Die Anbieter von Dinnershows sind mit der abgelaufenen Saison zufrieden. Für die Zukunft setzt man weiter auf Expanison.
Dinnershows erfreuen sich in Deutschlabnd weiter großer Beliebtheit. Die Mischung aus Live-Entertainment und kulinarischem Erlebnis zog auch in der jetzt abgelaufenen Saison tausende von Gästen in die Zelte und Veranstaltungssäle. Allerdings gab es mit der Insolvenz der Show Bajazzo, einer Produktion von Eckhart Witzigmann und Bernhard Paul (Roncalli), die in fünf Großstädten zu sehen war, einen Verlust zu beklagen, den sich so recht niemand erklären kann. Geschäftsführer Horst Bork slebst weiß auch nicht so genau, woran es denn nun gelegen hat. Von den vier Standorten sei die Hälfte gut gelaufen, nur in Köln und Hamburg sein man nicht erfolgreich gewesen. „Wir werden das genau analysieren und entsprechend das Konzept ändern,“ sagte Bork. So wie bisher gehe es allerdings nicht weiter. Zurzeit stelle man Überlegungen an, wie es nach der Trennung von Roncalli und mit einer Fokussierung auf die Kochkünste Witzigmanns weitergehen könne. „Wir sondieren das Gelände.“
Die Wettbewerber wollten wie üblich die Probleme bei Bajazzo nicht kommentieren, können aber selbst von wachsenden Gästezahlen berichten. Ihn hätten die Probleme bei Bajazzo überrascht, so Bernd Zerbin, Pressesprecher der Produktion Palazzo, die an zehn Standorten im In- und Ausland mit Köchen wie Harald Wohlfahrt, Alfons Schuhbeck oder Hans-Peter Wodarz zusammenarbeitet. Die Shows seien durchweg hervorragend ausgelastet gewesen, selbst in Stuttgart, wo es mit Pomp Duck and Circumstance einen starken Wettbewerber gegeben habe. Die Konkurrenz sei zwar spürbar gewesen, aber der Markt habe sich offenbar vergrößert. „Das Genre Dinnershow hat sich weiter popularisiert,“ so Zerbin. Für die Zukunft plant Palazzo weitere Standorte im In- und Ausland, darunter in Dubai (wir berichteten). Die Zeichen stehen also bei Palazzo auf Expansion, allerdings wird es bei der Ausrichtung auf die Wintersaison bleiben. Ein für 2008 geplantes Sommergastspiel auf Sylt wurde auf das nächste Jahr verschoben, eine generelle Ausweitung auf die warme Jahreszeit ist nicht vorgesehen. „Die Zelte sind plüschig und heimelig, das passt einfach nur in den Winter. Außerdem soll es ein singuläres Ereignis bleiben. Bei einem permanenten Angebot verliert das seinen Nimbus,“ sagt Zerbin. Fast 80 Prozent der Gäste sind Privatleute, die sich dreieinhalb Stunden lang bei Preisen zwischen 89 und 135 Euro vergnügen.
Bei der Stuttgarter Konkurrenz Pomp Duck and Circumstance ist man im großen und ganzen mit dem bisherigen Geschäftsverlauf zufrieden, so Geschäftsleiterin Tanja Feucht. Genaue Zahlen habe man aber noch nicht vorliegen, da die Saison bei Pomp bis Juni dauert. Nach Ansicht von Feucht ist der Markt allerdings fast schon gesättigt, da zu viele Zelte und kleinere Anbieter das Thema Dinnerschow aufgegriffen hätten. „Es findet eine McDonaldisierung statt,“ sagt sie. Das Format brauche eine gewisse Exklusivität. Den erfolgreichen Umzug von Berlin in die schwäbische Landeshauptstadt schreibt sie dem auf eine perfekte, leicht verrückte Show ausgerichteten Konzept zu. Auf einen Starkoch als Namensgeber wird bewusst verzichtet. Stattdessen setzt man auf eine „junges, kreatives Küchenteam“. Für die Zukunft sieht Feucht keine Probleme, eine Expansion auf andere Städte sei aber Moment nicht vorgesehen. 60 Prozent der Gäste kommen hier aus dem Bereich der Firmenkunden.
Von stetigem Wachstum kann auch Hamdan Madi berichten. Der Deutsch-Marrokaner betreibt im Berliner Stadtteil Tegel seit April 2004 das „Zelt der Sinne“. Die an orientalischen Motiven ausgerichteten Abende finden in mehreren Zelten statt. „Das sind marrokanische Königszelte, alles Handarbeitet,“ berichtet Madi, von Beruf Bauingenineur. Allein in den letzten zwei Jahren wurde die Kapazität verdreifacht und der Umsatz verdoppelt. Pro Abend finden etwa 200 Gäste in den Zelten Platz, wo sie für 87 Euro ein Vier-Gänge-Menü mit nordafrikanischen Gerichten und ein Unterhaltungsprogramm mit Bauchtanz und Artistik erwartet. Besonders erfolgreich sind zwei Märchenveranstaltungen, eine für Erwachsene mit erotischen Motiven und eine für Kinder am Sonntag Vormittag. Madi sieht sich allerdings eher als Kulturvermittler, denn als profitorientierten Unternehmer. „Wir sind zufrieden und können das vor allem mit einem engagierten Team umsetzen,“ sagt er. Eine Krise des Formats sieht er nicht, ganz im Gegenteil: „Wir werden weiter expandieren.“
Ein Ende des Genres kann auch Kai Leistner nicht ausmachen, Produktionsleiter des neuen Formates Do Brazil in München. Das darf sich mit dem Namen des bekannten Fußballstars Giovanni Elber schmücken, der sich am Konzept beteiligt und damit seiner bayrischen Wahlheimat sein Heimatland Brasilien näher bringen möchte. Ab 9. Oktober 2008 kann man dann bis in den Februar hinein in einem Spiegelzelt in München, genauer Standort noch unbekannt, eine Art samba-getriebenes Gesamtkunstwerk aus Artistik, Musik und Tanz genießen. Zwar wurde mit Dieter Müller ein hochkarätiger Koch verpflichtet, der ein Vier-Gänge-Menü mit südamerikanischen Anklängen austüfteln wird, aber der Grundansatz unterscheide sich doch von der Konkurrenz. „Wir sind nicht so gastronomisch fixiert,“ sagt Leistner, der einige Jahre als Geschäftsführer bei Palazzo tätig war und sich daher in der Branche bestens auskennt. Der Showaufwand werde erheblich sein und die Qualität hoch. Die Künstler kommen zum größten Teil aus Brasilien und wurden dort vor Ort gecastet. Dafür werden die etwa 400 Gäste pro Vorstellung 75 bis 145 Euro zahlen müssen. Leistner rechnet mit einer Auslastung von 80 Prozent, wobei sich private Buchungen und Firmenkontingente etwa die Waage halten. Vier bis fünf Millionen Umsatz peilt er an und plant schon jetzt für die übernächste Saison. „Wenn alles gut läuft, wird es einen, eventuell zwei weitere Standorte geben.“ Das Ziel müsse es aber bleiben, langfristig für Qualität und Innovation zu sorgen.
[Artikel für die AHGZ]