Videos twittern mit Vine: Instagram auf Speed

Twitter hat letzte Woche verkündet, man habe einen Videodienst mit dem Namen Vine gestartet und vollständig in Twitter integriert. Vine ist eine separate App, mit der man auf dem Smartphone Kurzvideos anfertigt und veröffentlicht. Ein Vine-Videos dauert exakt sechs Sekunden und wird in einer Endlosschleife präsentiert. Fazit nach ein paar Tests: Das Format ist noch limitiert in den Möglichkeiten, hat aber meines Erachtens Potenzial.

Sechs Sekunden Bilderrausch
Wer Videos schneidet, kann sicher aus eigener Erfahrung bestätigen, wie lang eine einzelne Sekunde zuweilen sein kann. Es lässt sich überraschend viel Information in einer solchen Videosekunde unterbringen – als bewegtes Bild mit deutlichem Ton.

Technisch betrachtet besteht eine Videosekunde aus irgendwas zwischen 100 bis 200 Halbildern – in Abhängigkeit von der Bildwiederholfrequenz des Monitors. Gute Geräte liegen bei 100 Hz. Theoretisch kann man also mndenstens 50 Motive in eine Sekunde packen, wobei die dann unterhalb der Wahrnehmungsgrenze liegen. Umgerechnet auf ein Vine-Video wären das also 300 Einstellungen. Dann allerdings müsste man ein Video erstellen, indem man 300 Mal auf das Smartphone tappt, denn Vine-Videos entstehen via Fingertipp innerhalb der App.

So entsteht ein Vine-Video

  • App (aktuell nur für iOS, Android kommt) kostenlos laden.
  • Mit Twitteraccount registrieren.
  • Man kann nur Videos nutzen, die innerhalb der App angefertigt werden.
  • Kamerafunktion:
    • Quadratisches Bild
    • Berühren des Bildschirm = Bild- und Tonaufnahme startet bzw wird fortgesetzt
    • Loslassen des Bildschirms = Kamera stoppt Aufnahme
    • Man kann die Videoaufnahme so lange starten und stoppen, bis die sechs Sekunden voll sind, was durch einen grünen Fortschrittsbalken angezeigt wird.
    • Die Videoaufnahme kann nicht nachträglich bearbeitet werden. Bei einer misslungenen Sequenz löscht man die Aufnahme komplett und fertigt eine neue an.
    • Der Loop wird automatisch erstellt.
  • Veröffentlichen
    • Nach Fertigstellung wird dem Vine ein Titel verpasst und der Verbreitungskanal ausgewählt. Zur Verfügung stehen: Vine, Twitter, Facebook.
    • Auf Twitter und Facebook werden Links zu dem Video angezeigt und das Video selbst wir vorangezeigt – eine Funktion, die Twitter vor kurzem dem Dienst Instagram entzogen hat, YouTube und Vimeo jedoch noch immer gewährt.
    • Vine-Videos von Dritten, die nicht getwittert wurden, können nicht weiterverteilt werden. Man findet auch den Link nicht, weil der Dienst ausschließlich via App bedient wird. Das soll aber nachgereicht werden.
    • Innerhalb von Vine kann, wie von Instagram bekannt, geliked und kommentiert werden. Vine ist also eine Community für sich.
  • Gut funktioniert der Accountwechsel (siehe Screen rechts). Durch die tiefe Integration in Twitter werden nach Logout die vorhandenen Twitterkonten angezeigt und sind in Vine auswählbar. Initial braucht es drei, vier Tabs, um ein Profil einzurichten, danach ist das eine Sekundensache.

Letzte Woche hat Twitter bekannt gegeben, man habe Vine vollständig integriert. In einem Blogpost am gleichen Tag teilte Vine-Gründer Dom Hoffmann mit, sein Videodienst sei mit dem heutigen Tag gestartet und außerdem von Twitter aufgekauft worden. Dass Twitter in Videocontent einsteigt, vermutete TechCrunch schon im Oktober, rätselte aber noch wohin die Reise geht. Das wird jetzt klarer.

