Ball der Nationen 2009: Gelehrtenrepublik feiert farbenfrohen Multikultiball

Mini-Kulturfestival, kulinarische Weltreise, Alumnitreffen – der Ball der Nationen ist wieder Erfolg gewesen

Ein chinesischer Chor singt ein schwäbisches Volkslied und Menschen aus der ganzen Welt sind begeistert. Das kann man nur beim Ball der Nationen erleben, der am Samstag Abend in der Liederhalle zum 52. Mal stattfand und als der Höhepunkt des akademischen Jahres in der Region gilt.

Von Dirk Baranek

Etwa 2.000 Gäste vergnügten sich beim Ball der Nationen in der Liederhalle bis zum frühen Sonntag Morgen. Die 52. Ausgabe des „Höhepunkts des akademischen Jahres in der Landeshauptstadt“, wie die Leiterin des städtischen Kulturamtes Susanne Laugwitz-Aulbach sagte, kann damit als voller Erfolg verbucht werden. Nicht ganz unwichtig für die Zukunft der jährlichen Veranstaltung, deren Organisation seit zwei Jahren in privater Hand liegt. Zusammen mit dem international tätigen Impressario Jongkya Goei hatte sich Anette Holzwarth-Maier auf das Abenteuer eingelassen, die Tradition eines Balls weiterzuführen, der zumindest in Bezug auf den Akademikeranteil keinen Vergleich scheuen muss. Etwa die Hälfte der Besucher komme allein aus dem universitären Umfeld, sagte Holzwarth-Maier. Die nutzten die Gelegenheit, den feinen Zwirn und ausladende Couture anzulegen und bei Walzer und Cha-Cha-Cha das Tanzbein zu schwingen.

Zur Einstimmung gab es internationale Tanzeinlagen von diversen Kulturgruppen auf der großen Bühne. Denn das Fest ist bewusst multikulturell und fügt sich damit ein in das Bild der globalen Gelehrtenrepublik. Die Mischung erzeugt einen ganz besonderen Zauber, wenn nach dem französischen Chansonier eine Gruppe zierlicher Damen tamilischem Tempeltanz vorführen, die wiederum von einer Premiere abgelöst werden, bei der junge Tänzer klassisches Ballet modern interpretieren. Und wo sonst kann man einen chinesischen Chor mit 50 Sängern erleben, die das Lied „Auf dr schwäb’sche Eisenbahn“ schmettern? Natürlich unter donnerendem Applaus des amüsierten Publikums.

Nicht zu vergessen die kulinarischen Weltreise, denn an rund einem Dutzend Ständen gab es internationale Spezialitäten. Die präsentierten landestypische Hausmannskost mit hohen Originalfaktor zwar zumeist auf Papptellern, aber das störte niemandem. So trafen dort russische Blinys auf indische Curryrollen auf polnisches Bigos auf koreanischen Kim-Chi-Salat. Für letzteren eignet sich das Filderkraut recht gut, das eingelegt mit Salz, Pepperonipulver und Fischsauce eine Woche in einem extra Kühlschrank fermentiert, wie eine Dame des Verbands der Koreaner in Stuttgart berichtete.

Umlagert war der Stand des Vereins der chinesischen Studenten, die ihren Kommilitonen Ze Lin dabei hatten, der auf Wunsch Namen in chinesischer Kalligraphie aufs Papier pinselte. Mit hoher Kunst, denn immerhin macht der angehende Bauingenieur das seit seinem elften Lebensjahr und hat schon diverse Preise gewonnen. Aber der Ball, der durch die landestypische Festkleidung einiger Damen aus Korea oder Indien besonders farbenfroh ist, gilt auch als Treffpunkt von Ehemaligen der Universitäten, die teilweise von weit her anreisen, um hier alte Freunde treffen.

So der Koreaner Chulpyo Hong, der extra aus Herne im Ruhrgebiet gekommen war und sich begeistert zeigte. „Die Menschen sind hier alle sehr freundlich, ganz besonders locker und so offen,“ sagte er. Ähnliches erzählte ein Apotheker aus Wernau am Neckar. Vor bald 50 Jahren war Kamdy Dadour an die Universität gekommen und trifft jedes Jahr viele alte Freunde auf dem Ball. Für ihn gehört die Veranstaltung einfach zur Landeshauptstadt: „Ohne den Ball wäre Stuttgart nix.“

(Artikel für die Stuttgarter Zeitung / Lokalteil)

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