Prozess wegen Autoschieberei

Mehrere hunderttausend Euro soll der Schaden betragen, den eine Bande von Autoschiebern im letzten Jahr verursacht haben soll. Gestern begann der Prozess gegen einen 38-Jährigen, der aber die ihm zur Last gelegten Taten abstritt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm gewerbsmäßige Hehlerei und Bandenmitgliedschaft vor.

Die Masche war nach Ansicht der Staatsanwaltschaft immer die gleiche. Man besorgt sich auf der Basis von Leasingverträgen hochwertige Lastwagen und Kleintransporter, bevorzugt der Marken Mercedes-Benz und MAN, und meldet die Autos nach einer gewissen Zeit als gestohlen. Anschließend werden die Fahrzeuge über die Türkei nach Syrien geschafft und dort mit Gewinn verkauft. Auf diese Art und Weise sollen laut gestriger Anklage vor der 16. Strafkammer des Landgerichts fast zwei Dutzend Fahrzeuge verschoben worden sein. Gesamtschaden: mehrere hunderttausend Euro.

An diesen Straftaten mitgewirkt zu haben, wird ein 38-Jähriger beschuldigt, der 1992 aus der Zentraltürkei als Student nach Deutschland einwanderte. Hier schlug er sich aber zunächst als Kellner und Produktionshelfer durch und arbeitete in der Transportfirma eines älteren Bruders. Zeitweise betätigte er sich als Bauunternehmer in Bietigheim-Bissingen und hatte zuletzt ein großes Einzelhandelsgeschäft im westfälischen Bielefeld. Das ging offensichtlich gut, wie der Angeklagte ausführte, denn er habe überhaupt gar keinen Anlass gehabt, diese illegalen Geschäfte zu tätigen. Inzwischen war er aber schon ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten, die auch sein Telefon überwachten. Teile der Anklage fußen zudem auf Aussagen weiterer Personen, die zu dem Beziehungsgeflecht gehörten und bereits vor Gericht standen. Staatsanwalt Hengstler sieht es jedenfalls als erwiesen an, dass der Angeklagte sich der gewerbsmäßigen Hehlerei als Mitglied einer Bande schuldig gemacht hat.

Nächste Woche werden daher insgesamt 19 Zeugen vor Gericht erscheinen, um ihre Aussage zu machen. Schon gestern wurde klar, dass es einigen Aufwand kosten wird, das Geflecht von Verwandten und Bekannten zu entwirren, in dem sich der Angeklagte bewegte und das fast an mafiöse Strukturen erinnert. Dieser Eindruck wurde durch Einlassungen des Angeklagten erhärtet, der zugab, den Kauf eines 9mm-Revolvers vermittelt zu haben. Ein Bekannter habe „Probleme mit Leuten“ gehabt und ihn nach Möglichkeiten gefragt, eine Schusswaffe zu erwerben. Auf seine Vermittlung hin kam es dann zu der Übergabe der Pistole im März 2007 auf dem Parkplatz der Moschee in Feuerbach. Die 1.200 Euro, die dafür fällig waren, wurden von dem Angeklagten bezahlt, der sie als „Geschenk“ weitergab, so seine Aussage gestern. Auch sonst war man nicht zimperlich. Mehrfach wurde offenbar intern besprochen, missliebige, konkurrierende Geschäftsleute und Zeugen mit negativen Aussagen vor Gericht mit körperlicher Gewalt zu bedrohen oder deren Läden anzuzünden. Für den Angeklagten waren all das nur „Scherze“ und Missverständnisse der Ermittler aufgrund der für blumige Redensarten bekannten türkischen Sprache.  

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Prozess wegen Autoschieberei

Messerstecherei wegen Liebeshändel jetzt vor Gericht

Ein 21-Jähriger aus Wangen muss sich wegen versuchtem Totschlag vor der 2. Jugendkammer des Landgerichts verantworten.

