Der Trend zum sozial kompatiblen Familientier

Die Tiermesse Animal hat am Wochenende viele Möglichkeiten geboten, sich über die Haltung von Tieren zu informieren  

Viele tausend Tiere und noch mehr Menschen fanden sich am Wochenende auf der Tiermesse Animal ein. Der Trend zum Haustier ist ungebrochen und geht, dass wurde bei einem Rundgang deutlich, zum wohlerzogenen, möglichst artgerecht gehaltenen Familienmitglied. 

Zunächst die gute Nachricht für alle, die es nicht unbedingt schätzen, wenn sich ihre lieb gewonnenen Bilder über die Welt da draußen ständig verändern: Die ältere alleinstehende Dame mit dem Wellensittich gibt es noch! Das bestätigt jedenfalls Erich Ernst, der am Killesberg eine Tierarztpraxis betreibt, an Hand seiner alltäglichen Erfahrungen. Am Wochenende war Ernst auf der Tiermesse Animal als eine Art Wachhabender für die ambulante Betreuung der über 5.000 vierbeinigen Teilnehmer der IRAS zuständig, der Internationale Rassehundeausstellung. Bei so vielen Tieren auf engem Raum kann es schon mal zu bissigen Ausfällen kommen. „Heute ist alles total ruhig, bisher ist nichts passiert,“ sagte Ernst.
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Der Trend zum sozial kompatiblen Familientier

Mehr Menschen den schlechten Geschmack verderben

Ein eigenes Kontrollsystem hat auf der Slow Food Meese verhindert, dass manipulierte Lebensmittel angeboten wurde

Der Trend nach gesunden, unverfälschten Lebensmitteln scheint ungebrochen. Davon profitierten am Wochenende die Veranstalter der Slwo Food Messe. Mit eigenen Kontrollen wurde für die Einhaltung der strengen Kriterien gesorgt.

Am Wochenende drängten sich etwa 50.000 genussfreudige Besucher durch die Slow Food Messe. Unter dem Motto „Markt des guten Geschmacks“ konnten sie sich über die kulinarischen Angebote von über 300 Ausstellern informieren, die vor allem regionale Spezialitäten präsentierten. Darunter waren so seltene Produkte wie Rehsalami, schwäbische Weinbergschnecken oder Chillihonig. Alle Anbieter mussten sich vor Beginn der Messe verpflichten, eine Ausstellerordnung mit detaillierte Vorschriften zu erfüllen, welche Herstellungsverfahren und Inhaltsstoffe bei den feilgebotenen Produkten erlaubt sind. Geschmacksverstärker, Farbstoffe, Verdickungsmittel, Konservierungsstoffe – all das war Tabu. 

Für die Prüfung der Anträge sowie die Einhaltung der Vorgaben auf der Messe selbst waren zwei Experten von Slow Food Deutschland zuständig. Der Chemiker Hans Kniepkamp und der pensionierte Werbemanager Hans-Werner Bunz sind seit Jahren in der Organisation tätig und haben die Prinzipien ausgearbeitet. „Wir wollen die Wahrhaftigkeit des Geschmacks durchsetzen,“ sagt Kniepkamp. Bei Luxusuhren oder Modeaccessoires wollten die Kunden ja auch das Original und nicht die gefälschten Kopien. Da es aber aufgrund der besonderen Bedingungen bei der industriellen Großproduktion von Lebensmitteln zu Einbußen beim Geschmack kommt, müssten die Hersteller auf die biochemischen Tricks der Fooddesigner zurückgreifen. Diese verfälschen den authentischen Geschmack der Ausgangsprodukte, von den bisher allerdings nicht nachweisbaren Gesundheitsrisiken einmal ganz abgesehen. Denn nach dem Lebensmittelrecht sind diese Methoden erlaubt. Wer allerdings geräucherte Wurstwaren kauft, möchte eigentlich schon, dass diese in der Räucherkammer gedörrt und nicht mit einer Rauchdusche auf aromatisch getrimmt wurden. 

