Ein Stück lebendiger Kultur Chinas

In der Festhalle Feuerbach wurde die Gründung der Chinesischen Sprachschule Stuttgart vor zehn Jahren gefeiert.

Seit 1997 werden in der Chinesischen Sprachschule Stuttgart Kinder aus chinesischen Familien muttersprachlich unterrichtet. Gestern Nachmittag feierte man in der gut gefüllten Festhalle in Feuerbach das Jubiläum und die erfolgreiche Arbeit.

In der Festhalle Feuerbach feierte gestern Nachmittag die Chinesische Sprachschule Stuttgart ihr 10-jähriges Jubiläum, an der inzwischen 180 Kinder jeweils am Samstag die Sprache und Kultur ihrer Eltern lernen. Die vom Verein China Kultur Kreis getragene Institution, die in den letzten Jahren stark gewachsen ist und die die Räume der Leibniz-Schule in Feuerbach nutzt, vermittelt neben Fähigkeiten in der Muttersprache auch kulturelle Techniken. „Besonders freuen wir uns, dass wir jetzt auch Kalligrafie anbieten können,“ sagt Chen Wei, die Leiterin der Schule. Außerdem werden Tanz- und Kung-Fu-Kurse angeboten und auch Deutsche lernen dort Chinesisch.

 Wie erfolgreich die Arbeit ist, zeige unter anderem der Umstand, dass sehr viele Absolventen die externe HSK-Prüfung bestehen, mit der ein Studium an einer Hochschule in China möglich ist. Das sieht die chinesische Regierung wohl ähnlich, denn sie unterstützt die Schule nicht nur mit Lernmaterialien, sondern schickte zur Geburtstagsfeier auch die stellvertretende Generalkonsulin aus Frankfurt zu einer Dankesrede in die gut gefüllte Festhalle.

Dort ging es ganz zwanglos zu. Die vielen Kinder tollten herum und warteten auf ihren Auftritt, denn jede der 13 Jahrgangsstufen zeigte, was sie gelernt hatte. Kleine Theateraufführungen, ein Schwerttanz mit Tai-Chi, Sprachspiele mit Zungenbrechern und ein Chor mit jungen Frauen in klassisch geschnittenen Seidenkleidern, die ein Mondlied singen – das alles machte den Eindruck einer lebendigen Community, die sich nicht abschottet, sondern ihre kulturellen Traditionen pflegt und in modernisierter Form an die nächste Generation weitergibt. Die spricht zumeist geschliffen Hochdeutsch und selbst die Kleinsten verwenden es untereinander. Allerdings sind in der Schule überwiegend bildungsnahe Schichten vertreten.

Etwa 400 chinesische Familien leben in Stuttgart und die meisten arbeiten im Umfeld der Universität und der international ausgerichteten Unternehmen, schätzt Hubert Flaig, der den Verein bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. „Gastronomen oder Händler sind das nur zu einem kleinen Teil,“ sagt er. So entstand auch die Schule auf Initiative von chinesischen Wissenschaftlern, die damit ihren Kindern die Möglichkeit geben wollen, den Kontakt zur Kultur der Heimat zu halten, erklärt Frau Chen. Dass die älteste noch existierende Hochkultur sich allerdings auch dem Sog der Globalisierung nicht entziehen kann, wurde am Anfang deutlich. Denn das von der Kindergruppe vorgetragene Jubiläumsständchen war die weltweit bekannte Happy-Birthday-Melodie. Allerdings machte die Interpretation mit der wellenförmigen Melodik auf den hoch gestimmten Saiteninstrumenten daraus fast ein Stück chinesischer Volksmusik.

[Der Artikel ist am 29. Oktober 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Ein Stück lebendiger Kultur Chinas

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