Vom Pfannenschwenker zum Hoteldirektor

Das Gastgewerbe hat seine Absolventen der Ausbildungsberufe mit einer Feierstunde verabschiedet.

Die Berufsaussichten für Fachkräfte in Hotels und Restaurant sind und bleiben gut. Das betonten Branchenvertreter bei einer Feierstunde, mit der 235 Köche und Servicekräfte aus der Region nach erfolgreich absolvierter Berufsausbildung geehrt wurden. Für das demnächst beginnende Lehrjahr sind aber noch Stellen unbesetzt.

Mit einer Feierstunde im Hotel Mövenpick am Flughafen hat gestern Abend der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) der Region Stuttgart die Absolventen in den Ausbildungsberufen der Branche verabschiedet und die besten Prüflinge geehrt. 235 Köche, Hotelkaufleute, Restaurantfachkräfte und Systemgastronomen haben in den letzten Monaten in der Region ihre Prüfungen erfolgreich abgeschlossen und gehen nun wahrscheinlich ohne große Zukunftssorgen in das Berufsleben.

Denn obwohl die Branche in den letzten Jahren generell eher stagnierte wenn nicht sogar schrumpfte, werden dort Fachkräfte ständig gesucht. „Hier gibt es eigentlich nur Vollbeschäftigung, denn die Jobs werden ja nicht ins Ausland verlegt,“ sagte Inge Klotzsche, Vorsitzende der hiesigen DEHOGA-Kreises.

Sorgen machte sich auch Marie-Louise Biela nicht, die im Restaurant Logo im Haus der Wirtschaft den Kochberuf erlernt hat. Für die 20-Jährige aus Merklingen war es nach der Realschule völlig klar, dass sie auf keinen Fall einen Job in einem Büro ergreifen wollte. Schon früher habe sie in der Familie immer viel gebacken und beim Kochen geholfen. Außerdem verbindet sie mit dem Kochberuf die Möglichkeit, eigenverantwortlich und kreativ zu arbeiten. Der etwas rauere Ton, den man den Mitarbeitern zwischen Herd und Töpfen allgemein nachsagt, hat sie nicht abgeschreckt, im Gegenteil. „Ich habe vier Geschwister und zuhause war immer was los. Von daher sind die Sprüche bei der Arbeit eher lustig,“ sagte die attraktive junge Frau, die mit Bestnoten die dreijährige Ausbildung beendet hat. In der Zukunft möchte sie sich weiter als Diatköchin spezialisieren und vielleicht mal auf Wanderschaft gehen. Ein Job auf einem Kreuzfahrtschiff käme ihr dabei durchaus gelegen.

Ganz soweit ist Adrian Adler noch nicht. Der 17-Jährige war sich nach dem Abschluss der Hauptschule noch nicht so ganz sicher, welcher der Berufe ihm im Gastgewerbe am meisten liegt. Daher hat er zunächst eine zwei Jahre dauernde Ausbildung als Fachkraft im Gastgewerbe gemacht. Die besteht aus einer übergreifenden Grundausbildung in allen Bereichen, sowohl in der Küche als auch im Service. Als Lehrbetrieb fand Adler, der in Weil im Dorf lebt, das Apart-Hotel am Autohof in Wangen. Inzwischen weiß er ganz sicher, wie es weitergeht für ihn. Der Service hat es ihm angetan. „Mir macht der freundliche Umgang mit Menschen total viel Spaß,“ sagte er und will jetzt draufsatteln. In den folgenden zwei Jahren wird er deshalb eine Ausbildung zum Restaurantfachmann absolvieren und für die fernere Zukunft kann er sich sogar vorstellen, einmal Hotelmanager zu werden. Denn auch mit dem Lernen klappt es jetzt viel besser als in der Schule. Mit dem gestiegenen Interesse und der Ausrichrtung auf ein konkretes Ziel hin sei einfach die Motivation viel höher und daher die Ergebnisse besser.

