Neuer Campus für die Waldorf-Uni

Haussanierung und Gartengestaltung schaffen Raum für weltweites Zentrum der Waldorfpädagigik

Waldorf wächst, auch in der Lehrerausbildung. An der Uhlandshöhe wurde gestern nicht nur der Umbau einer Villa zum Seminarhaus gefeiert, sondern auch die Eröffnung eines veritablen Campus. Die Freie Hochschule mit 300 Studierenden hat jetzt ein neues Zentrum.

Das Gebäudensemble der Waldorfpädagogen unterhalb der Uhlandshöhe ist um ein neues Schmuckstück reicher. Gestern wurde mit einer Feierstunde das sanierte und umgebaute Haus in der Haußmannstraße 48 eröffnet, aber tatsächlich geht die Bedeutung des damit entstandenen Campus über eine simple Renovierung weit hinaus. Kräftig umgestaltet wurde auch der Garten hinter der 2005 von der Freien Hochschule für Waldorfpädagigk gekauften Privatiersvilla. Mauern wurden niedergerissen und eine leicht ansteigenden Streuobstwiese angelegt, die die Verbindung zu dem dahinter liegenden Seminargebäude der Hochschule darstellt, Darum gruppiert sich eine Art Amphietheater aus grob behauenem fränkischen Jura.

„Wir wollten etwas mit schwäbischen Anklängen gestalten,“ sagte Georg Schumacher, Dozent für Gestaltung an dem Seminar, in dem 300 Studierende zu Lehrern an Waldorfschulen aus- und fortgebildet werden. Über zwei Millionen Euro wurden investiert, um die bisher auf mehrere Gebäude verstreuten Seminare in eine vorher nicht vorhandene räumlichen Zusammenhang zu bringen. Vier Kursräume entstanden in der Villa, eine Mitarbeiterwohnung sowie eine Cafeteria.

Damit will die Hochschule, die als einzige der reformpädagogischen Bewegungen eine eigene Lehrerausbildung in unabhängigen, allerdings staatlich anerkannten Seminaren anbietet, ihrer Bedeutung als Zentrum der Waldorfbewegung Ausdruck verschaffen. Die ist inzwischen global und mit fast 1.000 Schulen ein weltweites Phänomen. So kommen die Studenten denn auch aus 50 verschiedenen Ländern, um sich in die pädagogische Theorie und Praxis auf der Basis der Lehren von Rudolph Steiner einführen zu lassen. 120 verlassen jedes Jahr die Einrichtung und tragen nicht nur das ganzheitliche Bildungskonzept, sondern auch ihr Bild von Stuttgart als den Ort in die ganze Welt, an dem die Ideen Steiners 1919 an gleicher Stelle zum ersten Mal Realität wurden.

Ein historisches Pfund, mit dem auch Bildungsbürgermeisterin Susanne Eisenmann in ihrem Grußwort wucherte. „Wir sind stolz auf Sie,“ sagte Eisenmann und lobte das gelungene architektonische Gesamtkunstwerk. Angesichts der stark wachsenden Zahl von Eltern, die ihre Kinder lieber in eine private Schule in freier TRägerschaft als in eine staatliche Schule schicken, äußerte sich Claus Schmiedel, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, etwas nachdenklicher. Es sei es ein Alarmzeichen ersten Ranges, wenn so viele bildungsnahe Familien sich gegen das staatliche Angebot entscheiden, was er in Bezug auf die Qualität des Unterrichts gleichwohl verständlich fand. Alle Politiker betonten denn auch die wichtige Rolle der freien Schulen, um dem öffentlichen System Beine zu machen oder wie es Winfried Kretschmann von den Grünen formulierte: „Sie sind die Hefe im Teig des trägen staatlichen Schulwesens.“ Um im Bild zu bleiben: Die Züchtung dieser Hefe hat jetzt ihren würdigen Ort gefunden.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Neuer Campus für die Waldorf-Uni

Perspektiven für Menschen mit Defiziten

Mit einem Modellprojekt wird Geistigbehinderten der Berufseinstieg ermöglicht

Menschen ohne Ausbildung haben große Probleme auf dem Arbeitsmarkt. Das gilt umso mehr für Menschen, die auf Grund einer geistigen Behinderung nicht ausbildungsfähig sind. Statt einer Perspektive in einer geschützten Werkstatt versucht ein Modellprojekt in Stuttgart jetzt einigen eine Chance in der Berufswelt zu ermöglichen.