Gerade aus der Haft entlassen begann der Angeklagte ein Verhältnis mit der langjährigen Verlobten des Bruders des späteren Opfers. Dieser hatte sich bei einem Streit zwischen die Kontrahenten geworfen und trug dabei eine schwere Verletzung durch einen Messerstich davon. War es Notwehr oder versuchter Totschlag, diese Frage muss das Gericht nun klären.

Vor der zweiten Jugendkammer des Landgerichts hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart gestern Anklage gegen einen 21-Jährigen wegen versuchten Totschlags erhoben. Die Tat ereignete sich am Abend des 8. Januar diesen Jahres beim Inselbad in Untertürkheim. Im Zuge einer Auseinandersetzung mit zwei jungen Männern, den Brüdern Maikel und Rafi A., zu dem sich das verabredete Treffen entwickelte, hatte der Angeklagte dem jüngeren der beiden Brüder ein Küchenmesser in den Rücken gerammt. Das Tatwerkzeug, dessen Griff beim Zustechen abbrach, hatte eine 6,5 Zentimeter lange Klinge und verursachte eine schwerwiegende Verletzung. Das Opfer hatte allerdings erhebliches Glück im Unglück, denn obwohl die Klinge durch Kunstlederjacke und Pullover fast vollständig eindrang, wurden keine inneren Organe verletzt. Trotzdem musste der schwer Verletzte operiert werden und zwei Wochen im Krankenhaus bleiben. Noch heute habe er Schmerzen, sagte der junge Mann gestern als Zeuge aus. Die Staatsanwaltschaft sieht es nach den Ergebnissen der bisherigen Ermittlungen als erwiesen an, dass der Täter es „zumindestens billigend in Kauf nahm, durch den kraftvollen Stich lebenswichtige Organe zu verletzen,“ wie Staatsanwalt Gernot Blessing in seiner Anklage sagte.

In der Verhandlung gestern ergaben sich erhebliche Widersprüche zwischen der Aussage des Täters und des Opfers bezüglich des Tathergangs. Der Beschuldigte, der im Alter von zwei Jahren mit drei Geschwistern und seinen Eltern aus dem Kosovo nach Deutschland kam, bestritt die Tötungsabsicht und berief sich auf sein Recht auf Notwehr. Die beiden Brüder hätten ihn mehrfach geschlagen, sodass er keine andere Möglichkeit gesehen habe, als sich mit dem angeblich zufällig mitgeführten Messer zur Wehr zur setzen, um sich zu schützen. Mehrfach habe er den Tatort während des  Wortwechsels verlassen wollen, was aber nicht möglich gewesen sei. Den Aussagen nach ging es bei dem Treffen um ein Thema, über das sich die Beteiligten zu der Zeit schon seit Wochen gestritten hatten. Anlass war eine Beziehung des Angeklagten mit der langjährigen Freundin des älteren Bruders Rafi, Christina  Sch.. Aus dem Techtelmechtel, in dessen Verlauf die beiden sich übrigens innerhalb von etwa einem Monat 1.4000 SMS schickten, schien etwas ernstes zu werden, was Rafi A. natürlich nicht schmecken konnte.

Immer wieder habe Rafi A. mit ihm geredet und bei ihm angerufen, ob seine Verlobte gerade mit ihm zusammen sei. An dem fraglichen Abend habe man sich nochmals vor dem Inselbad verabredet, um die Summe von 30 Euro zu übergeben, die der Angeklagte den Brüdern schuldete. Nach der Geldübergabe sei dann der Streit über das Thema wieder ausgebrochen. Anwesend waren dort aber nicht nur die beiden Kontrahenten, sondern auch der jüngere Bruder und die ehemalige Verlobte. Als die Auseinandersetzung schließlich eskalierte, sei es zu Schubsereien gekommen, woraufhin der Täter ein Messer gezogen habe. Dessen erster Versuch, seinen Bruder zu verletzen, sei gescheitert, berichtete der jüngere der beiden gestern. Der zweite habe dann ihm gegolten und er sei am Rücken verletzt sofort bewusstlos zusammengebrochen.