Das solche Berufswege im Gastgewerbe durchaus realistisch sind, machte auch Jürgen Köhler, Chef des gastgebenden Hotels Mövenpick, deutlich. Er selbst habe es vom Koch zum Hoteldirektor gebracht. Als Arbeitgeber wünschte sich Köhler allerdings, dass hoffentlich alle Absolventen der Branche treu bleiben und nicht in andere abwandern. So ganz scheinen sich nämlich die Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten in Hotels, Restaurants und Kettengastronomie noch nicht herumgesprochen zu haben. Die Industrie- und Handelskammer konnte Ende Juli noch 200 freie Ausbildungsstellen vermelden, davon allein 60 im Kochberuf. Und der hat ja durch die Dauerpräsenz dutzender Kochkünstler auf allen TV-Kanälen einen enormen Imagewandel erfahren. Heute gelten Köche nicht mehr als bemitleidenswerte Pfannenschwenker sondern als allseits gefragte, kreative Speisemeister mit globalen Karrierechancen. „Ihr Metier kennt keine geografischen Grenzen,“ sagte denn auch Bernd Engelhardt von der IHK.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Vom Pfannenschwenker zum Hoteldirektor

Ein willkommener Hauch von Urlaubsgefühl

Die drei Stuttgarter Stadtstrände erfreuen sich trotz Wetterkapriolen großer Beliebtheit. Wirte sind mit Auslastung zufrieden.

Ein paar Tonnen Sand auf einer Freiluftfläche möglichst am Wasser, dazu Liegestühle, Sonnenschirme, kühle und Getränke und eine leichte Küche – fertig ist der Stadtstrand. An drei Standorten kann man inzwischen den kleinen Traum vom ewigen Strandurlaub erleben. Die Auslastung ist gut, auch wenn der Sommer ist diesem Jahr eher durchwachsen ist.

Es ist der Traum von Daheimgebliebenen aber auch all derjenigen, die aus dem wohlverdienten Badeurlaub zurück in den Arbeitsalltag katapultiert wurden: Die entspannte Gefühlsmischung von Sonne, Sand und kühlen Drinks gleich um die Ecke ständig zur Verfügung zu haben. Solche Glücksmomente auf Abruf anzubieten, schreiben sich in deutschen Groß- und Kleinstädten immer mehr gastronomische Einrichtungen auf die Fahne. Das Konzept ist eigentlich relativ simpel: Man verteile ein paar Tonnen Sand auf einer Freiluftfläche, möglichst am Wasser, stelle darauf Mobiliar, das man normalerweise an Badestränden findet, und biete dazu kühle Drinks und eine leichte, nicht zu komplizierte Küche. In Stuttgart gibt es inzwischen drei Orte, die sich in diesem Metier versuchen.

Ibiza-Feeling für die Partypeople

Schon seit 2004 dabei ist der Sky Beach auf dem Dach des Kaufhauses Galeria Kaufhof in der Königsstraße. Nachdem man den eher tristen Zugang durch den Hintereingang des Kaufhauses und den leicht abgenutzt wirkenden Aufzügen hinter sich gebracht hat, erwartet den Besucher eine weitläufige Fläche, die mit einem feinem weißen Sand und mit Holzterrassen gestaltet ist. „Das sind 120 Tonnen so genannter Fidschi-Sand,“ sagt Geschäftsführer Lothar Müller. Von den 150 Liegestühlen und einem guten Dutzend bettähnlicher Lagerstätten aus ist der nahezu unverstellte Blick auf den Talkessel atemberaubend. Man fühlt sich dem Himmel nah und kann die Abwesenheit von spiegelnden Wasserflächen schmerzlos verkraften. „Stuttgart ist nicht Hamburg, wo es an jeder Ecke Wasser gibt,“ sagt Müller. Dafür zeige sich hier das unverwechselbare Flair der Stadt und auch nachts sei das Panorama mit den vielen Lichtern sehr attraktiv. Die Saison sei bisher gut verlaufen, trotz der Wetterkapriolen. Es sei eben ein typischer deutscher Sommer, mit all seinen Hochs und Tiefs, meint Müller. Die Beschallung mit elektronischer Musik ist recht aufdringlich und verweist auf die Beliebtheit des Sky Beach bei einem jüngeren Publikum, das sich etwas von der Atmosphäre auf der bei Technojüngern so beliebten Partyinsel Ibiza schnuppern möchte. Vor allem abends ist es rappelvoll, wenn sich etwa 500 Gäste auf der Fläche tummeln. Die nehmen dann Cocktails für je sieben Euro und dazu einen der diversen Flammkuchen (6,80 Euro). Geöffnet ist der Sky Beach von 11 bis 1 Uhr. Zwei Spezialtipps: Immer Sonntags gibt es Brunch mit warm-kalten Buffet. Ganz besonders werden außerdem die Vollmondnächte gefeiert. Wenn dann der bleiche Erdtrabant seine Bahn über den Kessel zieht, treten bekanntere DJs und sogar Feuerschlucker auf. Heute ist übrigens Vollmond…

