
Als Beobachter der politischen Entwicklungen in der schönsten Stadt der Welt wundert man sich zuweilen über die Miesepetrigkeit gewisser Kreise.
Nehmen wir das Beispiel Zentralklinikum.
Was passiert da eigentlich wirklich? Nun, den politisch Verantwortlichen ist mit dem geplanten Bau eines hochmodernen Klinikums am Münchfeldsee ein veritables Meisterstück gelungen. Im Ergebnis erhält Baden-Baden ein Krankenhaus mit hochspezialisierter Spitzenmedizin – was es bisher nicht gab. Aktuell versackt man in der Mittelmäßigkeit der stationären Versorgung, ein Zustand, der dieser Stadt unwürdig ist. Mittelmaß wird nicht dem Anspruch gerecht, den ein Gesundheitsstandort dieser Qualität anstreben sollte. Vor den Toren der Stadt (50 Meter neben der Gemarkungsgrenze) wird das Klinikum Baden-Baden aus dem Boden gestampft, mit dem besten, was die Medizin aktuell zu bieten hat.
Und die Kosten? Bei Lichte betrachtet sieht es doch so aus: Bezahlt wird das Ganze im Wesentlichen von Bund, Land und Landkreis. Die Reduzierung des Anteils an der Trägergesellschaft hat die Finanzierung des 600-Millionen-Projektes auf ein kommodes Maß geschrumpft. Das ist clever, wird es die Kasse der Stadt mittelfristig ordentlich entlasten. Denn dann müssen nur noch langfristige Kredite bedient werden. Das ständige Stopfen von Budgetlöchern bei der KMB mit liquiden Mitteln wird beendet; liquide Mittel, die dringend benötigt werden, um die Stadt zu sanieren und zu modernisieren. Der Neubau kostet letzztlich weniger, als weiter am Bestand herumzuwerkeln.
Das Sahnehäubchen: Der Standort Balg bietet große Chancen. Ärztezentrum, Pflegestandort, Ausbildungsstätte – die Stadt hat jetzt die spannende Aufgabe, ein Konzept für Balg zu entwickeln. Abriss ist keine Option. Lust auf neue Ideen dringend vonnöten.
Zurück zu den Miesepetern. Deren Verlustängste werden arg getriggert: Jetzt nehmen sie uns auch noch das Krankenhaus weg! Gemach, Bürgerinnen und Bürger, die schlechte Stimmung ist Kalkül, einfach zu durchschauen. Zusammengekratzte Argumente, Gutachterphobie, Neiddebatten und Dorfdenke ergeben einen faktenbefreiten Mix, der keine gangbare Zukunft aufzeigt.
Die wahren Lokalpatrioten freuen sich auf das schnieke Zentralklinikum, wo Spitzenmedizin allen Bewohnern und Gästen zugute kommt.
Foto DB: Infoveranstaltung der KMB zum Theme Zentralklinikum im Kongresshaus Baden-Baden im Oktober 2024
Naja, „die schlechte Stimmung ist Kalkül“… aus welchen Gründen?
Das sollten Sie dem unbedarften Leser vielleicht noch erläutern.
Baden-Baden ist eine bekannte „Marke“; sorgt alleine durch den Namen weltweit für Interesse und Neugier. Selbst wenn „nur gefühlt“ dieses Baden-Baden als eine besondere Stadt für „Reiche, Schöne, Alte und Abgefahrene“ eingeordnet wird, hat das sogar wirtschaftlich betrachtet mehr Wert, als z.B. Deutschlands beste Klinik, die womöglich nur 10 Meter neben der Stadtgrenze von Baden-Baden liegt.
Mir geht es als ein in Baden-Baden geborener und aufgewachsener Mensch, gewiss nicht um irgendwelche Verlustängste. Rein rechnerisch mag ja das Münchfelder Modell auch o.k. und vernünftig sein. Da will ich mich als interessierter Laie gar nicht schlauer geben als es mir möglich ist. Ich bin mir aber aufgrund verschiedener Beobachtungen und Erfahrungen als Einheimischer der einstigen Kurstadt, sowie meinen Aufenthalten in unzähligen Städten und Dörfern in Deutschland, aber auch sehr vielen Ländern in Europa sehr sicher bin, dass alleine die Bekanntheit von B.-Baden unglaublich viel Geld wert ist. Weit mehr, als dass das jemals eine noch so gute Klinik in Rastatt wettmachen könnte.
Mein Kommentar ist sicher für einen Aufschrei jetzt beleidigter Rastatter geeignet. Liebe Nachbarn, was sagt ihr Bürgern in Paris, London, Prag oder Timbuktu, wenn die euch fragen, wo eure Heimatstadt „wohnt“?
Ich selbst kann mir als alter S… unter der heute gegebenen Umständen eine Wohnung in meiner geliebten Heimatstadt nicht mehr leisten. Sah bei meinem Abschied vor 10 Jahren kaum noch ein bekanntes Gesicht in der Fußgängerzone. Ganz schön sche… älter zu werden, auch wenn man sich gar nicht danach fühlt.
Grüße von einem 66 Jahre alten, als Franzose in Baden-Baden geborenem Altstädtler aus dem kroatischen Exil kurz hinter den Alpen von Österreich und Slowenien. ♥️
Michel