Diese Darstellung steht im Widerspruch zu den Darstellungen des Angeklagten, der sich nicht nur bedroht sah, sondern ausführte, er sei von den Brüdern mit Faustschlägen eingedeckt worden und fast zu Boden gegangen. Daraufhin habe er mit dem Messer, das er im Laufe des Tages zwecks Vesper in der Mittagspause auf der frisch angetretenen Arbeit als Gebäudereiniger mit sich geführt habe, aus der Jackentasche geholt und einmal zugestochen. Es sei reine Notwehr gewesen, führte er aus, was allerdings nach Mimik und Körpersprache zu urteilen, nicht recht glaubwürdig wirkte. Auch wies er wohl nach der Tat keine Blessuren auf, die auf eine Schlägerei deuten ließen.

Tatsächlich steht für den Angeklagten auch einiges auf dem Spiel. Sein Strafregister weist etliche Eintragungen auf wegen Körperverletzungen und Drogendelikten. Zur Tatzeit war er zur Bewährung auf freiem Fuß, weshalb ihn der Untersuchungsrichter auch nach der Festnahme in seiner Wangener Wohnung kurz danach in Untersuchungshaft nahm, aus der er bisher nicht entlassen wurde. Bei einer Verurteilung wegen versuchtem Totschlag droht ihm nun eine längere Haftstrafe. Bei den zwei weiteren, vom Gericht angesetzten Terminen treten in den folgenden Tagen insgesamt elf Zeugen auf sowie ein medizinischer Sachverständiger. Der soll unter anderem klären, wie die Stichverletzung zustande gekommen sein muss.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Messerstecherei wegen Liebeshändel jetzt vor Gericht

Vom Pfannenschwenker zum Hoteldirektor

Das Gastgewerbe hat seine Absolventen der Ausbildungsberufe mit einer Feierstunde verabschiedet.

Die Berufsaussichten für Fachkräfte in Hotels und Restaurant sind und bleiben gut. Das betonten Branchenvertreter bei einer Feierstunde, mit der 235 Köche und Servicekräfte aus der Region nach erfolgreich absolvierter Berufsausbildung geehrt wurden. Für das demnächst beginnende Lehrjahr sind aber noch Stellen unbesetzt.

Mit einer Feierstunde im Hotel Mövenpick am Flughafen hat gestern Abend der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) der Region Stuttgart die Absolventen in den Ausbildungsberufen der Branche verabschiedet und die besten Prüflinge geehrt. 235 Köche, Hotelkaufleute, Restaurantfachkräfte und Systemgastronomen haben in den letzten Monaten in der Region ihre Prüfungen erfolgreich abgeschlossen und gehen nun wahrscheinlich ohne große Zukunftssorgen in das Berufsleben.

Denn obwohl die Branche in den letzten Jahren generell eher stagnierte wenn nicht sogar schrumpfte, werden dort Fachkräfte ständig gesucht. „Hier gibt es eigentlich nur Vollbeschäftigung, denn die Jobs werden ja nicht ins Ausland verlegt,“ sagte Inge Klotzsche, Vorsitzende der hiesigen DEHOGA-Kreises.

Sorgen machte sich auch Marie-Louise Biela nicht, die im Restaurant Logo im Haus der Wirtschaft den Kochberuf erlernt hat. Für die 20-Jährige aus Merklingen war es nach der Realschule völlig klar, dass sie auf keinen Fall einen Job in einem Büro ergreifen wollte. Schon früher habe sie in der Familie immer viel gebacken und beim Kochen geholfen. Außerdem verbindet sie mit dem Kochberuf die Möglichkeit, eigenverantwortlich und kreativ zu arbeiten. Der etwas rauere Ton, den man den Mitarbeitern zwischen Herd und Töpfen allgemein nachsagt, hat sie nicht abgeschreckt, im Gegenteil. „Ich habe vier Geschwister und zuhause war immer was los. Von daher sind die Sprüche bei der Arbeit eher lustig,“ sagte die attraktive junge Frau, die mit Bestnoten die dreijährige Ausbildung beendet hat. In der Zukunft möchte sie sich weiter als Diatköchin spezialisieren und vielleicht mal auf Wanderschaft gehen. Ein Job auf einem Kreuzfahrtschiff käme ihr dabei durchaus gelegen.