Vor solchen Tricks schütze das Bio-Siegel allein nicht, so die Prüfer. Das sage im Grunde nur, dass die Produktionshilfsstoffe ebenfalls aus biologischem Anbau stammen. Dem Geschmack wurde trotzdem auf die Sprünge geholfen, was nach Meinung der Slow-Food-Experten langfristig zu einer sensorischen Verarmung der Verbraucher führt. Seine Kinder hätten sofort gemeckert, als er privat auf Slow Food umgestellt habe, berichtet Hans-Werner Bunz. „Papa, du hast uns den Geschmack versaut!“ hätten sie gejammert. Bunz amüsiert das, zeigt ihm aber, dass er mit seinen Aktivitäten auf dem richtigen Weg ist. „Wir wollen mehr Menschen den schlechten Geschmack verderben,“ sagt er. 

Rund zehn Prozent der vorgeschlagenen Lebensmittel wurden gar nicht erst zur Messe zugelassen. Auch während der Veranstaltung sind die Experten bei Stichproben fündig geworden. Laborkontrollen konnten keine durchgeführt werden, man hat sich auf die auf den Etiketten deklarierten Angaben verlassen. „Totale Kontrolle ist nicht machbar,“ sagt Hans Kniepkamp. Die Aussteller hätten einen gewissen Vertrauensvorschuss verdient. Moniert wurden unter anderem ein paar Balsamico-Essige, bei denen mit Zuckerfarbstoff nachgeholfen wurde. Der italienische Edelessig ist besonders anfällig für Manipulationen, dauert doch die Herstellung des Originalprodukts mindestens ein Jahrzehnt, bis aus dem vergorenen Wein die dunkelbraune, fruchtig-süßliche Essenz entsteht. Für ein Zehntel-Liter-Fläschchen sind dann schon mal 80 Euro im Laden fällig. Zwar behaupten die Hersteller der handelsüblichen Produkte nicht, diese Herstellungsmethode verwendet zu haben, dann dürften sie sich mit dem Titel Aceto Balsamico Tradizionale schmücken, aber bezüglich Farbigkeit und Konsistenz wollen sie in drei Monaten Herstellungszeit so nah wie möglich an das Original herankommen. Ohne Einsatz von Hilfsmitteln geht das nicht. Auf der Slow Food Messe konnten sie allerdings damit niemandem den Geschmack verderben.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Mehr Menschen den schlechten Geschmack verderben

Intergastra: Gesunder Genuss ohne Verzicht

Auf der Intergastra stehen regionale Spezialitäten und gesundheitsbewusster Genuss im Zentrum des Interesses

 Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung befinden sich im Umbruch. Immer mehr Gäste fragen nach regionalen Spezialitäten oder wollen sich gesundheitsbewusster ernähren. Das Aufkommen asketischer Genussfeindlichkeit ist allerdings nicht zu befürchten.

Auf der Intergastra, der Fachmesse für Hotellerie und Gastronomie, die noch bis Dienstag auf der Neuen Messe stattfindet, ist das Thema regionale Lebensmittel in aller Munde. Das ist durchaus wortwörtlich zu nehmen, denn an vielen Ständen von Herstellern und Lieferanten, die den Fachbesuchern ihre Produkte präsentieren, wird eifrig gekocht und gebruzzelt, um die Kunden auf den Geschmack zu bringen. „Es gibt eine Renaissance des Regionalen,“ sagt Hendrik Markgraf, Chefredakteur der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung, dem größten Fachblatt der Branche aus dem Stuttgarter Matthaes Verlag. Allerdings werden diese Spezialitäten nun auch zeitgemäß überarbeitet, denn, und das ist der zweite Trend, das Thema Gesundheit beherrscht die Köpfe viele Gäste. Dabei müssen sich die Gastronomen und Gemeinschaftsverpfleger in Betrieben, Universitäten und Schulen allerdings einiges einfallen lassen, denn verzichten will niemand. „Der Genuss steht immer im Vordergrund, Askese ist nicht gefragt,“ sagt Markgraf.

Diesen Spagat zwischen Genussfreude und Gesundheitsbewusstsein muss auch der Spätzlefabrikant Bürger bewältigen. Deshalb bastelt man in der Ditzinger Zentrale jetzt an neuartigen Maultaschen. Es wird eine vegetarische Version geben und eine Fleischversion mit wesentlich weniger Fett. „Die Kunden wollen nicht verzichten, sondern clever essen,“ sagt Katharina Bittner aus der Marketingabteilung. Bundesweit bietet Bürger inzwischen seine Produkte an und setzt dabei auf den hohen Bekanntheitsgrad des schwäbischen Traditionsgerichtes. So hat eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstitutes Forsa ergeben, dass die Maultasche die bekannteste regionale Spezialität in Deutschland ist – nach der Weißwurst. 85% aller Deutschen haben schon mal von der schwäbischen Teigtasche gehört.

