Autor: Dirk Baranek
Nachschlag #16: Vom reinsten Wasser der Welt, unter anderem …
Hier eine neue Ausgabe des kleinen kulinarischen Videoblogs Nachschlag, den ich für Restaurant-Kritik.de produziere. Dieses Mal stelle ich das reinste Wasser der Welt vor. Nennt sich Cape Grim. Außerdem beleuchte ich die Krise der Dinnershows. Es hat da nämlich einige Absagen und Pleiten gegeben in der letzten zeit – zu recht wie ich finde.
Achso, noch was: Mit Nachschlag sind wir jetzt in die Endrunde des Active Artists Fund gekommen, den unser netter und sehr hilfreicher Videopartner Sevenload veranstaltet. Freut uns sehr.
SSB-Fahrplan auf dem iPhone-Handy
Die SSB hat ein kostenloses Programm zu bequemen Fahrplanabfrage mit dem Applehandy veröffentlicht
Nutzungshemmnisse abbauen steht bei den Marketingleuten der SSB ganz oben auf der Agenda. Mit einer Gratisanwendung für das iPhone des Herstellers Apple sollen die Kunden besseren Zugang zu den Fahrplänen erhalten. Neben Berlin gibt es das bundesweit nur für Stuttgart.
Von Dirk Baranek
Es war ein Schlüsselerlebnis, das Martell Beck, dem Marketingchef der SSB, zu denken gab. Freunde hatte ihm erzählt, wie umständlich es sei, den abendlichen Kneipenbesuch mit den Angeboten seines Unternehmens abzuschließen. Schwer erreichbare Infos führten schließlich dazu, dass die sich ein Taxi nahmen. „Da wurde mal wieder das allgemeine Bauchgefühl bestätigt, dass wir zu umständlich sind,“ sagt Beck. Dieses zumeist ja unverdiente Vorurteil sei aber das am weitesten verbreitete. „Damit haben wir am meisten zu kämpfen.“ Deshalb sei man intern immer auf der Suche nach Möglichkeiten, Nutzungshemmnisse abzubauen.
Durch einen Medienbericht stieß Beck auf die kleine Firma Metaquark aus Berlin. Die hatten im Herbst 2008 Furore gemacht durch die Programmierung einer Anwendung für das modische Allzweckhandy iPhone der Firma Apple. Kernfunktion des kleinen kostenlosen Programms ist die Darstellung von Fahrplandaten des ÖPNV. Dabei nutzt das Programm geschickt die speziellen Möglichkeiten des iPhone. Zum einen verfügt das über eine GPS-Lokalisierung. Das heißt das Gerät weiß also immer, wo man sich grade befindet. Zum anderen kann man mit dem Smartphone, wie diese Geräte heißen, die wesentlich mehr können als nur zu telefonieren, seine Adressen verwalten. Das bedeutet: Man sitzt irgendwo und möchte von dort mit der SSB zu einem Bekannten, dessen Adresse man gespeichert hat. Mit zwei-drei Klicks hat man grafisch sehr durchdachte Vorschläge auf dem Handy. Die nächstgelegene Haltestelle, die Abfahrtzeiten und Umsteigestationen bis zum gewählten Ziel – alles sofort und übersichtlich präsentiert. Man kann auch zuletzt genutzte Haltestellen speichern und so zu seinem persönlichen Fahrplan kommen. jederzeit und überall.
Der Entwickler und angehende IT-Ingenieur Jonas Witt hatte das Programm zunächst für die Berliner Verkehrsbetriebe entwickelt, aber die fanden das nicht so gut und entzogen ihm die Rechte an den Fahrplandaten. Inzwischen hat er zwar das offizielle Placet der Berliner, aber die Stuttgarter sind die ersten, die auf ihn zugekommen sind, um das Programm für ihr Netz umzusetzen – innerhalb von nur zwei Monaten. „Die von der SSB sind überhaupt nicht so behördenmäßig,“ meint Witt und ist des Lobes voll über die unkonventionelle Zusammenarbeit. Letztlich hat die Sache einen niedrigen fünfstelligen Betrag gekostet, um den etwa 30.000 iPhone-Nutzern in der Region, so die Schätzung der SSB, diesen kostenlosen Service zu ermöglichen. „Das ist ein Test und wenn das erfolgreich ist, werden wir das auch für andere Handymodelle entwickeln,“ so Beck. Auf die Möglichkeit, mit dem Handy dann auch noch die Fahrkarte zu kaufen, wird man aber weiter warten müssen. Das sei ein „Riesending“ und nicht so einfach zu realisieren.
(Artikel für die Stuttgarter Zeitung / Lokalteil)
Ball der Nationen 2009: Gelehrtenrepublik feiert farbenfrohen Multikultiball
Mini-Kulturfestival, kulinarische Weltreise, Alumnitreffen – der Ball der Nationen ist wieder Erfolg gewesen
Ein chinesischer Chor singt ein schwäbisches Volkslied und Menschen aus der ganzen Welt sind begeistert. Das kann man nur beim Ball der Nationen erleben, der am Samstag Abend in der Liederhalle zum 52. Mal stattfand und als der Höhepunkt des akademischen Jahres in der Region gilt.
