Die Fans können kommen

Gastronomie ist auf Europameisterschaft gut vorbereitet. Umsatzwachstum erwartet.

Die Fußball-Europameisterschaft, die vom 7. bis 29. Juni stattfindet, wirft ihre Schatten voraus. Deutschland wird erwartungsgemäß im Fußballfieber liegen und wie bei der WM vor zwei Jahren ist die Gastronomie fest entschlossen, davon zu profitieren. Nicht nur in Sportsbars sondern auch in vielen Kneipen, Biergärten und Restaurants laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um den Fans ein unterhaltsames Gemeinschaftserlebnis zu bieten. Die positiven Erfahrungen der WM haben bei den Gästen ihre Spuren hinterlassen. Das Mitfiebern mit anschließender Siegesfeier wird sehnlichst erwartet und wer sein Lokal in dieser Zeit nicht dieser Nachfrage widmet, wird sich auf Einbußen einstellen müssen.

Das ist jedenfalls die Überzeugung von Aurelio Tomarelli, Inhaber des Restaurants Via Veneto in der Münchner Maximilianstraße. Für ihn es eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, den Gästen während der EM etwas Besonderes zu bieten. „Wer nichts macht, kann in der Zeit sowieso nur Däumchen drehen,“ meint Tomarelli. Deshalb wird im Innenhof des Lokals (120 Sitzplätze) eine Leinwand aufgebaut und die Spiele live mit einem Beamer übertragen. Preislich wird Tomarelli nichts ändern, geht aber von mindestens 50 Prozent mehr Umsatz aus, den er mit verstärktem Einsatz von Aushilfen bewältigen will. Wenn denn das Wetter mitspielt… Klimatische Unwägbarkeiten sind bei den Planungen der große Unsicherheitsfaktor, denn die meisten Unternehmen verlegen ihre EM-Angebote auf vorhandene Freiflächen. Anders sieht das Konzept im Hotel Radison SAS Schwarzer Bock in Wiesbaden aus. In dem 5-Sterne-Haus wird es in einem historischen Kaminzimmer mit Baranschluss für 30 Gäste eine Übertragung geben. „Wir machen das für unsere Hotelgäste und für Fans, die ein etwas exklusiveres Ambiente möchten,“ sagt F&B-Manager Dominik Prem. Geordert werden kann aus der Roomservice-Karte und Biermix-Getränke zum Vorteilspreis genießen. Prem setzt die Aktion daher mit geringem Mehraufwand um und sieht das Angebot als Imagepflege, um Hemmschwellen abzubauen. Bei der Entscheidung spielte der Umstand, dass in der hessischen Landeshauptstadt alle Spiele live bei einem Großevent übertragen werden, keine Rolle. 

Das sehen die meisten Gastronomen so, auch wenn der Lokalpresse zu entnehmen war, dass es in Berlin einige Betreiber von Biergärten sehr zu schätzen wissen, dass die Fanmeile in diesen Jahr auf die Halbfinale und das Endspiel beschränkt bleibt. Das ist in Stuttgart ähnlich, hat aber bei der Entscheidung von Birgit Grupp, ihren innerstädtischen Biergarten mit Leinwand auszustatten, keine Rolle gespielt. „Es gab ständig Nachfragen von Stammgästen, die die schöne Stimmung während der WM 2006 noch einmal erleben möchten,“ berichtet die Geschäftsführerin des mittelständischen Unternehmens. Mehr Umsatz erwartet Grupp nicht, da der Platz, an dem sie mit Paulaner und Brunnerz gleich zwei Lokale betreibt, immer gut gefüllt sei und die Fußballfans erfahrungsgemäß weniger Speisen abfragen. Die Aktion wird mit Pressearbeit und intern beworben. Das passt ins Bild, denn auf größere Marketingaktionen verzichten die meisten Unternehmen, nutzen allerdings verstärkt die neuen Möglichkeiten des Internet. „Die Resonanz ist sensationell,“ berichtet Carsten Jutzi, Geschäftsführer des Infoportals Restaurant-Kritik.de. Binnen zwei Tagen hätten sich über 100 Betriebe gemeldet, um ihr Angebot auf einer frisch gestarteten Übersicht aller EM-Lokale gratis einzutragen (www.restaurant-kritik.de/em08-live/). Jutzi geht davon aus, dass viele Gäste im Web nach Public-Viewing-Angeboten suchen werden.

Bei der Technik halten sich die Unternehmen zumeist an die Drei-Meter-Regel, um Lizenzkosten zu sparen. Die UEFA verlangt nur dann Gebühren, wenn die Leinwand, auf der die Übertragung ausgestrahlt wird, eine Diagonale größer als drei Meter aufweist. Vorraussetzung ist allerdings, dass bei der Veranstaltung keine Eintrittsgelder erhoben werden, es keinen Verzehrzwang gibt und keine Sponsoren im Umfeld agieren. Größere Projektionsflächen müssen angemeldet werden, sind jedoch gebührenfrei, wenn es sich um nicht-kommerzielle Events handelt. Wichtig für Gastronomen außerdem: Es werden wenn auch geringe GEMA-Gebühren fällig, da Musik rund um die Übertragungen abgespielt wird. Die Fans können also kommen!

 

[Artikel für die AHGZ]

Die Fans können kommen

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