Ganz soweit ist Adrian Adler noch nicht. Der 17-Jährige war sich nach dem Abschluss der Hauptschule noch nicht so ganz sicher, welcher der Berufe ihm im Gastgewerbe am meisten liegt. Daher hat er zunächst eine zwei Jahre dauernde Ausbildung als Fachkraft im Gastgewerbe gemacht. Die besteht aus einer übergreifenden Grundausbildung in allen Bereichen, sowohl in der Küche als auch im Service. Als Lehrbetrieb fand Adler, der in Weil im Dorf lebt, das Apart-Hotel am Autohof in Wangen. Inzwischen weiß er ganz sicher, wie es weitergeht für ihn. Der Service hat es ihm angetan. „Mir macht der freundliche Umgang mit Menschen total viel Spaß,“ sagte er und will jetzt draufsatteln. In den folgenden zwei Jahren wird er deshalb eine Ausbildung zum Restaurantfachmann absolvieren und für die fernere Zukunft kann er sich sogar vorstellen, einmal Hotelmanager zu werden. Denn auch mit dem Lernen klappt es jetzt viel besser als in der Schule. Mit dem gestiegenen Interesse und der Ausrichrtung auf ein konkretes Ziel hin sei einfach die Motivation viel höher und daher die Ergebnisse besser.

Das solche Berufswege im Gastgewerbe durchaus realistisch sind, machte auch Jürgen Köhler, Chef des gastgebenden Hotels Mövenpick, deutlich. Er selbst habe es vom Koch zum Hoteldirektor gebracht. Als Arbeitgeber wünschte sich Köhler allerdings, dass hoffentlich alle Absolventen der Branche treu bleiben und nicht in andere abwandern. So ganz scheinen sich nämlich die Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten in Hotels, Restaurants und Kettengastronomie noch nicht herumgesprochen zu haben. Die Industrie- und Handelskammer konnte Ende Juli noch 200 freie Ausbildungsstellen vermelden, davon allein 60 im Kochberuf. Und der hat ja durch die Dauerpräsenz dutzender Kochkünstler auf allen TV-Kanälen einen enormen Imagewandel erfahren. Heute gelten Köche nicht mehr als bemitleidenswerte Pfannenschwenker sondern als allseits gefragte, kreative Speisemeister mit globalen Karrierechancen. „Ihr Metier kennt keine geografischen Grenzen,“ sagte denn auch Bernd Engelhardt von der IHK.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Vom Pfannenschwenker zum Hoteldirektor

Ein willkommener Hauch von Urlaubsgefühl

Die drei Stuttgarter Stadtstrände erfreuen sich trotz Wetterkapriolen großer Beliebtheit. Wirte sind mit Auslastung zufrieden.

Ein paar Tonnen Sand auf einer Freiluftfläche möglichst am Wasser, dazu Liegestühle, Sonnenschirme, kühle und Getränke und eine leichte Küche – fertig ist der Stadtstrand. An drei Standorten kann man inzwischen den kleinen Traum vom ewigen Strandurlaub erleben. Die Auslastung ist gut, auch wenn der Sommer ist diesem Jahr eher durchwachsen ist.

