt, dass wir zu umständlich sind,“ sagt Beck. Dieses zumeist ja unverdiente Vorurteil sei aber das am weitesten verbreitete. „Damit haben wir am meisten zu kämpfen.“ Deshalb sei man intern immer auf der Suche nach Möglichkeiten, Nutzungshemmnisse abzubauen.

Durch einen Medienbericht stieß Beck auf die kleine Firma Metaquark aus Berlin. Die hatten im Herbst 2008 Furore gemacht durch die Programmierung einer Anwendung für das modische Allzweckhandy iPhone der Firma Apple. Kernfunktion des kleinen kostenlosen Programms ist die Darstellung von Fahrplandaten des ÖPNV. Dabei nutzt das Programm geschickt die speziellen Möglichkeiten des iPhone. Zum einen verfügt das über eine GPS-Lokalisierung. Das heißt das Gerät weiß also immer, wo man sich grade befindet. Zum anderen kann man mit dem Smartphone, wie diese Geräte heißen, die wesentlich mehr können als nur zu telefonieren, seine Adressen verwalten. Das bedeutet: Man sitzt irgendwo und möchte von dort mit der SSB zu einem Bekannten, dessen Adresse man gespeichert hat. Mit zwei-drei Klicks hat man grafisch sehr durchdachte Vorschläge auf dem Handy. Die nächstgelegene Haltestelle, die Abfahrtzeiten und Umsteigestationen bis zum gewählten Ziel – alles sofort und übersichtlich präsentiert. Man kann auch zuletzt genutzte Haltestellen speichern und so zu seinem persönlichen Fahrplan kommen. jederzeit und überall.

Der Entwickler und angehende IT-Ingenieur Jonas Witt hatte das Programm zunächst für die Berliner Verkehrsbetriebe entwickelt, aber die fanden das nicht so gut und entzogen ihm die Rechte an den Fahrplandaten. Inzwischen hat er zwar das offizielle Placet der Berliner, aber die Stuttgarter sind die ersten, die auf ihn zugekommen sind, um das Programm für ihr Netz umzusetzen – innerhalb von nur zwei Monaten. „Die von der SSB sind überhaupt nicht so behördenmäßig,“ meint Witt und ist des Lobes voll über die unkonventionelle Zusammenarbeit. Letztlich hat die Sache einen niedrigen fünfstelligen Betrag gekostet, um den etwa 30.000 iPhone-Nutzern in der Region, so die Schätzung der SSB, diesen kostenlosen Service zu ermöglichen. „Das ist ein Test und wenn das erfolgreich ist, werden wir das auch für andere Handymodelle entwickeln,“ so Beck. Auf die Möglichkeit, mit dem Handy dann auch noch die Fahrkarte zu kaufen, wird man aber weiter warten müssen. Das sei ein „Riesending“ und nicht so einfach zu realisieren.

(Artikel für die Stuttgarter Zeitung / Lokalteil)

SSB-Fahrplan auf dem iPhone-Handy

Ball der Nationen 2009: Gelehrtenrepublik feiert farbenfrohen Multikultiball

Mini-Kulturfestival, kulinarische Weltreise, Alumnitreffen – der Ball der Nationen ist wieder Erfolg gewesen

Ein chinesischer Chor singt ein schwäbisches Volkslied und Menschen aus der ganzen Welt sind begeistert. Das kann man nur beim Ball der Nationen erleben, der am Samstag Abend in der Liederhalle zum 52. Mal stattfand und als der Höhepunkt des akademischen Jahres in der Region gilt.

Von Dirk Baranek

Etwa 2.000 Gäste vergnügten sich beim Ball der Nationen in der Liederhalle bis zum frühen Sonntag Morgen. Die 52. Ausgabe des „Höhepunkts des akademischen Jahres in der Landeshauptstadt“, wie die Leiterin des städtischen Kulturamtes Susanne Laugwitz-Aulbach sagte, kann damit als voller Erfolg verbucht werden. Nicht ganz unwichtig für die Zukunft der jährlichen Veranstaltung, deren Organisation seit zwei Jahren in privater Hand liegt. Zusammen mit dem international tätigen Impressario Jongkya Goei hatte sich Anette Holzwarth-Maier auf das Abenteuer eingelassen, die Tradition eines Balls weiterzuführen, der zumindest in Bezug auf den Akademikeranteil keinen Vergleich scheuen muss. Etwa die Hälfte der Besucher komme allein aus dem universitären Umfeld, sagte Holzwarth-Maier. Die nutzten die Gelegenheit, den feinen Zwirn und ausladende Couture anzulegen und bei Walzer und Cha-Cha-Cha das Tanzbein zu schwingen.

Zur Einstimmung gab es internationale Tanzeinlagen von diversen Kulturgruppen auf der großen Bühne. Denn das Fest ist bewusst multikulturell und fügt sich damit ein in das Bild der globalen Gelehrtenrepublik. Die Mischung erzeugt einen ganz besonderen Zauber, wenn nach dem französischen Chansonier eine Gruppe zierlicher Damen tamilischem Tempeltanz vorführen, die wiederum von einer Premiere abgelöst werden, bei der junge Tänzer klassisches Ballet modern interpretieren. Und wo sonst kann man einen chinesischen Chor mit 50 Sängern erleben, die das Lied „Auf dr schwäb’sche Eisenbahn“ schmettern? Natürlich unter donnerendem Applaus des amüsierten Publikums.

Nicht zu vergessen die kulinarischen Weltreise, denn an rund einem Dutzend Ständen gab es internationale Spezialitäten. Die präsentierten landestypische Hausmannskost mit hohen Originalfaktor zwar zumeist auf Papptellern, aber das störte niemandem. So trafen dort russische Blinys auf indische Curryrollen auf polnisches Bigos auf koreanischen Kim-Chi-Salat. Für letzteren eignet sich das Filderkraut recht gut, das eingelegt mit Salz, Pepperonipulver und Fischsauce eine Woche in einem extra Kühlschrank fermentiert, wie eine Dame des Verbands der Koreaner in Stuttgart berichtete.

Umlagert war der Stand des Vereins der chinesischen Studenten, die ihren Kommilitonen Ze Lin dabei hatten, der auf Wunsch Namen in chinesischer Kalligraphie aufs Papier pinselte. Mit hoher Kunst, denn immerhin macht der angehende Bauingenieur das seit seinem elften Lebensjahr und hat schon diverse Preise gewonnen. Aber der Ball, der durch die landestypische Festkleidung einiger Damen aus Korea oder Indien besonders farbenfroh ist, gilt auch als Treffpunkt von Ehemaligen der Universitäten, die teilweise von weit her anreisen, um hier alte Freunde treffen.

So der Koreaner Chulpyo Hong, der extra aus Herne im Ruhrgebiet gekommen war und sich begeistert zeigte. „Die Menschen sind hier alle sehr freundlich, ganz besonders locker und so offen,“ sagte er. Ähnliches erzählte ein Apotheker aus Wernau am Neckar. Vor bald 50 Jahren war Kamdy Dadour an die Universität gekommen und trifft jedes Jahr viele alte Freunde auf dem Ball. Für ihn gehört die Veranstaltung einfach zur Landeshauptstadt: „Ohne den Ball wäre Stuttgart nix.“

(Artikel für die Stuttgarter Zeitung / Lokalteil)

Ball der Nationen 2009: Gelehrtenrepublik feiert farbenfrohen Multikultiball