Man kann sich fragen, warum Twitter entschieden hat, die Videoanwendung innerhalb einer selbstständigen App laufen zu lassen, anstatt die Funktion in der Twitter-App selbst anzubieten. Vielleicht rechnet man sich bessere Vermarktungschancen aus …

Noch fehlen bei Vine ziemlich viele wünschenswerte Funktionen, zB. bereits gedrehte Schnispel „reinzuholen“, die Aufnahme nachträglich wie bei Instagramm zu bearbeiten usw. Ob das Format das Zeug hat zu faszinieren, muss man noch abwarten.

Twitter versucht sich jedenfalls realtiv vorsichtig dem Thema „Videobotschaft“ anzunähern. Zu Recht, denn ein Video hat eine viel größere kommunikative Kraft als ein simples Foto oder gar ein Text. Die bewegte Kombination aus Bild und Ton es nach wie vor unschlagbar auf dem Gebiet der emotionalen Sogwirkung. Apropos Ton: nicht umsonst schaltet Vine bei allen Voransichten außerhalb der App den Ton vorsichtshalber ab. Soundloops mit schrillen Umgebungsgeräuschen nerven schnell.

Video-Loop: bekannte Muster und neue Möglichkeiten

Ich war anfangs sehr skeptisch und dachte: Oh, noch eine unlustig-banale Animated-Gif-Schleuder? Ich lag meilenweit daneben, denn wir sehen auf Vine dokumentarische Bilder in schneller Abfolge. Ungefiltert, roh, so wie es die Kamera in der exakten Situation hergibt. Mit Blendennachzügen, Bewegungsunschärfen, Fokussierungen, allem drum und dran. Der Schnitt findet mit der Kamera selbst statt, unwiderruflich. Änderungen sind nicht möglich, nicht am Bild, nicht am Ton. Vorbereitete Sequenzen lassen sich nicht integrieren.

Instagram auf Speed
Die Loop-Funktion ermöglicht es, die Länge der Video-Sequenzen stark zu verkürzen. Es wird ja sowieso alles automatisch wiederholt und rasant präsentierte Informationen lassen sich vielleicht nicht bei ersten Anschauen auf Anhieb vollständig erfassen, aber locker beim zweiten, dritten, vierten Mal entziffern. Es können als Videomotive, die durch das quadratische Format an Instagram erinnern, in einer Länge von Sekundenbruchteilen präsentiert werden. Das wirkt etwas heltisch, aber wer will schon langweilen …

Vine ist einfach und radikal limitiert.

Stop-Motion reloaded
Walt Disney brachte die Trickfilmtechnik des Stop-Motion zum Durchbruch als ernsthafte Möglichkeit, Fantasiewelten jeglichen Ausmaßes als bewegtes Bild zu präsentieren. Motiv arrangieren, kurze Aufnahme, Motiv verändern, kurze Aufnahme, Motiv erneute verändern usw – das ist Stop-Motion.

Die Funktion der Vine-App lädt geradezu dazu ein, kleine Stop-Motion-Videos zu erstellen. Denn anders als die eingebaute Kamera-App, kann eine Videoaufnahme bei Vine beliebig oft unterbrochen und fortgesetzt werden. Nur wenn der Finger auf der Kamerabildfläche liegt, läuft die Kamera. Ansonsten stoppt sie. In der Zeit wird das Motiv verändert und der Stop-Motion-Effekt stellt sich ein – sechs Sekunden lang.

Stop-Motion-Vines gibt es inzwischen reichlich. Im Grunde handelt es sich um als Videoschleife gezeigte Instragram-Fotos – allerdings ohne Filter. Überzeugt mich nicht so ganz.

Schon besser finde ich Bewegung im Bild, die dann eben schnell geschnitten werden. Dass das auch schon bei großen Accounts ankommt, hier ein Beispiel des Fußballvereins AS Rome

In wie viele Frames lässt sich ein Vine-Video auflösen?