Von Dirk Baranek
Etwa 2.000 Gäste vergnügten sich beim Ball der Nationen in der Liederhalle bis zum frühen Sonntag Morgen. Die 52. Ausgabe des „Höhepunkts des akademischen Jahres in der Landeshauptstadt“, wie die Leiterin des städtischen Kulturamtes Susanne Laugwitz-Aulbach sagte, kann damit als voller Erfolg verbucht werden. Nicht ganz unwichtig für die Zukunft der jährlichen Veranstaltung, deren Organisation seit zwei Jahren in privater Hand liegt. Zusammen mit dem international tätigen Impressario Jongkya Goei hatte sich Anette Holzwarth-Maier auf das Abenteuer eingelassen, die Tradition eines Balls weiterzuführen, der zumindest in Bezug auf den Akademikeranteil keinen Vergleich scheuen muss. Etwa die Hälfte der Besucher komme allein aus dem universitären Umfeld, sagte Holzwarth-Maier. Die nutzten die Gelegenheit, den feinen Zwirn und ausladende Couture anzulegen und bei Walzer und Cha-Cha-Cha das Tanzbein zu schwingen.
Zur Einstimmung gab es internationale Tanzeinlagen von diversen Kulturgruppen auf der großen Bühne. Denn das Fest ist bewusst multikulturell und fügt sich damit ein in das Bild der globalen Gelehrtenrepublik. Die Mischung erzeugt einen ganz besonderen Zauber, wenn nach dem französischen Chansonier eine Gruppe zierlicher Damen tamilischem Tempeltanz vorführen, die wiederum von einer Premiere abgelöst werden, bei der junge Tänzer klassisches Ballet modern interpretieren. Und wo sonst kann man einen chinesischen Chor mit 50 Sängern erleben, die das Lied „Auf dr schwäb’sche Eisenbahn“ schmettern? Natürlich unter donnerendem Applaus des amüsierten Publikums.
Nicht zu vergessen die kulinarischen Weltreise, denn an rund einem Dutzend Ständen gab es internationale Spezialitäten. Die präsentierten landestypische Hausmannskost mit hohen Originalfaktor zwar zumeist auf Papptellern, aber das störte niemandem. So trafen dort russische Blinys auf indische Curryrollen auf polnisches Bigos auf koreanischen Kim-Chi-Salat. Für letzteren eignet sich das Filderkraut recht gut, das eingelegt mit Salz, Pepperonipulver und Fischsauce eine Woche in einem extra Kühlschrank fermentiert, wie eine Dame des Verbands der Koreaner in Stuttgart berichtete.
Umlagert war der Stand des Vereins der chinesischen Studenten, die ihren Kommilitonen Ze Lin dabei hatten, der auf Wunsch Namen in chinesischer Kalligraphie aufs Papier pinselte. Mit hoher Kunst, denn immerhin macht der angehende Bauingenieur das seit seinem elften Lebensjahr und hat schon diverse Preise gewonnen. Aber der Ball, der durch die landestypische Festkleidung einiger Damen aus Korea oder Indien besonders farbenfroh ist, gilt auch als Treffpunkt von Ehemaligen der Universitäten, die teilweise von weit her anreisen, um hier alte Freunde treffen.
So der Koreaner Chulpyo Hong, der extra aus Herne im Ruhrgebiet gekommen war und sich begeistert zeigte. „Die Menschen sind hier alle sehr freundlich, ganz besonders locker und so offen,“ sagte er. Ähnliches erzählte ein Apotheker aus Wernau am Neckar. Vor bald 50 Jahren war Kamdy Dadour an die Universität gekommen und trifft jedes Jahr viele alte Freunde auf dem Ball. Für ihn gehört die Veranstaltung einfach zur Landeshauptstadt: „Ohne den Ball wäre Stuttgart nix.“
(Artikel für die Stuttgarter Zeitung / Lokalteil)
Zehn Twitterinnen und Twitterer, denen Sie unbedingt folgen sollten
Okay, Listen gibt es viele, auch für Twitter. Neulich zum Beispiel hat Benedikt Köhler in seinem Blog eine ähnliche mit wichtigen Twitternutzern gemacht, die recht nützlich war. Weil ich zuletzt öfter angesprochen wurde, ob ich nicht einen Tipp für lesenswerte Twitterer hätte, hier meine Empfehlung für zehn Autoren, denen Sie auf Twitter unbedingt folgen sollten.
Total subjektiv die Auswahl, was denn sonst.