Hoch über dem Fluss

Ein etwas anderes Publikum zieht es an den Neckar in den Cannstatter Stadtstrand. Auf dem hohen Ufer über der Bundeswasserstraße, umgeben von einer ganzen Reihe von öffentlichen Spielanlagen, lassen sich Familien aus der Nachbarschaft, erschöpfte Besucher der direkt gegenüber liegenden Wilhelma und Gruppen von Radwanderern nieder, die eine Pause machen von der Tour auf dem Fahrraduferweg. Auch hier gibt es natürlich eine ganze Reihe der unvermeidlichen Liegestühle aus Holz und Stoff sowie ein paar Tisch-Bank-Kombinationen Marke Biergarten. Der Sand kitzelt recht grob zwischen den blanken Zehen. „Das ist Flusssand aus Mannheim,“ sagt Inhaber Alexander Scholz, der mit der bisherigen Saison recht zufrieden ist. 300 bis 400 Gäste finden sich an einem normalen Tag ein. Das Wasser ist zwar einen Steinwurf weg und Baden darf man sowieso nicht, aber durch den alten Baumbestand gibt es viel Grün und dazu unbeschwerten Auslauf für den Nachwuchs. Der kann klettern, rutschen oder Beachvolleyball spielen. Essen und Trinken kann man recht günstig und die selbst gemachten Hamburger sind für um die drei Euro ein echter Tipp. Geöffnet ist der Stadtstrand täglich von 12 bis 23 Uhr. 

Kinderparadies am See

Ganz neu dabei ist der Standort May-Eyth-See. Auf der sich in den See schiebenden Landzunge wurden vor vier Wochen an dem Kiosk MaxS mehrere Tonnen recht feiner Sand direkt am Ufer verteilt. Woher der kommt, konnten die beiden Betriebsleiterinnen Sandra Spranger und Edelgard Hamann nicht mehr sagen. Da das Publikum fast nur aus Familien besteht, ist das Ganze fast eine riesige Buddelkiste geworden. Am Wochenende tummeln sich da manchmal bis zu 50 Kinder, die auch nach den von den Betreibern ausgelegten kleinen Schätzen suchen. „Wir verstecken die aber nur oberflächlich unter dem Sand, sonst würden die uns das komplett umgraben,“ sagt Sandra Spranger lächelnd. Auf Musikbeschallung muss man ganz verzichten, denn auf Grund des Naturschutz dürfen die hier siedelnden Vögel nicht gestört werden. Auf den 25 blau-weiß-gestreiften Liegestühlen hat man allerdings wirklich das Gefühl, an einem Strand zu sitzen, denn die Wasserfläche ist nur einen Schritt entfernt. Baden ist nicht zu empfehlen, denn noch ist das Seewasser trübe und eine Begegnung mit den Hobbykapitänen der Segel- und Tretboote ist sicherlich nicht angenehm. In der angeschlossenen Selbstbedienungsgastronomie, die wie das ganze Gelände von einer gemeinnützigen Gesellschaft zur beruflichen Eingliederung von ALG-2-Empfängern betrieben wird, findet man sommerliche Freibad-Klassiker: Rote Wurst, Pommes, Apfelschorle. Allerdings ist jetzt auch eine Cocktailbar im Angebot, wenn nicht gerade mal wieder die Belastung mit Wespen zu hoch ist. Geöffnet ist abends auch nur bis 21 Uhr, weshalb sich das hier wohl eher nicht zum Hotspot für feierwütiges Publikum entwickeln dürfte.

Fazit

Eins ist klar: Die Strände sind sehr beliebt. Probleme mit der Auslastung hat keiner der Betreiber, es sei denn das Wetter spielt total verrückt. Aber dagegen ist natürlich niemand gefeit, der Freiluftgastro betreibt.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Ein willkommener Hauch von Urlaubsgefühl

Hobbygriller ermitteln Stadtmeister

Zwölf Teams sind gestern Nachmittag angetreten, um am Rost den besten Wurst- und Fleischgriller der Stadt zu finden.