Es ist der Traum von Daheimgebliebenen aber auch all derjenigen, die aus dem wohlverdienten Badeurlaub zurück in den Arbeitsalltag katapultiert wurden: Die entspannte Gefühlsmischung von Sonne, Sand und kühlen Drinks gleich um die Ecke ständig zur Verfügung zu haben. Solche Glücksmomente auf Abruf anzubieten, schreiben sich in deutschen Groß- und Kleinstädten immer mehr gastronomische Einrichtungen auf die Fahne. Das Konzept ist eigentlich relativ simpel: Man verteile ein paar Tonnen Sand auf einer Freiluftfläche, möglichst am Wasser, stelle darauf Mobiliar, das man normalerweise an Badestränden findet, und biete dazu kühle Drinks und eine leichte, nicht zu komplizierte Küche. In Stuttgart gibt es inzwischen drei Orte, die sich in diesem Metier versuchen.

Ibiza-Feeling für die Partypeople

Schon seit 2004 dabei ist der Sky Beach auf dem Dach des Kaufhauses Galeria Kaufhof in der Königsstraße. Nachdem man den eher tristen Zugang durch den Hintereingang des Kaufhauses und den leicht abgenutzt wirkenden Aufzügen hinter sich gebracht hat, erwartet den Besucher eine weitläufige Fläche, die mit einem feinem weißen Sand und mit Holzterrassen gestaltet ist. „Das sind 120 Tonnen so genannter Fidschi-Sand,“ sagt Geschäftsführer Lothar Müller. Von den 150 Liegestühlen und einem guten Dutzend bettähnlicher Lagerstätten aus ist der nahezu unverstellte Blick auf den Talkessel atemberaubend. Man fühlt sich dem Himmel nah und kann die Abwesenheit von spiegelnden Wasserflächen schmerzlos verkraften. „Stuttgart ist nicht Hamburg, wo es an jeder Ecke Wasser gibt,“ sagt Müller. Dafür zeige sich hier das unverwechselbare Flair der Stadt und auch nachts sei das Panorama mit den vielen Lichtern sehr attraktiv. Die Saison sei bisher gut verlaufen, trotz der Wetterkapriolen. Es sei eben ein typischer deutscher Sommer, mit all seinen Hochs und Tiefs, meint Müller. Die Beschallung mit elektronischer Musik ist recht aufdringlich und verweist auf die Beliebtheit des Sky Beach bei einem jüngeren Publikum, das sich etwas von der Atmosphäre auf der bei Technojüngern so beliebten Partyinsel Ibiza schnuppern möchte. Vor allem abends ist es rappelvoll, wenn sich etwa 500 Gäste auf der Fläche tummeln. Die nehmen dann Cocktails für je sieben Euro und dazu einen der diversen Flammkuchen (6,80 Euro). Geöffnet ist der Sky Beach von 11 bis 1 Uhr. Zwei Spezialtipps: Immer Sonntags gibt es Brunch mit warm-kalten Buffet. Ganz besonders werden außerdem die Vollmondnächte gefeiert. Wenn dann der bleiche Erdtrabant seine Bahn über den Kessel zieht, treten bekanntere DJs und sogar Feuerschlucker auf. Heute ist übrigens Vollmond…

Hoch über dem Fluss

Ein etwas anderes Publikum zieht es an den Neckar in den Cannstatter Stadtstrand. Auf dem hohen Ufer über der Bundeswasserstraße, umgeben von einer ganzen Reihe von öffentlichen Spielanlagen, lassen sich Familien aus der Nachbarschaft, erschöpfte Besucher der direkt gegenüber liegenden Wilhelma und Gruppen von Radwanderern nieder, die eine Pause machen von der Tour auf dem Fahrraduferweg. Auch hier gibt es natürlich eine ganze Reihe der unvermeidlichen Liegestühle aus Holz und Stoff sowie ein paar Tisch-Bank-Kombinationen Marke Biergarten. Der Sand kitzelt recht grob zwischen den blanken Zehen. „Das ist Flusssand aus Mannheim,“ sagt Inhaber Alexander Scholz, der mit der bisherigen Saison recht zufrieden ist. 300 bis 400 Gäste finden sich an einem normalen Tag ein. Das Wasser ist zwar einen Steinwurf weg und Baden darf man sowieso nicht, aber durch den alten Baumbestand gibt es viel Grün und dazu unbeschwerten Auslauf für den Nachwuchs. Der kann klettern, rutschen oder Beachvolleyball spielen. Essen und Trinken kann man recht günstig und die selbst gemachten Hamburger sind für um die drei Euro ein echter Tipp. Geöffnet ist der Stadtstrand täglich von 12 bis 23 Uhr. 