Der Trend zum regionalen Lebensmittel treibt auch die ganzen Großen der Branche um, wie Rainer Thomas, Geschäftsführer der Metro Cash & Carry, die bundesweit 60 Großhandelsmärkte betreibt. Inzwischen bekommt man dort auch Bodenseefelchen und schwäbisch-hallisches Schwein. Sogar mit der deutschen Slow-Food-Bewegung, die sich mit wachsendem Erfolg für den Einsatz regionaler Produkte stark macht, arbeitet man inzwischen zusammen. Für Thomas ist das eine selbstverständliche Anpassung an die Wünsche der Kunden, die die verstärkte Nachfrage der hungrigen Esser befriedigen müssen. Das sich hier etwas geändert hat, kann auch Gerda Haas feststellen, die über 2.000 Mitarbeiter bei der EADS in Ulm versorgen muss. „Wenn wir Linsen mit Spätzle auf die Karte setzen, ist das immer der Renner,“ sagt sie. Außerdem würden die Kantinenbesucher gezielter essen und die Portionen seien kleiner geworden.

Das kann auch Dennis Haym feststellen, Vertriebsleiter beim Stuttgarter Lieferservice Staiger. Seit 17 Jahren beliefert man unter anderem das Porsche-Werk in Zuffenhausen mit Frischkost und vorbereitetem Gemüse. „Es wird inzwischen definitv weniger gegessen,“ sagt Haym. Biologisch produzierte Lebensmittel spielen in der Gemeinschaftsverpflegung aus Kostengründen noch keine große Rolle und auch die Gastronomie ist eher zögerlich. Seit allerdings auf den Speisekarten kennzeichnungspflichtige Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker, Emulgatoren oder Konservierungsstoffe angegeben werden müssen, sind zumindest solche Vorprodukte fast ganz verschwunden. Das Gesundheitsbewusstsein steigt also, was auch Umweltministerin Tanja Gönner begrüßt, die sich am Stand des Gastroverbnades DEHOGA für ein Schaukochen zur Verfügung stellte. Äpfel schnitzend lobte die Ministerin die hohe Umweltverträglichkeit regional produzierter und verzehrter Lebensmittel auf Grund der geringeren Belastung durch weite Transporte. Wirtschaftlich sei das sowieso gut für das Land, finde doch die komplette Wertschöpfungskette hierzulande statt.

[Der Artikel ist am 11. Februar 2008 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Intergastra: Gesunder Genuss ohne Verzicht

Wellnessthemen mischen Mineralienbörse auf

Das wachsende Interesse an der angeblich heilenden Wirkung bestimmter Steine belebt die Mineralienszene

Heute beginnt die 30. Internationale Mineralien- und Fossilienbörse in Halle 8 der Neuen Messe. Die 300 Aussteller haben nicht nur der Sammlerszene etwas zu bieten, sondern auch der wachsenden Zahl von Interessenten an der esoterisch inspirierten Steinheilkunde.

Wellness ist der neue Trend auf der Internationalen Mineralien- und Fossilienbörse, die dieses Jahr ihr 30. Jubiläum feiert. In einer zum ersten Mal vorgestellten Wellness-Oase können sich die erwarteten 20.000 Besucher über die verschiedenen Facetten der Steinheilkunde informieren. Damit ist nicht die orale Verabreichung bestimmter Mineralien gemeint, sondern deren äußerliche Anwendung als Massagesteine, Edelsteinöle und die Nutzung bei Wasser aufbereitenden Methoden. „Das Interesse aus dem esoterischen Bereich an Mineralien hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Dem wollen wir Rechnung tragen“, sagt Brigitte Krawietz-Rometsch von der Messeorganisation. Warum diese Anwendungen vor allem bei Migräne, Muskelverspannungen und psychosomatischen Erkrankungen Heilerfolge bringen, weiß Michael Gienger, Autor diverser steinheilkundlicher Schriften, auch nicht so genau. „Vermutlich hängt das mit dem energetischen Austausch zusammen,“ sagt er. Die Besucher haben auf der Messe Gelegenheit, eigene Erfahrungen mit diesen Methoden zu machen. Es stehen einigen Massagestationen bereit und an einer Wasserbar kann normales, durch verschiedene Verfahren aufbereitetes Trinkwasser probiert werden.