Zum Sommer gehört der Grillabend einfach dazu. Vor allem unter jungen Leuten ist das Freiluftkochen am heißen Rost sehr beliebt. Dabei ist man durchaus ambitioniert, wie bei der 2. inoffiziellen Stadtgrillmeisterschaft am Stadtstrand in Cannstatt zu beobachten war.

Die Jury war nicht mit allem zufrieden. Die längs halbierte Möhre war noch hart, obendrein trocken und wurde wohl einfach nur auf den Grill gelegt, statt in Alufolie eingewickelt langsam zu garen. Das gab eine schlechte Note auf dem Bewertungszettel unter dem Punkt „Geschmack der Beilage“. Bei den anderen Benotungskriterien wie dem Aussehen des Gesamtgerichts, die optische Garstufe des Entrecots oder dessen Bissfestigkeit sah es hingegen gar nicht so schlecht aus. Eingereicht wurde das Gericht in der Kategorie „Fleisch“ bei der am gestrigen Nachmittag ausgetragenen, inoffiziellen 2. Stuttgarter Stadtgrillmeisterschaft vom Team „Die Foliengriller“. Das besteht aus vier jungen Männern, die aus dem Bezirk Münster kommen, sich schon von Kindesbeinen an kennen und privat eigentlich eher wenig selbst kochen. Allerdings sind sie begeisterte Griller, vor allem mit Holzkohle. Im letzten Jahr haben sie es mit ihren Kreationen sogar auf Platz fünf geschafft. Gestern mussten sich die insgesamt zwölf Teams aber am Grillen mit Gas versuchen.

Ausgesucht wurden die Teilnehmer von den Veranstaltern, einer Stuttgarter Eventagentur. „Entscheidend war die Präsentation der Teams bei der Bewerbung im Internet,“ sagte Projektleiter Christian List. Ein pfiffiges Foto, ein lustiger Name und schon kann es losgehen. Der Veranstalter stellte den Teams einen gasbetriebenen Grill und einen üppig gefüllten Warenkorb. Darin befanden sich neben diversen Gemüsesorten wie Champignons, Zucchini und Paprika auch zwei Kilo Rindfleisch sowie 15 Rote und 15 Bratwürste. Ein türkischstämmiges Team bat um Geflügelwurst, was problemlos erfüllt wurde. Selbst mitbringen konnten die Teilnehmer Marinaden, Saucen zum dippen oder was ihnen sonst noch einfiel und das war einiges. Von der Kreativität einiger Teams zeigte sich selbst der Profi überrascht. 

Chris Reich ist hauptberuflicher Griller und tourt durch den deutschen Südwesten, um vor Supermärkten die Kundschaft auf den Geschmack zu bringen. Er war am Sonntag eingeladen, um dem Publikum seine Künste auf einer Showbühne zu präsentieren. „Die Amateure haben immer wieder sehr witzige Ideen,“ sagt er. Soeben hatte er als Juror eine Currywurst Hawai verkostet, bei der der Klassiker noch mit gegrillter Ananas aufgepeppt wurde. Einschränkend muss er aber hinzufügen, dass anders als bei den echten Profi-Wettbewerben am Sonntag keinerlei Beschränkung bei der Wahl der Mittel herrschte. Angesprochen auf die Frage, ob das Grillen mit Gas nicht eigentlich eine Paradoxie sei, weil ja gerade der spezifische, rauchige Geschmack nicht erzeugt werden kann, erläutert Reich seine Grillphilosphie. Er selbst bevorzugt ungeköhlerte amerikanische Harthölzer, die einen sehr milden und spezifischen Rauchgeschmack auf das Grillgut übertragen. Das Gute an Gas sei allerdings, dass man schön langsam und optimal temperiert vorgehen könne. Gewisse Gemüse seien außerdem eher schwach im Eigengeschmack und würden auf Holzkohle nur noch rauchig schmecken. Ansonsten sieht er diese Grundsatzdiskussion entspannt und ist eher darauf erpicht, auf den weit verbreiteten Kardinalfehler von Otto-Normal-Griller, Fleisch und Gemüse über statt neben der Flamme zu grillen, hinzuweisen. Durch die Fettverbrennung entstehen zu viele, vermutlich Krebs erregende Stoffe, die mitzuessen schlicht gesundheitsgefährdend ist. Die meisten Produktionen der Teams sahen allerdings recht ansehnlich aus, kaum verkohlte Sachen dabei. Die am Nachmittag anschwellende Publikumsschar nutzte denn auch reichlich die Chance zu probieren, denn der Warenkorb ging nur zu einem kleinen Teil an die Jury. Der Rest wurde frei verteilt und die Griller sahen mit Vergnügen, wie ihre Kreationen reichlich Abnehmer fanden.

