Lust auf Herausforderungen – Conte, Stuttgart

Italienischer Erfolgsgastronom eröffnet Mitte April ein neues Designrestaurant. Hochwertige Küche und Events sollen Umsatz bringen.

Die Lust auf unternehmerische Herausforderungen hat sich bei Maurizio Estrano schon zu Beginn seiner wahrlich atemberaubenden Karriere als Gastronom gezeigt. 1978 hatte der aus Formia stammende Italiener bereits einen Job in einem Hotel in Rom in der Tasche, zog es dann aber vor, in der Pizzeria seines Bruder in der schwäbischen Provinzstadt Waiblingen zu arbeiten. „Ich wollte einfach mal was anderes machen,“ begründet Estrano diese Entscheidung, die er nie bereut hat. Denn in den folgenden Jahrzehnten hat er sich zielstrebig vom einfachen Kellner eines Pasta&Pizza-Lokals mit angeschlossener Eisdiele zu einem der erfolgreichsten Gastronomen in der Landeshauptstadt entwickelt. 1997 war dabei vielleicht das wichtigste Jahr, denn da gelang es ihm, ein Restaurant in Stuttgarts Edelshoppingmeile zu übernehmen, der Calwer Straße. Statt in dem rustikalen Landhausambiente einfach weiterzumachen, entschloss er sich zur Totalsanierung und holte sich fremdes Kapital in das Unternehmen. „Meine Hausbank, mit der ich bis heute hervorragend zusammenarbeite, hat mich damals unterstützt. Ohne die wäre es nicht gegangen.“ Heraus kam dabei das Da Maurizio, eines der ersten italienischen Spezialitätenrestaurants, das sich mit hellem, urbanem Ambiente und einer Trattoria-Küche radikal vom Pizza-Image abwandte. Der Erfolg stellte sich schon kruzfristig ein, wohl vor allem, weil stets Qualität abgeliefert wurde. Das sprach sich schnell herum. „Unser wichtigstes Marketinginstrument war und ist die Mundpropaganda. Da kamen dann eben die Chrysler-Manager, denen in Detroit schon die Daimlerleute erzählt hatten, sie sollten zu uns gehen.“ Neben der Qualität ist es auch die persönliche Präsenz in den verschiedenen Lokalen, an denen Estrano inzwischen beteiligt ist.

Jetzt hat für das DEHOGA-Mitglied – „Sehr gute Rechtsabteilung!“ –  ein weiteres Abenteuer begonnen, denn 2007 trennte er sich vom Da Maurizio und der angrenzenden Weinbar Viavai, um sein neuestes Projekt stemmen zu können. Das Conte in der Stuttgarter City wird am 17. April mit einer großen Feier eröffnet, zu der bis zu 1.000 Gäste erwartet werden. Insgesamt über 700.000 Euro hat Estrano in zwei Stockwerke eines frisch sanierten Geschäftshauses in der Kronprinzstraße investiert. Neben Küche, Lüftung und Sanitärbereich wurde eine hochwertige Innenausstattung mit Kupferblechen, Basaltboden und Edelhölzern eingebaut. Neben der längsten Cocktailbar der Stadt gibt es innen ein Restaurant mit filigranen Designmöbeln, einen großen Lounge- und Veranstaltungsbereich im zweiten Stock und eine ausgedehnte Außenfläche. Mit einem modernen italienischen Programm, das auf die einzelnen Betriebsteile mit drei verschiedenen Speisekarten differenziert ist, möchte Estrano den Gästen „mal was anderes bieten.“ Vor allem im Eventbereich für Firmen und privaten Feiern sieht er ein großes Potenzial, das er mit den attraktiven Räumlichkeiten ausschöpfen will. Für die Zukunft will er sich nicht festlegen, ob das Conte das letzte große Projekt ist, das er stemmt, denn eigentlich würde er gerne mal etwas mehr Privatleben haben. „Aber man soll niemals nie sagen.“ Die Abenteuerlust könnte sich vielleicht doch wieder durchsetzen…

 

Conte

Kronprinzstraße 24 

70173 Stuttgart

Telefon: 0711 99 78 98 47 

Fax: 0711 99 78 98 48

conte@conte-stuttgart.com 

www.conte-stuttgart.com

 

Investition: ca 700.000 Euro

Mitarbeiter: 10 Angestellte, 10 Aushilfen 

Sitzplätze Innen: 30

Sitzplätze Außen: 90

Stehplätze: 70

 

Preise Hauptgerichte: 12-25 Euro

Businesslunch: 14,50 Euro

Degustationsmenü (4 Gänge): 45 Euro

Lust auf Herausforderungen – Conte, Stuttgart

Mehr Menschen den schlechten Geschmack verderben

Ein eigenes Kontrollsystem hat auf der Slow Food Meese verhindert, dass manipulierte Lebensmittel angeboten wurde

Der Trend nach gesunden, unverfälschten Lebensmitteln scheint ungebrochen. Davon profitierten am Wochenende die Veranstalter der Slwo Food Messe. Mit eigenen Kontrollen wurde für die Einhaltung der strengen Kriterien gesorgt.