Kinderparadies am See

Ganz neu dabei ist der Standort May-Eyth-See. Auf der sich in den See schiebenden Landzunge wurden vor vier Wochen an dem Kiosk MaxS mehrere Tonnen recht feiner Sand direkt am Ufer verteilt. Woher der kommt, konnten die beiden Betriebsleiterinnen Sandra Spranger und Edelgard Hamann nicht mehr sagen. Da das Publikum fast nur aus Familien besteht, ist das Ganze fast eine riesige Buddelkiste geworden. Am Wochenende tummeln sich da manchmal bis zu 50 Kinder, die auch nach den von den Betreibern ausgelegten kleinen Schätzen suchen. „Wir verstecken die aber nur oberflächlich unter dem Sand, sonst würden die uns das komplett umgraben,“ sagt Sandra Spranger lächelnd. Auf Musikbeschallung muss man ganz verzichten, denn auf Grund des Naturschutz dürfen die hier siedelnden Vögel nicht gestört werden. Auf den 25 blau-weiß-gestreiften Liegestühlen hat man allerdings wirklich das Gefühl, an einem Strand zu sitzen, denn die Wasserfläche ist nur einen Schritt entfernt. Baden ist nicht zu empfehlen, denn noch ist das Seewasser trübe und eine Begegnung mit den Hobbykapitänen der Segel- und Tretboote ist sicherlich nicht angenehm. In der angeschlossenen Selbstbedienungsgastronomie, die wie das ganze Gelände von einer gemeinnützigen Gesellschaft zur beruflichen Eingliederung von ALG-2-Empfängern betrieben wird, findet man sommerliche Freibad-Klassiker: Rote Wurst, Pommes, Apfelschorle. Allerdings ist jetzt auch eine Cocktailbar im Angebot, wenn nicht gerade mal wieder die Belastung mit Wespen zu hoch ist. Geöffnet ist abends auch nur bis 21 Uhr, weshalb sich das hier wohl eher nicht zum Hotspot für feierwütiges Publikum entwickeln dürfte.

Fazit

Eins ist klar: Die Strände sind sehr beliebt. Probleme mit der Auslastung hat keiner der Betreiber, es sei denn das Wetter spielt total verrückt. Aber dagegen ist natürlich niemand gefeit, der Freiluftgastro betreibt.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Ein willkommener Hauch von Urlaubsgefühl

Hobbygriller ermitteln Stadtmeister

Zwölf Teams sind gestern Nachmittag angetreten, um am Rost den besten Wurst- und Fleischgriller der Stadt zu finden.

Zum Sommer gehört der Grillabend einfach dazu. Vor allem unter jungen Leuten ist das Freiluftkochen am heißen Rost sehr beliebt. Dabei ist man durchaus ambitioniert, wie bei der 2. inoffiziellen Stadtgrillmeisterschaft am Stadtstrand in Cannstatt zu beobachten war.