www.stadtgrillmeisterschaft.de

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Hobbygriller ermitteln Stadtmeister

Auf der Trinkglasorgel komponieren

250 Grundschüler haben im Rahmen des Stiftsmusikfestes Orgeln aus Alltagsgegenständen gebastelt und dafür Musik komponiert.

Musik ist eine ernste Sache und schwierig zu lernen. Dieses gängige Vorurteil in den Köpfen von Grundschülern aufzulösen, ist das Ziel eines Projektes für das Stiftsmusikfest im Juli. Etwa 250 Kinder haben dabei aus Alltagsgegenständen Instrumente gebastelt und dafür komponiert.

Im Rahmen des Stiftmusikfestes im Juli wird man nicht nur Bachmotetten und Kirchenchöre hören können, sondern auch so exotische Instrumente wie ein Küchengerätregister oder eine Trinkglasorgel. Letztere wurde von den Kindern der Johannes-Brenz-Schule im Rahmen eines Projektes gebaut, mit dem Grundschüler an die Welt der Musik herangeführt werden sollen. Konkret besteht die Orgel aus 18 kleinen Holzkonstruktionen, bei denen je ein Trinkglas den Klangkörper und Löffel das Schlagwerk bildet.

An drei Vormittagen haben die Kinder unter Anleitung des Musikpädagogen Gereon Müller die Instrumente gebastelt und, was eigentlich noch wichtiger ist, gleich ein Stück dafür komponiert. Die Kindern seien mit Feuereifer bei der Sache gewesen und hätten einmal einen ganz anderen Zugang zur Musik bekommen, ist Müller überzeugt. „Statt Musik respektvoll zu konsumieren, haben die Kinder jetzt erlebt, dass man das mit einfachsten Mitteln auch selbst machen kann,“ sagte er. Die befragten Kinder äußerten sich ähnlich: vor allem das Komponieren hat es ihnen angetan. Zwar seien dabei ein paar Gläser zu Bruch gegangen, aber das hat dem Spaß keinen Abbruch getan, wie auch Anna Droese berichtet. Ihr Sohn hat bei dem Projekt mitgemacht und obwohl er bereits Geige spielt, habe ihm das auf jeden Fall den Horizont auf die große Welt der Töne und Geräusche erweitert. 

„Wir haben 250 Kinder mit Musik infiziert,“ sagt denn auch Christian Zech, der das Projekt im Rahmen des Stiftsmusikfestes initiert und geleitet hat. Mit zehn Gruppen in acht Stuttgart Grundschulen wurden in den letzten drei Monaten unter dem Thema „Organum“ an den abenteuerlichsten Tonerzeugungsgeräten gebastelt. Zuvor konnten sich die Kinder bei Exkursionen in eine Orgelwerkstatt und in das Instrument der Stiftskirche eine lebendigen Eindruck dieser Klangungetüme verschaffen. Dann ging es unter der Anleitung von Musikprofis an die Umsetzung eigener Orgeln oder Schlagwerke. Zum Einsatz kommen normale Alltagsgegenstände wie Blasebälge, die mittels Gartenschläuchen diverse Holzflöten zum klingen bringen, oder auch Eisenstangen, Topfdeckel und Kugelbahnen.

Ein besonderes Prachtstück ist ein wassergetriebenes Instrument, dass Plastikflaschen zum Klingen bringt, sich allerdings etwas schwierig steuern lässt. Selbst aus den beliebten Lego-Steinen wurden Instrumente entwickelt. Diese in ein musikalisches Gesamtwerk zusammen mit der Orgel der Stiftskirche zu bringen, ist die Aufgabe des Kölner Komponisten und Interaktionskünstlers Bernhard König. Erste Höreindrücke bei der Generalprobe lassen ein spannendes, ungewöhnliches Stück Neue Musik erwarten. Zur Aufführung kommen die sehens- und hörenswerten Instrumente und die für sie von den Kindern entwickelten Kompositionen am 5. Juli um 10 Uhr in der Stiftskirche.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Auf der Trinkglasorgel komponieren

Spielerisch den Umgang mit den Flammen lernen

In fünf Jahren wurden 3.500 Kleinkinder ehrenamtlich im Brandschutz geschult. Projekt soll in die Fläche.