Offenbar doch einige. Wenn ich mir dieses hier anschaue: Das könnten ca. 50 Karten sein …

http://vine.co/v/bJFawjZEIZM

Hier zwei Vines von mir, die vielleicht illustrieren, was da gehen könnte

Fazit
Vine ist tief in Twitter integrierter Videodienst mit eigener App. Damit lassen sich 6-Sekunden-Videos aufnehmen, in der Kamera schneiden und veröffentlichen. Die Handhabung von Vine ist simpel, allerdings mit reduzierten Funktionen. Inhaltlich muss das Format noch aus der etwas infantilen Stop-Motion-Ecke raus …

Videos twittern mit Vine: Instagram auf Speed

Livestreaming mit iPhone: Ergebnisse OB-Wahl aus dem Rathaus in Stuttgart

Gestern hat in Stuttgart die Wahl zum Oberbürgermeister stattgefunden. Wie bei OB-Wahlen üblich, gab es keine Nachwahlbefragung, auf deren Basis eine Hochrechnung des Wahlergebnisses bereits um 18 Uhr möglich wäre. Stattdessen laufen die Ergebnisse der ausgezählten Stimmbezirke im Rathaus nach Schließung der Wahllokale zusammen und werden dort umgehend publiziert.

Auf Grund des großen Interesse an der Wahl über die Stadt hinaus hatte ich mich entschlossen, die entscheidenden Minuten live aus dem Rathaus per Video zu streamen. Im Rathaus hatte sich die gesamte politische Prominenz der Stadt versammelt. Ausgerüstet mit einem iPhone 5, einer LTE-Netzverbindung und der App Ustream habe ich insgesamt 60 Minuten lang in Bild und Ton übertragen, beginnend mit dem sich verfestigenden Wahlausgang bis hin zur ersten Ansprache des neuen OBs Fritz Kuhn. Die Übertragung verlief störungsfrei und hatte zeitweise über 100 Zuschauer.

Die Qualität ist sicherlich optimierbar. Das Bild scheint mit einer Auflösung von 520p rausgegangen zu sein, der Ton ist überraschenderweise gar nicht so schlecht. Bei genauerer Betrachtung scheint der Ton allerdings etwas verzögert – Bild und Ton sind nicht ganz synchron. Trotzdem: ich habe nur das iPhone verwendet so wie es ist, ohne irgendwelche Zusatzgeräte. Kein Übertragungswagen, keine 20 Kilo Ausrüstung auf dem Buckel! Ein Hinweis noch zur Energieversorgung: 60 Minuten Livestreaming kosten etwa 70 Prozent des Akkus…

Fazit: kann man machen, nur der Arm wird einem etwas lahm …

Video streaming by Ustream

Hier noch zwei Fotos von Thomas Igler von fluegel.tv/bilder/, die mich bei der Arbeit zeigen. Einmal im Rathaussaal und dann beim Interview mit dem Stuttgarter Kabarettisten Christoph Sonntag. Es sieht schon etwas lächerlich aus, oder sagen wir: ungewohnt, mit dem kleinen Gerät.

Livestreaming mit iPhone: Ergebnisse OB-Wahl aus dem Rathaus in Stuttgart

Videoblogging für LG auf der IFA 2012

Die Internationale Funkaustellung (IFA), eine der größten Publikumsmessen zum Thema Unterhaltungselektronik, hat Anfang September in Berlin stattgefunden. Ich habe dort im Auftrag von LG Electronics Deutschland mehrere Videos produziert. Neben einem Auftaktfilm, den ich hier unten eingebaut habe und der den Messestand von LG in aller Kürze vorstellt, sind mehrere Videos in sehr kurzer Zeit entstanden. Darin kommen einzelne Verantwortliche von LG zu Wort und stelllen die Highlights des Unternehmens auf der IFA persönlich vor.

Die Produktion der Videos ist in einem solchen Rahmen mit relativ smarter Technik möglich und mit vertretbarem Aufwand verbunden. Bei solchen Webvideos zählt vor allem eines: sie müssen schnell produziert und veröffentlicht werden. Vormittags gedreht, nachmittags geschnitten, abends im Blog. Ein solches Zeitraster bringt für die interessierten Nutzer ein hohen Mehrwert. Das Gefühl, unmittelbar und ungefiltert über die Messe informiert zu werden, lässt sich damit erfolgreich transportieren.