Um die berufliche Eingliederung von Menschen mit geistigen Behinderungen ist es nicht zum Besten gestellt. Für die allermeisten sind die Chancen, abseits der geschützten Werkstätten eine Stelle auf dem regulären Arbeitsmarkt zu finden nur gering. Um wenigstens einem Teil der Absolventen von Förderschulen und Schulen für geistig Behinderte eine Perspektive im normalen Berufsalltag zu geben, wird in Stuttgart mit dem nächsten Schuljahr ein Modellprojekt ins Leben gerufen, das in dieser Form im Land einzigartig ist, so Rüdiger Hezel, Rektor der Gustav-Werner-Schule. Das Besondere daran ist vor allem die Kooperation vieler verschiedener Beteiligter. Neben den Förderschulen und den Schulen für Geistigbehinderte und für Körperbehinderte bemühen sich auch der Integrationsfachdienst (IFD), verschiedene Schulverwaltungsämter bei Stadt und Land sowie einige engagierte Unternehmen. In einer Art selbstorganisierten Vorphase wurden bereits erste positive Ergebnisse erzielt. Jetzt geht es darum, das Projekt zu verstetigen.

Zielgruppe des Projektes sind die leistungsschwächsten Schüler der Förderschulen sowie die leistungsstärksten aus dem Bildungsgang für Geistigbehinderte. „Es geht um etwa je zehn bis fünfzehn Prozent aus diesen beiden Schularten,“ sagte Hezel, der das Projekt am Dienstag Abend einer Runde aus Beteiligten und der Politik vorstellte. Die schulpolitischen Sprecher der Gemeinderatsfraktionen äußerten sich denn auch unisono positiv über die Anstrengungen, bei denen die sorgfältig ausgewählten Schüler über drei Jahre hinweg mit Praktika und berufsbegleitendem Unterricht für die Arbeitswelt fit gemacht werden. Etwa 40 Schüler will man in den nächsten drei Jahren so begleiten und eine realistische Chance in der Arbeitswelt geben. Dabei kommen Tätigkeiten in der Hauswirtschaft, der Gastronomie, im Lagerbereich oder auch im KFZ-Handel in Frage.

Positive Erfahrungen mit dieser Personengruppe hat Andreas Meixner gemacht, der in Cannstatt einen Abschleppdienst mit sechs Mitarbeitern betreibt. Die Schüler seien durchweg hochmotiviert und jeder habe trotz generell eingeschränktem Leistungsspektrum besondere Kompetenzen, die man eben finden und fördern müsste. Mit dem Projekt soll denn auch dem in den letzten Jahren einem starken Wandel unterworfenen Bild auf diese Personengruppe Rechnung getragen werden. „Wir wollen weg von der Defizitorientierung hin zu einer Betonung der vorhandenen Kompetenzen,“ sagte Thomas Hofmann, Schulleiter an einer Schule für Körperbehinderte.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Perspektiven für Menschen mit Defiziten

„Jetzt habe ich keine Angst mehr vor dem Tod!“

Ein neuer Dienst im Klinikum Stuttgart kümmert sich ganzheitlich um schwerstkranke Patienten

Mit einem Palliativmedizinischen Konsiliardienst will das Klinikum Stuttgart die Situation von Menschen verbessern, die keine Aussicht mehr auf Heilung haben. Bei dem ganzheitlichen Konzept geht es neben der Linderung körperlicher Probleme auch um die Betreuung der Angehörigen.

Menschen, die an unheilbaren Krankheiten leiden, die verbleibende Lebenszeit möglichst angenehm zu gestalten, ist das Ziel, das sich ein neuer Querschnittsdienst im Klinikum Stuttgart gesetzt hat. Er trägt den etwas sperrigen Namen Palliativmedizinischer Konsiliardienst und ist in der Form ein echte Innovation. Beheimatet im Katharinenhospital, kommt er in allen Häusern des Klinikums zum Einsatz, denn der Bedarf an einer ganzheitlichen Versorgung schwerstkranker Menschen, die keine Aussicht mehr auf Heilung haben, steigt ständig. Das Besondere daran, so die onkologische Oberärztin Marion Daun bei einem Pressegespräch, sei das Zusammenwirken von ganz verschiedenen Professionen.