Denn ich nenne hier nicht die üblichen Verdächtigen, die sowieso in allen Topplisten erscheinen, die meist auf der Auswertung der Anzahl der Follower basieren, sondern eher interessantes aus der „zweiten Reihe“. Alle, die ich hier nicht nenne, sind aber auch gut!!
Houellebeck
Wer sich diesen Namen gibt, braucht sich nicht zu beklagen, an dem fast gleichnamigen, französischen Starautor gemessen zu werden. Gut, man weiß nicht, wie der notorische Pessimist und traurigste Sexjunkie der Welt Twitter bedienen würde, weil er es schlicht nicht nutzt. Ohne seinen deutschen Namensvetter aus Deutschlands Fahrradhauptstadt Münste wäre Twitter jedenfalls weniger amüsant. Auch die Damenwelt würde sicherlich diesen Verlust nur unter Tränen und Wutgeheul zu Kenntnis nehmen. Houellebeck hat da nämlich irgendwie so einen Schlag bei der weiblichen Seite der Welt. Dabei stets höflich und distinguiert agierend, gleichwohl frech und leicht anmaßend. Kann man ihm aber nicht übelnehmen. Die Mischung scheint es zu machen. Oder der hübsche Avatar.
Posemukel
Es gibt Orte in der Welt, die liegen abseits, weit weg von allem zwanghaftem, metropolitanem Gewusel. Irgendwie ist dort die Zeit stehengeblieben oder läuft zumindest langsamer. Symbol für diese abgeschiedene, abgenabelte Welt ist irgendwann das Dorf Posemuckel geworden, muss vorm Krieg gewesen sein, denn heute ist das Westpolen. Nachrichten von dort wollte bisher keiner hören, aber mit Twitter ist das anders geworden. Seitdem sich die Bloggerin Tante Steffi aus Wiesbaden dieses Namens bemächtigt hat, wird klar, dass die alltäglichen Dinge in der Provinz im Prinzip auch nicht anders laufen, als in den Großstadtschluchten. Brisanz ist eben überall und die daraus gezogenen Schlüsse führen zum selben Ergebnis. Allerdings kann man in Hintertupfingen damit offenbar etwas entspannter umgehen.
Trottelbot
Wer oder was hier eigentlich twittert, bleibt hartnäckig unklar. Es gibt allerdings nur wenige Autoren, die so hintersinnig und ausgebufft ihre, okay, zugegeben, leicht verschwurbelte Gedankenwelt ausbreiten. Aber sowas brauchen wir! Subtile Anwürfe auf aktuelle Hypes fehlen zum Beispiel ebensowenig wie die kreativsten kulinarischen Kreationen seit der Erfindung des Feuers. Trottelbot ist nicht so doof, wie der Name glauben machen möchte. Im Gegenteil wurde dieser Bot sehr intelligent programmiert, sodass er mit gespielter Naivität Perlen der Erkenntnis findet. Die sind zwar manchmal eckig, quietschebunt oder zerplatzen im Kopf, aber trotzdem schön.
Stijlroyal
Wer hätte nicht gerne Stil? Zeitloses, extravagantes, individuelles Zeug. Aber auch irgendwie einfach. Genial eben. Komm, will doch jeder. Um das Zeug zu kriegen, braucht man Informationen über die guten Sachen und muss Leute kennen, die einem sagen, was der heiße Scheiß denn nun ist. Und die das dann auch machen. Dafür gibt es zum Beispiel Stijlroyal, ein Designbüro und Verlagsprojekt aus Wiesbaden. Herrscher über dieses ästhetisch-brisante Imperium ist Joerg Hass, auch Huck genannt. Der Mann twittert. Gut. Es handelt sich nämlich nicht um gestaltungsphilosophische Erweckungsliteratur, sondern um defätistische Alltagsbeobachtungen, gnadenlose Selbstanalyse und eine gesunde Agressivität des Spotts. Natürlich liebevoll. Also das, was wir alle wollen. Hab ich doch gesagt.
Doomshammer
Sie sind Server-Admin, fluchen über abstürzende Datenbanken, dreiste Kontakter, stümpernde Progger-Kollegen und all die spinnerten Intellektuellen mit ihren überkandidelten Aversionen und verfeinerten Geschmacksnerven? Dann sind Sie hier richtig, denn der Hammer des Doom alltagsphilosophiert gerne mit diesem und ist überzeugter Proll. Er bürstet am liebsten gegen den Strich des kritikasternden Twitter-Mainstreams, mag Fast Food, konfiguriert Server in eiskalten Räumen in Amsterdam, wohnt aber eigentlich in Köln. Oder wars Düsseldorf? Grade mal vergessen, auf jeden Fall sind die Bewohner der jeweils anderen Rheinmetropole doof, Luschen, bekloppt. Das klingt Ihnen alles zu hart, zu gewollt nerdig? Keine Angst, Winnni, so sein bürgerlicher Vorname, hat auch eine weiche Seite. Er macht Musik. Klassischer Fall von harter Schale weicher Kern. Der Typ ist ok.
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