Alle Videos, die ich für LG auf der IFA produziert habe, befinden sich in dieser Playlist im YouTube-Kanal von LG Deutschand.

Videoblogging für LG auf der IFA 2012

Starkes Wachstum beim Konsum von Online-Videos in Deutschland

Starkes Wachstum bem Konsum von Online-Videos in Deutschland
Im August 2009 haben in Deutschland über 35 Millionen Webnutzer zumindest ein Video im Internet angeschaut. Insgesamt wurden auf den verschiedenen Plattformen über sechs Milliarden Videos angeklickt. Damit hat der Bereich Bewegtbild im deutschen Web ein starkes Wachstum hingelegt, haben die Abrufzahlen sich doch um über ein Drittel gegenüber dem Vorjahr erhöht.
Die Zahlen stammen von dem auf die Evaluierung von Nutzungszahlen im Internet spezialisierte britische Unternehmen comScore und wurden heute in einer Pressemeldung bekannt gegeben. http://www.comscore.com/Press_Events/Press_Releases/2009/10/36_Million_German_Internet_Users_Viewed_More_Than_6_Billion_Videos_Online_in_August_2009
Die vorgestellten Zahlen zeigen auch, dass die Nutzer dabei die für Webvideos bekannten Marken bevorzugen. Vor allem die Angebote, die von Google unter anderem mit YouTube bereit gestellt werden, konnten ihre Spitzenposition halten. Fast jedes zweite in Deutschland aufgerufene Video befindet sich lt. comScore bei YouTube. Den Rest verteilt sich die auf die Online-Kanäle der privaten TV-Stationen sowie von Universal Music.
Aufschlussreich ist, dass in der Top10 der besuchten Portale kein einziges der deutschen YouTube-Konkurrenten wie Sevenload, myVideo oder Clipfish genannt wird. Offenbar spielen diese in der öffentlichen Wahrnehmung keine Rolle.

Im August 2009 haben in Deutschland über 35 Millionen Webnutzer zumindest ein Video im Internet angeschaut. Insgesamt wurden auf den verschiedenen Plattformen über sechs Milliarden Videos angeklickt. Damit hat der Bereich Bewegtbild im deutschen Web ein starkes Wachstum hingelegt, haben die Abrufzahlen sich doch um über ein Drittel gegenüber dem Vorjahr erhöht.

Die Zahlen stammen von dem auf die Evaluierung von Nutzungszahlen im Internet spezialisierte britische Unternehmen comScore und wurden heute in einer Pressemeldung bekannt gegeben.

Die vorgestellten Zahlen zeigen auch, dass die Nutzer dabei die für Webvideos bekannten Marken bevorzugen. Vor allem die Angebote, die von Google unter anderem mit YouTube bereit gestellt werden, konnten ihre Spitzenposition halten. Fast jedes zweite in Deutschland aufgerufene Video befindet sich lt. comScore bei YouTube. Den Rest verteilt sich die auf die Online-Kanäle der privaten TV-Stationen sowie von Universal Music, der Telekom oder auch Microsoft.

Aufschlussreich ist, dass in der Top10 der besuchten Portale kein einziges der deutschen YouTube-Konkurrenten wie Sevenload, myVideo oder Clipfish genannt wird. Offenbar spielen diese in der öffentlichen Wahrnehmung keine Rolle.

Starkes Wachstum beim Konsum von Online-Videos in Deutschland

Videostatement zu Winnenden bei BBC

Heute ist ein Videostatement auf der News-Website der BBC veröffentlicht worden, das ich am Donnerstag gedreht habe. Die Redaktion in London hatte mich auf Grund meiner Nachrichten auf Twitter über den Amoklauf in Winnenden kontaktiert und um ein kurzen Kommentar über die aktuelle Stimmungslage gebeten.

Das Video kann ich hier nicht einbetten, deshalb muss man direkt hier zur Seite der BBC klicken, um sich die Sache anzuschauen.

BBC

Videostatement zu Winnenden bei BBC