Die Jury war nicht mit allem zufrieden. Die längs halbierte Möhre war noch hart, obendrein trocken und wurde wohl einfach nur auf den Grill gelegt, statt in Alufolie eingewickelt langsam zu garen. Das gab eine schlechte Note auf dem Bewertungszettel unter dem Punkt „Geschmack der Beilage“. Bei den anderen Benotungskriterien wie dem Aussehen des Gesamtgerichts, die optische Garstufe des Entrecots oder dessen Bissfestigkeit sah es hingegen gar nicht so schlecht aus. Eingereicht wurde das Gericht in der Kategorie „Fleisch“ bei der am gestrigen Nachmittag ausgetragenen, inoffiziellen 2. Stuttgarter Stadtgrillmeisterschaft vom Team „Die Foliengriller“. Das besteht aus vier jungen Männern, die aus dem Bezirk Münster kommen, sich schon von Kindesbeinen an kennen und privat eigentlich eher wenig selbst kochen. Allerdings sind sie begeisterte Griller, vor allem mit Holzkohle. Im letzten Jahr haben sie es mit ihren Kreationen sogar auf Platz fünf geschafft. Gestern mussten sich die insgesamt zwölf Teams aber am Grillen mit Gas versuchen.

Ausgesucht wurden die Teilnehmer von den Veranstaltern, einer Stuttgarter Eventagentur. „Entscheidend war die Präsentation der Teams bei der Bewerbung im Internet,“ sagte Projektleiter Christian List. Ein pfiffiges Foto, ein lustiger Name und schon kann es losgehen. Der Veranstalter stellte den Teams einen gasbetriebenen Grill und einen üppig gefüllten Warenkorb. Darin befanden sich neben diversen Gemüsesorten wie Champignons, Zucchini und Paprika auch zwei Kilo Rindfleisch sowie 15 Rote und 15 Bratwürste. Ein türkischstämmiges Team bat um Geflügelwurst, was problemlos erfüllt wurde. Selbst mitbringen konnten die Teilnehmer Marinaden, Saucen zum dippen oder was ihnen sonst noch einfiel und das war einiges. Von der Kreativität einiger Teams zeigte sich selbst der Profi überrascht. 

Chris Reich ist hauptberuflicher Griller und tourt durch den deutschen Südwesten, um vor Supermärkten die Kundschaft auf den Geschmack zu bringen. Er war am Sonntag eingeladen, um dem Publikum seine Künste auf einer Showbühne zu präsentieren. „Die Amateure haben immer wieder sehr witzige Ideen,“ sagt er. Soeben hatte er als Juror eine Currywurst Hawai verkostet, bei der der Klassiker noch mit gegrillter Ananas aufgepeppt wurde. Einschränkend muss er aber hinzufügen, dass anders als bei den echten Profi-Wettbewerben am Sonntag keinerlei Beschränkung bei der Wahl der Mittel herrschte. Angesprochen auf die Frage, ob das Grillen mit Gas nicht eigentlich eine Paradoxie sei, weil ja gerade der spezifische, rauchige Geschmack nicht erzeugt werden kann, erläutert Reich seine Grillphilosphie. Er selbst bevorzugt ungeköhlerte amerikanische Harthölzer, die einen sehr milden und spezifischen Rauchgeschmack auf das Grillgut übertragen. Das Gute an Gas sei allerdings, dass man schön langsam und optimal temperiert vorgehen könne. Gewisse Gemüse seien außerdem eher schwach im Eigengeschmack und würden auf Holzkohle nur noch rauchig schmecken. Ansonsten sieht er diese Grundsatzdiskussion entspannt und ist eher darauf erpicht, auf den weit verbreiteten Kardinalfehler von Otto-Normal-Griller, Fleisch und Gemüse über statt neben der Flamme zu grillen, hinzuweisen. Durch die Fettverbrennung entstehen zu viele, vermutlich Krebs erregende Stoffe, die mitzuessen schlicht gesundheitsgefährdend ist. Die meisten Produktionen der Teams sahen allerdings recht ansehnlich aus, kaum verkohlte Sachen dabei. Die am Nachmittag anschwellende Publikumsschar nutzte denn auch reichlich die Chance zu probieren, denn der Warenkorb ging nur zu einem kleinen Teil an die Jury. Der Rest wurde frei verteilt und die Griller sahen mit Vergnügen, wie ihre Kreationen reichlich Abnehmer fanden.

www.stadtgrillmeisterschaft.de

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Hobbygriller ermitteln Stadtmeister