 Durch diese Ausrichtung versucht man der Messe neuen Schwung zu verleihen. Die Rechnung könnte aufgehen. Die Ausstellungsfläche wurde um ein Viertel erweitert und die Zahl der Aussteller ist auf nun auf etwa 300 gestiegen, von denen viele ihre Standflächen gegenüber dem Vorjahr vergrößert haben. Deshalb kommen die klassischen Bereiche trotzdem nicht zu kurz. Dazu tragen auch die Sonderschauen bei, von denen eine dem rumänischen Gold gewidmet ist. Diese Schau wird von Franz Xaver Schmidt betreut, der beruflich als Leiter der Mineraliensammlung beim Museum für Naturkunde tätig ist. Diese Sammlung ist nicht öffentlich zugänglich, wie er bedauernd berichtet. Deshalb freut er sich umso mehr, seine Schätze auf der Messe dem interessierten Publikum zu zeigen. Zu sehen sind die diversen Formen mineralischen Goldes, die man noch heute in rumänischen Minen finden kann, wie zum Beispiel Berggold, seltene Golderze oder außergewöhnliche Mineralien wie Fullöppit.

 In einer Schauschleiferei kann man mitgebrachte oder erworbene Steine so weit wie möglich bearbeiten lassen. Wer nicht so genau weiß, was sein kristallines Prachtexemplar für einen Marktwert hat, der kann das gute Stück von Fachleuten schätzen lassen. Stöbern, Einkaufen und Geschenke für Weihnachten sichern, das kommt auf dieser Messe auf jeden Fall nicht zu kurz, denn neben Mineralienhändlern gibt es auch viele Stände mit Sammlerzubehör, Schmuck und Kunsthandwerk.

[Der Artikel ist am 23. November 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Wellnessthemen mischen Mineralienbörse auf

Das Gute liegt so nah bei der Messe Lust auf Genuss

Auf der Neuen Messe hat die Lust auf Genuss Premiere. Die Messe bietet eher bescheidene kulinarische Erlebnisse

Die neue Messe „Lust auf Genuss“ präsentiert seit gestern eine Halle voll mit kulinarischen Erlebnissen. Ein Streifzug durch die mit Winzern, Chocolatiers und Pfannenverkäufern gefüllte Halle ergab: Genuss kostet viel und einiges hält weniger als es verspricht. Es sei denn, es kommt aus der Region. 

Der gute alte Senf ist auch nicht das was er mal war. Ist wohl einfach nicht scharf genug. Deshalb gibt es am Stand von TimRott Chili-Senf. Schärfe ist schließlich nicht gleich Schärfe. „Senfschärfe spürt man in der Nase, Chili eher im Hals,“ sagt der nette Mensch, der Kostproben des Sortiments auf kleinen bestrichenen Weißbrotstückchen feil bietet. Die Leute greifen zu, sind neugierig auf neue Genüsse. Zu lange hat man sich mit plumpem Mampfen abgegeben, jetzt darf es auch was kosten, die kulinarische Weltreise. Der Viertelliter eines südmarrokanischen Öls aus der Arganafrucht geht für 25 Euro über den Tisch und schmeckt wie Öl halt so schmeckt. Das handtellergroße Steak vom Fleisch des Wagyu-Rinds aus amerikanischer Züchtung kommt mit Pappteller auf den Stehtisch und hält nach Meinung von Bernd Seemann nicht, was der Apotheken-Preis verspricht. „Schmeckt schon besonders, ist aber für 17,50 zu teuer,“ sagt er. Mit seinem Freund ist der 59-jährige Kaufmann aus Reutlingen auf die Messe gekommen und ist nicht begeistert. Einen Satz Kochmesser wollte der „nicht ambitionierte Amateurkoch“ sich besorgen, aber die gibt es hier nicht. Vom Angebot der „Lust auf Genuss“ ist er enttäuscht und wird sich einen zukünftigen Besuch gut überlegen.