Am Wochenende drängten sich etwa 50.000 genussfreudige Besucher durch die Slow Food Messe. Unter dem Motto „Markt des guten Geschmacks“ konnten sie sich über die kulinarischen Angebote von über 300 Ausstellern informieren, die vor allem regionale Spezialitäten präsentierten. Darunter waren so seltene Produkte wie Rehsalami, schwäbische Weinbergschnecken oder Chillihonig. Alle Anbieter mussten sich vor Beginn der Messe verpflichten, eine Ausstellerordnung mit detaillierte Vorschriften zu erfüllen, welche Herstellungsverfahren und Inhaltsstoffe bei den feilgebotenen Produkten erlaubt sind. Geschmacksverstärker, Farbstoffe, Verdickungsmittel, Konservierungsstoffe – all das war Tabu. 

Für die Prüfung der Anträge sowie die Einhaltung der Vorgaben auf der Messe selbst waren zwei Experten von Slow Food Deutschland zuständig. Der Chemiker Hans Kniepkamp und der pensionierte Werbemanager Hans-Werner Bunz sind seit Jahren in der Organisation tätig und haben die Prinzipien ausgearbeitet. „Wir wollen die Wahrhaftigkeit des Geschmacks durchsetzen,“ sagt Kniepkamp. Bei Luxusuhren oder Modeaccessoires wollten die Kunden ja auch das Original und nicht die gefälschten Kopien. Da es aber aufgrund der besonderen Bedingungen bei der industriellen Großproduktion von Lebensmitteln zu Einbußen beim Geschmack kommt, müssten die Hersteller auf die biochemischen Tricks der Fooddesigner zurückgreifen. Diese verfälschen den authentischen Geschmack der Ausgangsprodukte, von den bisher allerdings nicht nachweisbaren Gesundheitsrisiken einmal ganz abgesehen. Denn nach dem Lebensmittelrecht sind diese Methoden erlaubt. Wer allerdings geräucherte Wurstwaren kauft, möchte eigentlich schon, dass diese in der Räucherkammer gedörrt und nicht mit einer Rauchdusche auf aromatisch getrimmt wurden. 

Vor solchen Tricks schütze das Bio-Siegel allein nicht, so die Prüfer. Das sage im Grunde nur, dass die Produktionshilfsstoffe ebenfalls aus biologischem Anbau stammen. Dem Geschmack wurde trotzdem auf die Sprünge geholfen, was nach Meinung der Slow-Food-Experten langfristig zu einer sensorischen Verarmung der Verbraucher führt. Seine Kinder hätten sofort gemeckert, als er privat auf Slow Food umgestellt habe, berichtet Hans-Werner Bunz. „Papa, du hast uns den Geschmack versaut!“ hätten sie gejammert. Bunz amüsiert das, zeigt ihm aber, dass er mit seinen Aktivitäten auf dem richtigen Weg ist. „Wir wollen mehr Menschen den schlechten Geschmack verderben,“ sagt er. 

Rund zehn Prozent der vorgeschlagenen Lebensmittel wurden gar nicht erst zur Messe zugelassen. Auch während der Veranstaltung sind die Experten bei Stichproben fündig geworden. Laborkontrollen konnten keine durchgeführt werden, man hat sich auf die auf den Etiketten deklarierten Angaben verlassen. „Totale Kontrolle ist nicht machbar,“ sagt Hans Kniepkamp. Die Aussteller hätten einen gewissen Vertrauensvorschuss verdient. Moniert wurden unter anderem ein paar Balsamico-Essige, bei denen mit Zuckerfarbstoff nachgeholfen wurde. Der italienische Edelessig ist besonders anfällig für Manipulationen, dauert doch die Herstellung des Originalprodukts mindestens ein Jahrzehnt, bis aus dem vergorenen Wein die dunkelbraune, fruchtig-süßliche Essenz entsteht. Für ein Zehntel-Liter-Fläschchen sind dann schon mal 80 Euro im Laden fällig. Zwar behaupten die Hersteller der handelsüblichen Produkte nicht, diese Herstellungsmethode verwendet zu haben, dann dürften sie sich mit dem Titel Aceto Balsamico Tradizionale schmücken, aber bezüglich Farbigkeit und Konsistenz wollen sie in drei Monaten Herstellungszeit so nah wie möglich an das Original herankommen. Ohne Einsatz von Hilfsmitteln geht das nicht. Auf der Slow Food Messe konnten sie allerdings damit niemandem den Geschmack verderben.

