Die Populationen der Wasservögel an Stuttgarter Gewässern sind einigermaßen stabil. Mit einer regelmäßigen Zählung erfasst der Naturschutzbund die Bestände. Allerdings gibt es immer wieder Schwankungen und neue Arten zu verzeichnen.
Die Welt der Wasservögel an den Stuttgarter Gewässern ist mehr oder weniger in Ordnung. Das ist das Fazit, das Michael Schmolz aus dem Vorstand des Naturschutzbundes Nabu zieht, der gestern wieder auf seinem monatlichen Rundgang war, um am Eckensee und im Schlossgarten die Tiere zu zählen. Zwar gibt es immer wieder gewisse Schwankungen und Veränderungen in den verschiedenen Populationen, aber ganz genau weiß man nicht, worin diese begründet sind.
So hat sich die Zahl der Stockenten seit Mitte der 90er Jahre nahezu halbiert, allerdings eher auf Normalmaß angesichts der sich weiter verknappenden Lebensräume der Vögel. Früher hielten sich bis zu 300 Enten am Eckensee auf, aktuell sind es noch 70. Diese Zahl scheint dem Ort eher angemessen zu sein und die Verringerung erklärt der Diplom-Biologe denn auch mit dem Fütterungsverbot. „Die Tiere kommen in die Stadt aufgrund des Nahrungsangebots und der eisfreien Wasserflächen im Winter,“ sagt er. Insgesamt vierzig Arten kann man beobachten, wovon die Hälfte allerdings nur temporär die Stadt ansteuert, weil sie auf dem Durchflug sind oder je nach Wetterlage aus dem Norden in wärmere Gefilde ziehen. Darunter sind sogar seltene Arten. So lässt sich ein Eisvogel am Schlossgartensee beobachten.
Ein Vergnügen für Frühaufsteher, denn der beste Zeitpunkt ist die Morgendämmerung, wenn noch nicht so viel los ist in den Grünanlagen. Aktuelle Augenweide zu jeder Tageszeit ist eine stattliche Population von Graugänsen. 41 Exemplare zählte Schmolz, die es sich auf der Wiese vor dem Kunstgebäude gemütlich gemacht hatten und frisches Gras zupften. Manchmal sind es sogar noch mehr und dann hält sich etwa ein Drittel des Stuttgarter Bestandes dort auf.
Eigentlich gehören die laut Schmolz recht cleveren Tiere gar nicht in diesen Lebensraum. Aufgetaucht sind sie zum ersten Mal 1981 und wurden vermutlich von Jägern ausgesetzt. Ihre Brutplätze haben sie am Max-Eyth-See, wo aber nur sechs Paar Nachwuchs großzieht. Da die Lebenserwartung bei bis zu fünfzehn Jahren liegt, konnte sich die Population vergrößern. Inzwischen werden die Stuttgarter Graugänse auch schon in Heilbronn und Plochingen gesichtet, gut erkennbar an einem blauen Ring am Bein, den die meisten tragen. Probleme gab es in den letzten Jahren nur mit dem Blesshuhn, dessen Zahl stark abnahm. Die Ursache ist unbekannt. „Es kann auch eine Krankheit sein,“ sagte Schmolz. Oft erholen sich die Bestände wieder.
[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]