 Auf ihre Kosten kommen auf jeden Fall die Freunde regionaler Weine. Die ganz cleveren kaufen sich schon am Eingang ein Probierglas wahlweise mit Extrabändel zum Umhängen. Dann kann man am großen, modernen Gemeinschaftsstand der Werbegemeinschaft Württembergischer Weingärtnergenossenschaften die Produkte von 24 Winzern testen. Die werden immer besser, vor allem der Rotwein, meint der Geschäftsführer Kurt Huber, der sich über wachsenden Absatz außerhalb des Landes freut. Trotzdem hat er hier ein Heimspiel, denn hierzulande wird nicht nur fast doppelt so viel Wein pro Kopf getrunken wie in der Restrepublik, sondern vor allem dem eigenen Gewächs den Vorzug gegeben: 70 Prozent der Produktion bleibt im Land.

Schade, dass man in hiesigen Regionen keinen Kakao anbauen kann, wäre bestimmt ein Riesenerfolg. Denn wie der Wein, wird jetzt auch die Schokolade ein sortenreines Produkt, bei dem auf Herkunft und Sorte geachtet wird. „Grand Cru“ heißt denn auch in Anlehnung an die Weinwelt eine Produktreihe der Firma Beschle, die der Online-Händler Chocolat de Luxe an seinem Stand anbietet. Das Wissen um die Lage der Pflanzung, der Kakaosorte, des Jahrgangs und der Aromen, die die umgebenden Pflanzen an die Früchte des Schattengewächses abgeben, machen aus dem gemeinen Nascher einen lutschenden Genussmenschen.

Die scheinen auch gerne ganz dicke Autos zu lieben. So präsentiert sich die Firma Rich-Prosecco vor einer schwarzen extralangen Stretchlimousine der Marke Hummer. Wild Passion, Kir Royal und Klassik heißen die drei Sorten des beliebten Italo-Sekts, den Rich, und das war die sensationelle Innovation, in kleinen goldenen Dosen verkauft. Prosecco aus Dosen, muss das denn sein? Das haben sich vor einem Jahr die meisten Brancheninsider gefragt und größtenteils mit Nein beantwortet. Inzwischen hat Rich über 10 Millionen Einheiten abgesetzt, nicht weil das Getränk so edel wäre, sondern wohl vor allem wegen des genialen Marketingkonzepts. Zur Absatzförderung wurde nämlich das Glamour-Girl Paris Hilton engagiert, das lebensgroß und leicht bekleidet in allen Supermärkten als Pappfigur das Produkt in die Köpfe der Zielgruppe brachte. Mit verfeinertem Genuss hat das rein gar nichts zu tun, eher mit dem wohligen Gefühl, mal vom leicht verruchten Luxus-Lotterleben zu kosten. Ein paar Tropfen wenigstens, aus der Büchse.

Denn Luxus ist in, der kommt ganz groß raus, eigentlich, also bei denen, die sich das leisten können. Die gehen dann zur Gourmet Schmiede in Ottersweiler und lassen sich ein Fest ausrichten. Gabriele Wacker ist Geschäftsführerin und berichtet von enorm gestiegenem Interesse an ihren Cateringleistungen. Sie organisiert viel für Firmen, aber auch die Privaten lassen sich nicht lumpen. Eine komplette Hochzeit für 100 Gäste mit Zelt im Garten und allen drumherum kann dann schon mal auf 20.000 Euro kommen. Über Auslastung ihrer 50 Mitarbeiter kann sie nicht klagen, fast jeden Tag hat sie irgendeinen Termin. Aber muss denn jetzt Genuss wirklich teuer sein? Gibt es denn da keine Schnäppchen oder so was? Gibts. Berge frischer, preisgünstiger Würste aus der Toskana oder fünf Liter kalabresisches Olivenöl für 40 Euro. Der Hit: Eine Tragetasche mit Köstlichkeiten von den Fildern: Sauerkraut, Rotkohl, Gurken, Pusztasalat. Für fünf Euro. Das Gute liegt so nah …

Die Messe Lust auf Genuss findet in der Halle 4 der Neuen Messe am Flughafen statt und ist noch bis Sonntag jeden Tag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Tageskarte kostet zwölf Euro, ermäßigt neun Euro inklusive VVS-Fahrschein. Vorverkauf in vielen Lotto-Totto-Kiosken.

[Der Artikel ist am 23. November 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Das Gute liegt so nah bei der Messe Lust auf Genuss