Feuer übt auf kleine Kinder eine magische Anziehungskraft aus. Weil sie aber ungeübt im Umgang mit den Flammen sind, steht diese Altersgruppe unter jugendlichen Brandverursachern an der Spitze. Mit präventiven Maßnahmen versuchen die Freiwilligen Feuerwehren das gefährliche Spiel zu verhindern.

Die seit fünf Jahren in Stuttgart durchgeführte Brandschutzerziehung für Kleinkinder in Kindergärten ist ein Erfolg. Dieser Ansicht sind die Verantwortlichen in Politik und Feuerwehr angesichts der erreichten Zahlen wohl zu Recht. Etwa 3.500 Kinder aus 100 Kindergärten wurden geschult unter nicht unerheblichen Aufwand. Denn für jede Gruppe sind fünf Termine vorgesehen. Neben einem Vorgespräch mit den Erzieherinnen gibt es eines mit den Eltern. Dann natürlich die Termine mit den Kindern selbst – einmal im Kindergarten und einmal in einer Feuerwache. Abschließend gibt es ein Nachgespräch, bei dem Resultate und Meinungen eingeholt werden.

Dass diese präventiven Maßnahmen notwendig sind, darüber besteht bei allen Beteiligten Einigkeit. Die Zahlen sprechen für sich. Etwa 80 Prozent der Brandfälle, bei denen sich Jugendliche als Verursacher identifizieren lassen, werden von verspielten Kleinkindern ausgelöst. Hier handelt es sich natürlich nicht um mutwillige Brandstiftungen, sondern eher um den faszinierten aber fehlerhaften Umgang mit Streichhölzern oder Kerzen. Offenes Feuer zieht Kinder eben magisch an und deshalb ist das pädagogische Konzept des Projektes auch weniger auf Verbote ausgerichtet, sondern auf den verantwortungsbewussten Umgang mit Feuer. Und wenn doch mal was schief geht, soll wenigstens unverzüglich und fehlerfrei die Feuerwehr gerufen werden. Wie das jetzt funktioniert, üben die Kleinen mit Liedern und sogar einigen lebensechten Probeanrufen.

Durchgeführt wird das so erfolgreiche Projekt bisher ausschließlich von den Kräften der Freiwilligen Feuerwehren. 70 Leute wurden pädagogisch geschult, tragen die ganze Arbeit ehrenamtlich und sind eigentlich an der Kapazitätsgrenze angelangt. Klaus Dalfert, Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes bezeichnet diesen Umstand bei einem Pressegespröch denn auch als „kleinen Wermutstropfen in einem großartigen Projekt.“ Er würde sich wünschen, dass das System auf eine „andere Basis“ gestellt wird, sprich: Dass die Berufsfeuerwehr dieses Projekt übernimmt und mit Planstellen durchführen kann. Der zuständige Ordnungsbürgermeister wollte sich dazu nicht recht durchringen. Auch er sieht zwar, dass die Bilanz „absolut beeindruckend“ sei. „Ohne Ehrenamt wäre dieser Kraftakt nicht möglich gewesen.“ sagte er. Allerdings sicherte er zu, „mehr Systematik in das Projekt zu bringen und es möglichst flächendeckend anzubieten.“ Denn bis jetzt ist das Präventionsangebot auf Kindergärten in den Außenbezirken beschränkt. In der Innenstadt gibt es keine Freiwilligen Feuerwehren und die Kindergärten müssen ortsnah bedient werden.

Wie genau eine gesamtstädtische Versorgung organisiert werden kann, blieb offen, denn ohne neue Stellen wird die Berufsfeuerwehr das Projekt kaum stemmen können. Schon jetzt sei man mit der Brandschutzerziehung, die obligatorisch in den Grundschulen durchgeführt wird, an der Kapazitätsgrenze angelangt. Schairer scheint aber entschlossen, die Sache voranzubringen. „Einen Unterschied zwischen innen- und Außenbezirken darf es nicht geben. Da wird man eine Lösung finden müssen,“ sagte er. 

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]
Spielerisch den Umgang mit den Flammen lernen