[Artikel für den Lokalteil der Stuttgarter Zeitung]

Mehr Menschen den schlechten Geschmack verderben

Hunderte Familien feiern die Erstkommunion bei strahlendem Sonnenschein

Am „Weißen Sonntag“ empfangen traditionell die Neun- bis Zehnjährigen zum ersten Mal das katholische Abendmahl. Gestern nahmen 900 Kinder daran teil.

Familientreffen, Einführung in die Gemeinde der Gläubigen, Initiationsritus – die Erstkommunion der katholischen Christen hat viele Facetten. Gefeiert wurde gestern auch in der Kirche Sankt Elisabeth im Westen, wo 48 Kinder zum ersten Mal das Abendmahl empfingen.

Der Sonntag nach Ostern heißt in der katholischen Christenheit „Weißer Sonntag“, ein Name, der in dem Brauch der Urchristen gründet, ihre in der Woche nach der Ostertaufe getragenen weißen Gewänder abzulegen. Traditionell wird an diesem Sonntag bis heute in vielen katholischen Gemeinden die Erstkommunion der neun- bis zehnjährigen Gemeindekinder gefeiert. Am ersten Empfang des Sakraments der Eucharistie nahmen in der Kirche Sank Elisabeth im Stuttgarter Westen 48 Kinder teil. Dieser einschneidende Moment im Leben der jungen katholischen Christen, zum ersten Mal am Abendmahl der Gemeinde teilnehmen zu dürfen, stand auch für Tim Lars Gerne im Mittelpunkt des Interesses. „Dass wir das heilige Brot probieren dürfen,“ war für den Grundschüler das Wichtigste an diesem Feiertag, wie er vor dem Ereignis aufgeregt bekannte. Er geht regelmäßig mit seinen Eltern in die Kirche und besuchte daher seit Herbst letzten Jahres den Kommunionsunterricht, bei dem die Kinder in die Glaubensinhalte und Kirchenriten eingeführt werden. Tim scheinen die Nachmittagsstunden gefallen zu haben, er fand das alles „lustig“, obwohl er schon einiges aus dem schulischen Religionsunterricht kannte.

Während vor der Kirche am Sonntag Vormittag bei strahlendem Sonnenschein die Familien sich in vielerlei Sprachen begrüßten und die Fotoapparate und Videokameras in Stellung gebracht wurden, versammelten sich die herausgeputzten Kinder im Gemeindehaus gegenüber, um ihr hellgraues, an ein Büßergewand erinnerndes Kleidungsstück überzustreifen. Dann wurden sie von den Messdienern in einer kleinen Prozession über die Straße in die Kirche geführt, wo sie am Eingang ihre großen Kerzen entzündeten. Mit ernsten und konzentrierten Gesichtern zogen sie dann durch das schwer nach Weihrauch duftende und mit über 1.000 Gläubigen völlig überfüllte Gotteshaus in den Altarbereich. Dort wurden sie von Pfarrer Christian Hermes empfangen, der die anwesenden Familien und Verwandten in fünf Sprachen begrüßen ließ und die Bedeutung des Tages für die Kinder betonte, die nun in der internationalen Gemeinschaft der Christen teilhaben würden.  

Die folgende Predigt bestritt Pastoralassistent Uwe Volkert, der das Motto der Kommunion „Gottes Segen ist ein Zelt“ in einer  vermutlich auch den Kindern eingängigen Bildersprache bestritt. Vor dem Altar wurde eine bunte Plane mit einer Stange zu einem Zelt aufgerichtet und mit Heringen symbolisch geerdet. Volkert füllte diese Allegorie mit zahlreichen Glaubensinhalten und vermittelte ein authentisches Bild der Lebenswirklichkeit, da es auch Themen wie Angst und Einsamkeit oder das Bedürfnis nach Gemeinschaft zum Ausdruck brachte. Dann näherte sich der große Moment: die Kinder wurden zum Abendmahl geführt. „Das Brot war am Anfang ein bisschen hart,“ sagte Kommunionskind Tim danach. Außerdem seien sie so schrecklich aufgeregt gewesen. Zum ersten Mal im öffentlichen Mittelpunkt des Interesses von Gemeinde und Familie zu stehen, scheint ihm nicht ganz leicht gefallen zu sein. Gestern ging er mit seinen Verwandten „noch irgendwo Essen“. Heute beginnt für ihn die Schule wieder und der Alltag als Christenkind. