Die Silberlocken kehren zurück

Auf der Messe Eigentum und Wohnen informierten sich am Wochenende tausende Besucher über aktuelle Bauprojekt und Finanzierungsmöglichkeiten. Fazit der Aussteller: Die Nachfrage nach Wohneigentum ist weiter hoch. Stark im Trend liegen hochwertige City-Wohnungen.

„Wir sind hier die Exoten“, sagte Thomas Brandl, der für die Gemeinde Lichtenwald Baugrundstücke vermarktet. Der Ort mit 2.500 Einwohnern liegt zwischen Schorndorf und Plochingen und bietet im frisch ausgewiesenen Siedlungsgebiet 40 Baugrundstücke für Einfamilienhäuser zu günstigen Konditionen. Trotz Preisen zwischen 220 und 330 Euro der Quadratmeter, einer idyllischen Lage, Grundschule und einer Ganztagesbetreuung für Kleinkinder gestaltet sich die Vermarktung schleppend. Denn seit der Abschaffung der Eigenheimzulage und dem inzwischen scharfen Wettbewerb der Städte um junge Familien kommt selbst eine zwar intakte, wenngleich etwas abseits gelegene Gemeinde ins Hintertreffen.

Das Häuschen im Grünen scheint für viele nicht mehr der Weisheit letzter Schluss zu sein. So auf jeden Fall die Aussagen vieler Aussteller auf der Messe Eigentum und Wohnen, die am Wochenende in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle stattfand. „Das Motto ‚Eine Immobilie im Leben“ gilt nicht mehr,“ sagte zum Beispiel Marcus Ziegler von dem Unternehmen modernbau. Am Messestand wurde für mehrere Objekte im Stuttgarter Stadtgebiet Abnehmer gesucht, unter anderem für ein Objekt mit fünfzehn Eigentumswohnungen in der Räpplinstraße. Über mangelnde Anfragen könne er sich nicht beklagen, denn die Kundschaft ziehe es verstärkt zurück in die City. Das konnte Roland Waidmann von der BW-Bank voll bestätigen. „Die Silberlocken zieht es zurück in die Stadt“, sagte er. Täglich erhalte er mehrere Anfragen von Kunden im gereiften Alter, die nach dem Auszug der Kinder ihre Häuser im Speckgürtel gegen eine attraktive Wohnung in der Innenstadt tauschen wollten. Diese Klientel wisse die kurzen Wege zu schätzen, um Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten und Kultur im nahen Umfeld zu haben. Die Wohnungen dürfen dann auch gerne zwischen 140 und 200 Quadratmeter groß sein und über eine luxuriöse Ausstattung verfügen.

Geld ist meistens kein Problem. Die meisten finanzieren die Anschaffung mit Eigenkapital. Gefragt sind vor allem die Wohnviertel im Westen und Süden. Die Nachfrage übersteigt denn auch schon das Angebot bei weitem. Tipp daher von Waidmann: „Kaufen Sie eine unrenovierte Altbauwohnung in guter Lage und mit Ausblick auf die Stadt.“ Denn für Investionen in die nachfolgende Renovierung gibt es zurzeit viel Geld vom Staat. Darüber informierte die landeseigene L-Bank, die sich als Ansprechpartner für Finanzierungskonzepte und Führer durch den Fördermitteldschungel präsentierte. Zinsgünstige Darlehen für junge Familien können hier ebenso beantragt werden, wie Mittel des Bundes für Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Interessant auch ein Programm für noch kinderlose Paare. Wenn innerhalb von sechs Jahren doch noch Nachwuchs kommt, werden bis zu 9.750 Euro vom Darlehen getilgt, pro Kind!

Auch die Stadtverwaltung war mit einem Stand präsent und informierte über günstige Baugrundstücke, sowie über die Möglichkeiten im Rahmen des Familienbauprogramms. Davon profitieren Familien, bei denen es bei der Finanzierung von Wohneigentum hapert. Im besten Falle gibt die Stadt dann einen Zuschuss von 30.000 Euro – bar auf die Hand! Das Interesse der Häuslesbauer nach diesen Mittel ist groß. „Es gibt soviel Anträge wie noch nie,“ sagte Yvonne Bart-Schöning und betonte den sozialen Ansatz des Programms. „Wir wollen die Schichten in Eigentum bringen, die es alleine nicht schaffen.“

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

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