Rauchende Köpfe beim Intelligenztest

Am Wochenende stellten sich 40 Stuttgarter freiwillig einem Intelligenztest im Rahmen des „Nationalen IQ-Testtag 2007“, der vom Verein Mensa veranstaltet wird. Unser Autor unterzog sich dem Test.

Deutschlandweit haben am Wochenende bei mindestens 1.000 Mitbürgern außerplanmäßig die Köpfe geraucht. Sie wollten im Rahmen des Nationalen IQ-Testtags des Hochbegabtenvereins Mensa wissen, wie schlau sie wirklich sind. Darüber sagt angeblich der Intelligenzquotienten (IQ) etwas aus, der keine starre Skala ist, sondern auf der Intelligenzverteilung in der Gesamtbevölkerung basiert. Etwas umstritten ist das Ganze, aber das interessiert die zehn Teilnehmer, die sich am Samstag Nachmittag in einem schlichten Seminarraum der VHS am Rotebühlplatz einfinden, herzlich wenig. Vier Damen und sechs Herren wollen wissen, ob sie wenigstens bezüglich der Hirnkompetenz zu den oberen Zehntausend gehören, bildlich gesprochen. Denn eines von 7.000 Mensa-Mitgliedern kann man nur ab IQ 130 aufwärts werden, was etwa zwei Prozent der Bevölkerung entsprechen soll.

Daran interessiert ist auch Sven Mörk, der im Alter von 31 Jahren schon promovierter Mediziner ist. „Ich will es einfach mal genau wissen, so für die Schublade,“ sagt er lächelnd. Im Internet habe er schon Tests gemacht, aber die hatten immer unterschiedliche Ergebnisse. Der Mensa-Test gelte als seriös und deshalb hat er die 49 Euro investiert. Bevor es losgeht, prüft Irene Kade, Testleiterin bei der Stuttgarter Sektion von Mensa, die amtlichen Identitätsnachweise, damit keiner mogeln kann. Ist noch nicht vorgekommen, beteuert sie. Dann geht es los, die Aufgaben liegen als Heft vor mir und rechts daneben der anzukreuzende Antwortbogen. Acht verschiedene Aufgabengruppen müssen in jeweils drei bis sieben Minuten erledigt werden.

Am Anfang ist alles noch recht leicht, das logische Ergänzen von Sätzen liegt mir offensichtlich. Ganz fies erscheint mir die Aufgabe, sich Eigenschaften von 15 Waren einzuprägen und dann 20 Minuten später Fragen nach diesen Kombinationen zu beantworten. Jedes Produkt hat drei Eigenschaften: Name, Preis und Herkunftsland. Vereinfacht wird die Gedächtnisaufgabe durch den Umstand, das es fünf Warengruppen gibt, innerhalb derer Herkunftsland und Preise identisch sind. Trotzdem: mir das einzuprägen, schaffe ich sieben Minuten niemals! Vielleicht hilft die Strategie, sich willkürliche Reihen nicht durch lineares Pauken zu merken, sondern durch eine Art Bildergeschichte. Das funktioniert ganz gut, aber wohin mit diesen Produktnamen, reinste Fantasiewörter wie Salarini oder Mobisal? Egal, womöglich schaffe ich die Fragen in der Mehrzahl gleich trotzdem. Das soll sich als schwerer Irrtum herausstellen, an dieser Aufgabe bin ich bestimmt gnadenlos gescheitert.

Besser gehen weitere Aufgaben, die mit sprachlicher Bedeutung zu tun haben. Obs am Beruf liegt?. „Durch Übung kann man höchstens fünf IQ-Punkte gutmachen,“ hatte allerdings Irene Kade vorher gesagt. Wird mich also nicht rausreißen, das tägliche Wörterschieben. Schwierigkeiten machen auch die gedrehten Würfel. Von einem Würfel, bei dem alle Flächen mit unterschiedlichen Motiven versehen sind, sieht man drei Seiten. Jetzt gilt es, aus sechs Würfeln denjenigen zu finden, der mit dem ersten identisch sein kann. Man muss den ersten Würfel im Kopf drehen und wenden und Bezüge zwischen den Seitenmotiven herstellen. Das ist knifflig, aber nach der dritten Aufgabe gerate ich in Schwung und komme über, nunja, intelligente Strategien schnell auf den richtigen Würfel. Nach 90 Minuten ist alles vorbei und die Zeit verging wie im Flug. In zwei Wochen kommt das Ergebnis per Post. Ich glaube nicht, dass es für Mensa reicht. Ich werde mein Leben nicht ändern.

[Der Artikel ist am 17. September 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

P.S.: Inzwischen habe ich das Ergebnis erhalten: IQ 119…

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