Im Rahmen der 11. Europäischen Batnight informierten sich am Samstag Abend 50 Fledermausfans am Max-Eyth-See über das Leben der nachtaktiven Säuger. In Stuttgart leben neun Arten der geschützten Hautflügler.
Aus dem schuhkartongroßen Gerät knattert es auf einmal wie bei einem Geigerzähler. „Jetzt jagen hier mindestens drei Exemplare,“ sagt Herr Günther und 50 Augenpaare starren in den Abendhimmel. Da sind dann auch schon: schwarze Schatten, die lautlos mit hektischem Zickzack über die Köpfe dahinsausen. Wahrscheinlich handelt es sich um Große Abendsegler, die heute wie jeden Abend zum Max-Eyth-See gekommen sind, um die hier reichlich vorhandenen nachtaktiven Insekten zu erbeuten.
Bis zu neun verschiedene Arten von Fledermäusen kann man in lauen Sommernächten am Rand dieses kleinen Biotops beobachten. 200 bis 300 Exemplare, die auch von der Villa Berg vor allem aber aus den Wäldern des gegenüber liegenden Neckarufers kommen, finden sich ein, um den Tagesbedarf von sechs bis neun Gramm Insekten zu decken. „Da braucht man ganz schön lange, bis man die zusammen hat,“ sagt Dr. Thomas Günther, der die kleine Exkursion leitet.
Herr Günther ist aktiv bei der Stuttgarter Gruppe des Naturschutzbundes (NABU), der sich mit dieser Veranstaltung an der 11. Europäischen Batnight beteiligt, in deren Rahmen in ganz Europa über die immer noch unheimlich wirkenden Säuger informiert wird. „Es ist eine sehr erfolgreiche Spezies, die es seit 50 Millionen Jahren gibt und fast auf dem gesamten Globus vertreten ist. Die werden uns sicherlich überleben,“ sagt Herr Günther und hält wieder das Mikrofon des Batdetektors in die Luft. Mit dem Gerät werden die Ultraschallwellen, die die Hautflügler erzeugen, hörbar gemacht. Man kann froh sein, dass man die Frequenzen zwischen 20 und 40kHz, die die rasenden Nachtjäger ausstoßen, nornalerweise nicht hören kann, es wäre eine infernalische Geräuschkulisse. Vorbei wäre es mit den ruhigen Abenden, denn bis zu 120 Dezibel laut sind die Töne und obendrein noch unregelmäßig.
Jetzt knattert es richtig hektisch – das Jagdglück war dem schwarzen Schatten hold. „Gerade hat er Beute gemacht, dabei verändert sich die Frequenz,“ weiß Herr Günther. Er kann natürlich noch viel mehr erzählen, über diese „Bio-Indikatoren“, denn Fledermäuse leben gerne in menschlichen Zusammenhängen und wo sie abziehen, da wird es auch für den Homo Sapiens eng.
Die hiesigen Arten – Abendsegler, Große und Kleine Zwergfledermaus oder die Rauhautfledermaus – haben Spannweiten von bis zu 40 Zentimeter und hängen tagsüber je nach Art in hohlen Baumstämmen, Höhlen oder leerstehenden Gebäuden. Jetzt im August fressen sie sich Speck an, um für den Winterschlaf gerüstet zu sein. Blut saugen sie natürlich nicht, sondern haben es auf Insekten abgesehen, die wohl dachten, sie könnten mit einem Leben in der Nacht dem Schicksal als Beutetier der Vögel entgehen. Da haben sie die Rechnung ohne die fast blinden, wahrscheinlich nur schwarz-weiße Schemen sehenden Jäger gemacht.
Mit ihren individuellen Schallwellen können sie sogar Objekte von der Größe eines halben Millimeters unterscheiden. Angst muss man vor den Tieren wahrlich nicht haben. „Fledermäuse sind handzahm und erkennen den Menschen nicht als natürlichen Feind,“ sagt Herr Günther. Die Haltung als Haustier ist allerdings verboten, aber wenn sich mal ein Exemplar in die gute Stube verirrt, ist keine Panik angesagt. Fledermäuse beißen normalerweise nicht.
[Der Artikel erschien am 27. August 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG]