Videostatement zu Winnenden bei BBC

Heute ist ein Videostatement auf der News-Website der BBC veröffentlicht worden, das ich am Donnerstag gedreht habe. Die Redaktion in London hatte mich auf Grund meiner Nachrichten auf Twitter über den Amoklauf in Winnenden kontaktiert und um ein kurzen Kommentar über die aktuelle Stimmungslage gebeten.

Das Video kann ich hier nicht einbetten, deshalb muss man direkt hier zur Seite der BBC klicken, um sich die Sache anzuschauen.

BBC

Videostatement zu Winnenden bei BBC

Sind Twitter-Mashups illegal?

Mit dem weiter wachsenden Zahl von Twitternutzern, in Deutschland übrigens vermutlich irgendwas zwischen 30 und 50.000 aktiven Accounts, kommen immer mehr Leute auf die Idee, thematisch gefilterte Mashups zu entwickeln. Bedeutet: Nachrichten oder ganze Accounts werden nach bestimmten gemeinsamen Kriterien gesucht und dann auf einer entsprechenden Website zusammen dargestellt. Das ist nicht ganz uninteressant, weil man dann die Möglichkeit hat, auf einen Blick den entsprechenden Nachrichtenstrom zu sehen, ohne dass man all diesen Leuten folgen muss. So gibt es zum Beispiel bereits Unternehmen, die allen Nachrichten zu ihrem Produkt auf ihrer eigenen Website darstellen. Oder es werden Nachrichten von Politik-Twitterern zusammengefasst.

Die Frage, die sich allerdings mir dabei stellt: Ist das eigentlich rechtlich okay? Stellt das nicht eine Verletzung des Copyrights dar?

Wichtig zur Beantwortung dieser Frage, ist natürlich: Wem gehören eigentlich die Inhalte, also Texte, die man auf Twitter veröffentlicht? Dazu hilft ein Blick in die AGB von Twitter selbst. Dort  steht u.a. eindeutig: Your […] materials uploaded remain yours.

Bedeudet: Die Verwertungsrecht an den Inhalten, die man bei Twitter veröffentlicht, bleiben beim jeweiligen Nutzer.

Twitter schreibt auch, dass man sich bei der Formulierung der AGB bei Flickr bedient hat. Auch bei diesem Fotodienst kann man sich ja entscheiden, unter welchen, im übrigen sehr fein abgestuften Copyright-Bedingungen man seine Fotos zur Verfügung steht. Zwar gehört es dort inzwischen zum guten Ton, seine Bilder unter einer sehr freizügigen Creative-Commons-Lizenz zu veröffentlichen, die unter Nennung des Namens einen Gebrauch kostenfrei ermöglicht. Viele machen dies, andere nicht.

Auch Twitter schreibt in den ABGs: We encourage users to contribute their creations to the public domain or consider progressive licensing terms. Auf Deutsch: Twitter ermutigt die Nutzer, ihre Inhalte ohne Copyright-Beschränkungen zu veröffentlichen. Kenntlich kann man dies allerdings, anders als bei Flickr, im Moment nicht machen.

Um hier nicht falsch verstanden zu werden: Ich habe im Moment gar nichts dagegen, wenn meine Inhalte auf anderen Seiten dargestellt wird. Ich habe ja ein Interesse daran, dass das Zeug von möglichst vielen gelesen wird. Was mir aber unter Umständen sauer aufstoßen könnte, ist eine Verwendung zu extrem kommerziellen Zwecken oder eine Darstellung auf zum Beispiel rechtsextremen Seiten. Kurzum: Hier sollten sich die Betreiber von Mashups zu einer anderen Vorgehensweise durchringen. Nämlich, dass man vorher gefragt wird, ob man dort erscheinen möchte und dem dann ausdrücklich zustimmt

Sind Twitter-Mashups illegal?

Der Fake – ein Protokoll

Nachdem nun klar zu sein scheint, dass das angebliche Forenposting, in dem der Amokläufer von Winnenden seine Tat angekündigt haben soll, ein Fälschung war, also ein Fake, will ich hier eine Art Protokoll veröffentlichen über den gestrigen Nachmittag. Vielleicht wird daraus ein Lehrstück über die inzwischen einer harschen Kritik unterzogenen Medien und wie der Nachrichtenbusiness eigentlich funktioniert.

14.30 Uhr

Ich werde von einer Tageszeitung angerufen, ob ich ein Stück schreiben könne über diesen „Internetchat“, in diese Ankündigung veröffentlicht worden sei. Der heiße „Krautchan“. Meine erste Reaktion war: Hmm, kenne ich nicht und ein Chat könne das ja schon mal gar nicht sein. Wahrscheinlich werde es sich eher um ein Forum handeln. Ja, könne sein, man wisse es nicht genau. Okay, sagte ich, werde mir das mal anschauen. Als Info erhielt ich noch: Auf einer Schweizer Zeitungswebsite sei ein Bild veröffentlicht worden, in dem das zu lesen sei.

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Der Fake – ein Protokoll

Videowettbewerb gewonnen

Ganz vergessen zu erwähnen: Ich habe mit dem Videoblog Nachschlag bei Sevenload die vierte Runde des Active Artist Contest gewonnen. Der wurde entschieden nach der Menge der Aufrufe von zwei Wettbewerbs-Videos innerhalb des Monats Februar. Eingereicht haben wir die Ausgaben #16 und #17. Dank an dieser Stelle gebührt unbedingt dem Gastrobewertungsportal Restaurant-Kritik.de, für die ich das Format entwickelt habe. Als Gewinn gab es einen nicht geringen Geldbetrag, den ich wohl in die Anschaffung einer Videoausrüstung investieren werde. Dazu später mehr an dieser Stelle.

Ergebnisse hier klicken.

Videowettbewerb gewonnen

Der Kompass fehlt

In einer Podiumsdiskussion mit dem katholischen Bischof Fürst ist über die Basis der Zivilcourage

Kann der Widerstand im Nationalsozialismus ein Beispiel sein für Zivilcourage in der Gegenwart? Über diese Frage diskutierte auf einem Geschichtstag der katholischen Kirche unter anderem deren Bischof Gebhard Fürst. Fazit der Teilnehmer: Die pluralistische Gesellschaft mit ihrer Informationsflut, ihrer Komplexität und Werteverlust macht es den Menschen nicht einfacher.

Von Dirk Baranek

Was bedeutet Zivilcourage heute? Über dieses Thema hat sich am Samstag die katholische Kirche in Form einer Podiumsdiskussion Gedanken macht. Neben dem Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst nahmen daran Alfred Geisel vom Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie und Peter Steinbach von der Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten teil. Die Veranstaltung war Teil eines Geschichtstages aus Anlass des 60. Todestages des ehemaligen Bischofs Joannes Baptista Sproll, der sich 1938 geweigert hatte, an der Reichstagswahl und der damit verbundenen Abstimmung über den „Anschluss“ von Österreich an das Deutsche Reich teilzunehmen. Dieser Akt von Zivilcourage kostete ihn sein Amt, das er erst nach dem Krieg wieder einnehmen konnte.

Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass die Katastrophe des Nationalsozialismus unter anderem deshalb geschehen konnte, weil zu wenige Menschen den Mut aufbrachten, gegen die drohende Gefahr Widerstand zu leisten. Allerdings, so gab Peter Steinbach zu bedenken, sei es aber neben dem persönlichen Mut auch Voraussetzung für eine solchen Schritt, überhaupt zu erkennen, dass die Mehrheitsgesellschaft sich auf einem falschen Weg befinde. Man müsse sich dann in den Gegensatz zu seinen Mitmenschen setzen, was ohne grundlegendes Wertesystem, an dem die Geschehnisse der Zeit gemessen werden, nicht möglich sei.