So besteht das Kernteam, das sich auf Grund einer Anforderung aus den Stationen um den jeweiligen Patienten kümmert, nicht nur aus medizinischem Fachpersonal, sondern auch aus Pflegeprofis und Sozialbetreuern. Darüber hinaus werden Physiotherapeuten, Psychologen und Seelsorger zu Rate gezogen, um für die konkreten Fälle einen Therapieplan zu entwickeln, der dann nicht mehr die Heilung zum Ziel hat, sondern eine möglichst hohe Lebensqualität bis zum leider unvermeidlichen, absehbaren Tod. Pro Woche werden inzwischen zwei bis vier Patienten betreut, inklusive deren Angehörige, denn das sei ein wichtiger Aspekt der Arbeit des Dienstes. Immerhin handele es sich um einschneidende Erlebnisse mit vielfältigen psychologischen und sozialen Folgen, bei deren Bewältigung durch Gesprächen und Beratung sehr sinnvoll sei.

„Jetzt habe ich keine Angst mehr vor dem Tod!“ hätten Betroffene nach dem Miterleben der Maßnahmen schon geäußert, berichtete Daun. Denn bei Schmerzen, Erstickungspaniken oder ständigem Erbrechen, die häufigsten Symptome an denen Schwerstkranke leiden, könnte durch die Neudefinition des Therapieziels und dem nachfolgenden Zusammenwirken aller Beteiligten Linderung geschaffen werden, ganz abgesehen von den psychologischen Problemen wie Depressionen und Angstzuständen. „Wir gehen ehrlich auf die Patienten zu und diese Gespräche tun enorm gut,“ sagte Daun. Für die Klinikleitung ist der Konsiliardienst ein weiterer Baustein in Richtung einer menschliche Medizin, die sich an den Bedürfnissen der Patienten und nicht allein an dem ökonomischen Erfolg eines klinischen Großbetriebs ausrichte. „Mit dem Dienst kann man kein Geld verdienen,“ sagte der Klinische Direktor Claude Kier. Der Respekt vor der Würde des Menschen sei aber für das Klinikum handlungsleitend. Insgesamt wurden fünf Stellen geschaffen, die dem Dienst zugeordnet sind. 

Bei den Patienten, die einer palliativmedizinischen Therapie bedürfen, handelt es sich in 80 Prozent der Fälle um Menschen, die an den Folgen einer Krebserkrankung leiden. Deshalb sind die entsprechenden Fachkräfte im Olgakrankenhaus und in Bad Cannstatt diesen Abteilungen zugeordnet. Denn schön seit langem wird Todkranker eine besondere Betreuung zuteil, allerdings nicht in der Organisation als interdisziplinäres Team. Für die Klinik ist das auch nur ein erster Schritt. Ein zweiter könnte die Einrichtung von Stützpunkten in den am häufigsten betroffenen Abteilungnen sein. Die Einrichtung einer eigenen palliativmedizinischer Abteilung, wie es sie an anderen Kliniken durchaus gibt, hält Marion Daun nicht für sinnvoll. „Die meisten Krebspatienten sind lange in Behandlung und kennen ihre Stationen bereits,“ sagte sie. Es herrsche daher meist der Wunsch vor, in der gewohnten Umgebung zu bleiben,  eventuell bis zum letzten Atemzug, denn immerhin noch 40 Prozent aller Menschen stirbt bundesweit nicht zu Hause sondern im Krankenhaus. Tendenz steigend.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

„Jetzt habe ich keine Angst mehr vor dem Tod!“

Mit Kunst über sich hinauswachsen

Der durch eine Krankheit an den Rollstuhl gefesselte Künstler Friedrich Zirm stellt in einem Drogeriemarkt aus

Kunst im Schaufenster eines Drogeriemarktes ist keine Alltäglichkeit. Das Umfeld einer profanen Warenästhetik reizt aber Friedrich Zirm ganz besonders. Der an spastischer Lähmung erkrankte Künstler präsentierte gestern ein neues Projekt im dm-Markt im Kronprinzbau. Mit dabei: dm-Chef Götz W. Werner.

Das Thema des Stuttgarter Künstlers Friedrich Zirm ist die Reduktion auf das Wesentliche. Sich selbst bezeichnet Zirm als Freigrafiker und die Arbeit mit Kohlestift und Papier ist Kern seines Schaffens. Die abstrakten, schwarz-weißen Kompostionen aus Strichen und Linien zu deuten, überlässt Zirm ganz dem Betrachter. „Die Botschaft ist die Frage“ steht dazu auf seiner Internetseite. Diese Schlichtheit und gelichzeitige Radikalität des Ausdrucks hängt sicherlich auch mit dem „Zustand“ zusammen, wie Zirm selbst die Tatsache nennt, durch die Folgen einer spastischen Lähmung fast vollständig an den Rollstuhl gefesselt und auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Zeichnen muss er mit dem Mund, eine Technik, die er allerdings virtuos beherrscht, wie man in einem Video sehen kann, das parallel zu dem im Schaufenster des dm-Marktes im Kronprinzbau ausgestellten Werk gezeigt wird. „Mein Leben in Tüten“ ist der Titel der Arbeit, die gestern Nachmittag in Anwesenheit von von Götz W. Werner, Inhaber der Drogeriekette dm, eröffnet wurde.

Zu sehen ist ein Schaufenster mit 44 Plastiktaschen von dm, drapiert auf einer massiven Gerüstkonstruktion. Die Tüten materialisieren die verflossenen Lebensjahre des Künstlers. Jede enthält daher 52 Blätter aus Büttenpapier mit jeweils sieben Strichen. Zwei Jahre hat Zirm für diese Arbeit gebraucht und seine ganze Kraft investiert. Inzwischen fällt ihm selbst das Sprechen sehr schwer, weshalb er seine Rede verlesen lassen musste. Darin bekennt sich der Künstler zu diesem profanen Standort für sein Werk, denn die Kunst müsse dorthin, wo der Alltag der Menschen stattfinde. Mit der Arbeit möchte er darauf aufmerksam machen, dass wir alle auf die Leistungen anderer Menschen angewiesen sind. „Keine Idee, keine Entwicklung wird real ohne die Mitwirkung aller.“ Seine eigene Existenz sei bedingt durch die Krankheit die „reinste Form des Konsums von Dienstleistungen“ und mit diesem Werk wolle er nun der Gesellschaft etwas davon zurückgeben. 

Diese Haltung imponiert Götz W. Werner enorm. In der Öffentlichkeit bekannt wurde Werner, der ein Unternehmen mit fast 2.000 Filialen und 25.000 Mitarbeitern dirigiert, durch seinen Vorschlag von einem allgemeinen, staatlich finanzierten Grundeinkommen für jeden Bürger. Für Werner ist Zirm ein Vorbild dafür, dass es jedem Menschen gelingen kann, seine Schicksalsaufgabe zu meistern und dabei über sich hinauszuwachsen. „Jeder Mensch ist ein ergebnisoffenes Wesen, das seine scheinbare Determinierung überwinden kann,“ sagte er. Die Kunst sei dabei eine besonders geeignete Form, mit der sich das Menschsein zur Wahrnehmung bringen könne. Sein Unternehmen unterstütze daher kulturelle Aktionen und übernehme damit gesellschaftliche Verantwortung.

[Artikel für die Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Mit Kunst über sich hinauswachsen

Eine Stadt ohne Kinder ist furchtbar

Eine Podiumsdiskussion im JES konstatiert Handlungsbedarf bei der Familienfreundlichkeit in der Stadt

Der demographische Wandel ist in vollem Gange. Wie dieser gestaltet und beeinflusst werden kann, darüber diskutierten lokale Experten im Jungen Ensemble Stuttgart. Fazit des Abends: es ist viel geschehen in Richtung kinderfreundliches Stuttgart, aber noch lange nicht genug.

