Jugendfreizeit mit Spielfreude pur

Kinder aus ganz Württemberg verbrachten ihr Wochenende in einem EM-Camp des Handballverbandes Württemberg

 Am Wochenende fand in der Sporthalle des TV Cannstatt am Schnarrenberg eines der zwei EM-Camps statt, die der Handballverband Württemberg (HVW) in diesem Jahr veranstaltet. Nachdem im letzten Jahr die vier, bei der Weltmeisterschaft in Deutschland durchgeführten Camps auf sehr gute Resonanz gestoßen waren, gibt es in diesem Jahr zwei aus Anlass der aktuell in Norwegen ausgetragenen Europameisterschaft. Die teilnehmenden Mädchen und Jungen im Alter von 12 bis 14 Jahren kamen aus ganz Württemberg nach Stuttgart. Die 38 Plätze waren sehr schnell ausgebucht, wie Heidi Meier, Jugendbetreuerin beim HVW, berichtete. Sie konnte auch bestätigen, dass das Interesse an der ansonsten eher ein Nischendasein fristenden Sportart stark gewachsen ist. „Die konkreten Daten für 2007 liegen zwar noch nicht vor, aber die Mitgliederzahlen sind sicherlich gestiegen, vor allem im Jugendbereich,“ sagte Meier.

Die zwei Tage des Camps verbrachten die Teenager vor allem mit anspruchsvollen Trainingseinheiten, für die extra professionelle Gasttrainer, darunter einer mit A-Lizenz, verpflichtet wurden. Die Spezialisten für Handballtechnik aber auch für Athletik und professionelles Lauftraining sollten den Kindern neue Impulse für den Vereinsalltag mit auf den Weg geben. Die fanden das offensichtlich hoch spannend wie Luisa Haug aus Balingen und Seline Subas aus Waldhausen bei Lorch bestätigten. Seit sieben Jahren spielen die beiden Dreizehnjährigen schon Handball und wissen daher das Angebot zu schätzen. „Das Training ist das beste,“ sagten sie, wobei allerdings der der Frage vorangegangene Kicheranfall auch auf andere, eher im menschlichen Bereich zu suchende Motive schließen lässt. Typisch Jugendfreizeit eben.

Neben den Trainingseinheiten gab es für die Kinder außerdem reichlich Gelegenheit, den unterhaltenden Aspekten des Tempospiels freien Lauf zu lassen, denn die zwei EM-Vorrundenspiele der deutschen Nationalmannnschaft am Wochenende wurden per Videoprojektor auf eine große Leinwand geworfen. Gemeinsames Mitfiebern war also angesagt, allerdings fiel das eher verhalten aus. Der WM-Erfolg im letzten Jahr lässt den Fans das siegreiche Abschneiden bei der Europameisterschaft wohl eher als Selbstverständlichkeit erscheinen. Erst als Pascal Hens den kleinen Ball in die Torecke des Vorrundengegners Ungarn donnert, ist der Jubel groß in der weitläufigen Sporthalle, in der es sich die Kinder auf Matten bequem gemacht haben. Kein Wunder, denn der Rückraumspieler ist ein Star bei den jugendlichen Fans. Auch der Zwölfjährige Manuel Schmidt aus Weinstadt erklärt den schlaksigen Hünen mit der unkonventionellen Punkfrisur zu seinem Idol. „Pascal Hens ist der beste,“ sagt Manuel, dem Handball einfach mehr Spaß macht als Fußball. „Viele Freunde spielen jetzt auch Handball,“ berichtet er. Ein Grund dafür ist sicherlich der WM-Sieg, obwohl Manuel den Sport seit langem ausübt und bereits im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal auf dem Feld stand. In der Halbzeit der Live-Übertragung des EM-Spiels freut er sich schon auf das Abendprogramm. Das sieht die Vorführung des Dokumentarfilms „Projekt Gold“ vor, in dem ähnlich wie in dem Sommermärchenfilm über die DFB-Auswahl bei der Fußball-WM 2006 die deutsche Mannschaft im gesamten Verlauf des Turniers von einem Filmteam beobachtet wird. „Der Film ist viel besser als der über die Fußballer,“ sagt Heidi Meier, denn es werde noch viel ausführlicher über die Arbeit hinter den Kulissen berichtet.

Nationaltrainer Heiner Brand und seinem Team gelingt es offenbar, den angenehmen Nervenkitzel, zum Beispiel den des Halbfinalkrimis‘ im letzten Jahr gegen Frankreich, wieder lebendig werden zu lassen – Happy End inklusive. So ganz ist die Euphorie des letzten Jahres aber noch nicht wieder da. Nach dem Abpfiff des relativ ungefährdeten Siegs gegen Ungarn kam bei den Kinder eher verhaltener Jubel auf. Statt Jubeltänze aufzuführen, setzte sich die Freude am Spiel sofort wieder durch. Die meisten griffen zum Ball und nutzten die ungezwungene Atmosphäre und die erstklassigen Bedingungen in der modernen Halle um einfach draufloszuwerfen. Die Spielzüge der Idole müssen schließlich nachgespielt werden … (dba)

 [Der Artikel ist am 22. Januar 2008 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Jugendfreizeit mit Spielfreude pur

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