Gerade dieses Wertesystem vermisste Gebhard Fürst in der aktuellen Gegenwart, wobei man aber auch sehen müsse, dass in der heutigen Zeit Zivilcourage angesichts der freiheitlichen Demokratie und der soweit vorhandenen sozialen Gerechtigkeit weit weniger notwendig sei. Außerdem brauche man angesichts der komplexen Zusammenhänge ein enormes Maß an Sachverstand, um überhaupt zu einem ausgewogenen Urteil kommen zu können. Zwar sei durch die Möglichkeiten des Internet der globale Zugriff auf eine riesige Menge an Informationen möglich geworden, aber diese seien nicht konsistent. Die Fülle trage eher zur Verwirrung bei. „Das ist das große Dilemma unserer Zeit,“ sagte Fürst. Viele Menschen fühlten sich daher überfordert und wollten sich zurücklehnen, um die angenehmen Seiten der „Wohlfühldemokratie“ zu genießen. Als Beispiel nannte Fürst sehr aufschlussreiche Vorträge auf der Deutschen Bischofskonferenz letzte Woche. Dort hätten Finanzexperten erläutert, dass es in der Wirtschaft durchaus das Gesetz der produktiven Zerstörung gebe. Nicht erhaltenswerte Unternehmen müssten danach untergehen, um die Zukunftsfähigkeit des Systems zu erhalten. „Aber soll sich jetzt ein Bischof vor die Opelaner stellen und ihnen mitteilen, ihre Werke müssten geschlossen werden, damit die Wirtschaft insgesamt weiterleben könne?“ Die fast entsetzte Reaktion des Publikum zeigte, dass er mit diesem Zweifel wohl im Einklang mit den Menschen steht.

Auch Peter Steinbach führte die aktuelle Krise in der Finanzwelt an, um den bedauernswerten Hang der Menschen zu illustrieren, Verantwortung abzugeben und sich bequem zurückzulehnen. „Wir leisten uns Experten, um nicht selbst Verantwortung zu übernehmen,“ sagte. Diese hätten allerdings versagt, was bei ihm allerdings so viel Mitleid auslöse, wie gegenüber einem Lottospieler, der immer nur verliere. Als weiteres Thema, bei dem der Informationsmangel die Urteilsfähgkeit der Menschen trübe, führte Gebhard Fürst die Einstellungen gegenüber Flüchtlingen und Asylanten an. Er habe oft erlebt, dass sich zum Beispiel in Fällen, in denen bei drohenden Abschiebungen das Kirchenasyl als letzte Maßnahme ergriffe werde, die wahren Motivationen der Flüchtlinge nicht zur Kenntnis genommen werden. „Wir werden dann als irgendwelche Gutmenschen bezeichnet, dabei wissen wir oft mehr über das wahre Schicksal dieser Menschen,“ sagte Fürst. Durch das weltweite Netz der Kirche sei er oft viel besser informiert über die tatsächlichen Umstände. Über ähnliche Erfahrungen berichtete Alfred Geisel. Er sei während seiner Tätigkeit als Abgeordneter im Landtag drei Mal in Burundi gewesen. Die dortigen Zustände seien nur dann im Fokus der Öffentlichkeit, wenn die in wirtschaftlichen Zusammenhängen diskutiert werden.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass es darauf ankomme, gerade jungen Menschen einen moralischen Kompass zu vermitteln, um selbst die Wirklichkeit beurteilen zu können. Hier seien die Familien, aber auch Schulen und Vereine gefragt. In diesem Zusammenhang nahm Gebhard Fürst zur aktuellen Diskussion in Berlin Stellung, wo die Wiedereinführung des Religionsunterrichts diskutiert wird. „Wir möchten den Religionsunterricht, um eine Werteorientierung in das demokratische Gemeinwesen einzuspeisen.“

(Artikel für die Stuttgarter Zeitung / Lokalteil)

Der Kompass fehlt