Genuss fängt vor dem Essen an

140 Aussteller präsentierten sich am Wochenende auf der Messe Lust auf Genuss. Dass kulinarische Freuden nicht unbedingt nur etwas mit hochwertigen Lebensmitteln zu tun hat, zeigte sich auch bei der Auswahl der angebotene Produkte. 

Genuss ist mehr als die kenntnisreiche Auswahl der richtigen Zutaten und hängt offenbar wesentlich mit der Qualität der Werkzeuge zusammen, mit denen diese verarbeitet werden. Diesen Eindruck konnte man jedenfalls am Wochenende auf der Messe Lust auf Genuss gewinnen. Mindestens ein Drittel der Aussteller boten nicht etwa kulinarische Köstlichkeiten an, sondern versuchten die zahlreichen Besucher für Küchen, Kochgeschirr, Edelstahlmesser, Schneidbretter mit Abfalllade oder Plastikbehältnisse zu interessieren.
  

Mit dabei auch ein Unternehmen, das sich mit öffentlichem Marketing sonst eher zurückhält: Tupperware. Dass in der bunten Standoptik sogar ein männliches und dann auch noch recht attraktives Wesen die zumeist weibliche Kundschaft beriet, hat auch mit dem gestiegenen Interesse von Herren an der Haushaltswelt zu tun, so Bezirkschefin Gabriela Raffael. Seit 33 Jahren veranstaltet sie die berühmt-berüchtigten Verkaufsparties und ist mit dem Messeverlauf recht zufrieden. Regionale Unterschiede gibt es beim Absatz kaum. „Im Süden verkaufen wir allerdings mehr große Mehlbehälter als anderswo,“ sagt sie. Das hänge wohl mit der Spätzleküche zusammen.

Auf seine männliche Kundschaft kann auch Jürgen Stendle aus Deizisau von der Firma Dick setzen. Die edlen Schneidgeräte, die seit 1778 aus der Messerfabrik kommen, werden zu 80 Prozent von Männern gekauft. Die Frauen würden eher nur die kleinen Schnitzmesser kaufen, die Herr die größeren Profiklingen. Fünf gute Messer sollte man schon besitzen, um je nach Bedarf das richtige zur Hand zu haben, so Stendle. Beim Kauf am besten neben der Stahlqualität achten auf eine ergonomische Griffform und spaltenfreie Verarbeitung, sonst gäbe es Hygieneprobleme. 

Den Andrang von kulinarisch interessierten Publikum nutzten auch etliche Markenartikler für einen Auftritt. Eine große Backpulverfabrik war mit einer Showküche präsent, ein namhafter Geschirrhersteller präsentierte eine von Karl Lagerfeld entworfene Kollektion und das schwäbische Unternehmen Gazi seine Palette mediterraner Milchprodukte. Das in Stuttgart-Ost beheimatete Unternehmen hat inzwischen 350 Mitarbeiter an drei europäischen Standorten und ist nach Angaben von Pressesprecher Kahraman Erdin Marktführer bei „ethnischen Lebensmitteln“, wie er die Weichkäse und Joghurtprodukte nennt, die auf türkischen Herstellungsverfahren basieren. „Unseren Namen kennt wegen des aktiven Sportmarketings schon fast jeder und hier sollen die Leute auch mal die Produkte kennenlernen,“ so Erdin. Neuestes Produkt ist Helim, eine Art Fetakäse zum Grillen, der vor allem in Ostdeutschland sehr beliebt ist, wie Erdin etwas verwundert berichtet. Dort sei das als vegetarischer Kebap der Verkaufschlager. 

Auffällig waren beider Messe auch die vielen Stände, an denen Trüffel angeboten wurden. Vor allem italienische Feinkosthändler boten den Edelpilzan, ab fünf Euro das nussgroße Stück aufwärts. Dabei auch der „Trüffel-Express“ aus Offingen im Allgäu. Am Stand der Inhaberin Susanne Backes kamen Pilzfreunde voll auf ihre Kosten. Morcheln, Pfifferlinge, Steinpilze, Maronenröhrlinge und Trüffel zählten dazu. „Die besten Trüffel gibt es in der kalten Jahreszeit“, sagte Susanne Backes, der Weiße Trüffel aus Alba im Piemont sei der Begehrteste. Wer an den Stand kam, konnte auch gleich Pasta mit Trüffelbutter probieren. Davon wurde an den Weinständen oder denen mit Süßwaren reichlich Gebrauch gemacht. 

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Genuss fängt vor dem Essen an

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