Wie ist es um die Kinderfreundlichkeit in Stuttgart bestellt? Warum entscheiden sich immer mehr Menschen gegen das Kinderkriegen? Hängt das eine vielleicht mit dem anderen zusammen? Das waren die Fragen, auf die eine Veranstaltung im Jungen Ensemble Stuttgart (JES) am Mittwoch Abend Antworten geben wollte. Die Podiumsdiskussion fand im Rahmen der aktuellen Spielzeit des JES statt, die unter dem Thema „Älter werden  – oder wie die Zeit vergeht“ steht.

Neben Aufführungen von passenden Stücken wurde dieses Thema durch insgesamt vier Abende vertieft, bei denen Experten und lokale Macher verschiedene Aspekte des demographischen Wandels vertieften. Das Thema beschäftigt zurzeit viele Menschen, was sich auch am Interesse für die Reihe zeigt. Der Dramaturg Christian Schönfelder, der die Reihe für das JES konzipierte, zeigte sich über den Publikumszuspruch in den zurückliegenden Wochen sehr zufrieden. „Das besondere Format hat offensichtlich funktioniert,“ sagte er.

Die Diskussionsabende wurden nämlich jeweils mit einem szenischen Vorspiel der Global Player eingeleitet, einer im JES beheimateten Amateurtruppe aus Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren. Die legten auch am Mittwoch eine ironisch-provokante Gesprächsbasis, als sie das Publikum 100 Jahre in die Zukunft versetzten. In ihrem imaginären Kidsworld konnte man Kinder nach Maß oder von der Stange kaufen inklusive Umtauschrecht. „Kinder in der besten Qualität“ wurden angepriesen, ohne Geburtsschmerzen in bereits pflegeleichtem Zustand erhältlich. Da blieb so manchem Zuschauer das Lachen etwas im Halse stecken, was sich dann in der folgenden, angeregten Diskussion Bahn brach.

Moderiert von der SWR-Journalistin Silke Arning trugen zunächst Stephanie Mair-Huydts vom Kuratorium Kinderfreundliches Stuttgart, Carola Haegele vom Generationenhaus Heslach und Achim Wörner, Ressortleiter Lokales bei der Stuttgarter Zeitung, ihre Thesen zur aktuellen Situation der jungen Generation in der Stadt vor. Alle konstatierten, dass mit der Initiative von Oberbürgermeister Schuster zwar schon viel geschehen, aber man noch lange nicht am Ziel sei. „Es bleibt noch viel zu tun,“ sagte Stephanie Mair-Huydts und Achim Wörner konstatierte Beharrungskräfte: „Das Thema Kinderfreundlichkeit ist ein zähes Geschäft.“ Zwar habe die Stadt auf einigen Feldern inzwischen bundesweit Vorbildcharakter, aber vor allem im alltäglichen Zusammenleben von Alt und Jung bleibe Handlungsbedarf. „Wir müssen Strukturen schaffen, um Missverständnisse und Sprachlosigkeit zu überwinden,“ sagte Carola Haegele. Nur so könne ein gesellschaftliches Klima hergestellt werden, in dem Kinder willkommen seien.

Neben den vom Staat herzustellenden Rahmenbedingungen sei dieses Klima essentiell für eine positive Entscheidung zum Kinderkriegen. Hier seien auch die Unternehmen gefragt, die eigene Kinderkrippen anbieten und junge Eltern durch flexible Arbeitsbedingungen unterstützen müssten. „Man kann nicht alles auf den Staat abschieben,“ sagte Achim Wörner. Nur wenn alle das ihre dazu beitragen, könne das gesellschaftliche Umfeld verbessert werden, um eine familienfreundliche Stadt zu schaffen. Die sei absolut erforderlich. Denn Kinder sind nach wie vor das Salz in der Suppe des Lebens, nicht nur aus rationalen Gründen sondern ebenso aus emotionalen. „Eine Stadt ohne Kinder ist doch furchtbar,“ betonte Frau Mair-Huydts. Die im Publikum anwesenden Jugendlichen machten in ihren Diskussionsbeiträgen dann deutlich, dass die aktuelle Situation noch nicht dazu angetan ist, dieses Horrorszenario als Illusion abzutun. Es gäbe viel zu wenige, nicht kommerzialisierte oder durchgeplante Freiräume für Jugendliche in der Stadt, monierten sie.  

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Eine Stadt ohne Kinder ist furchtbar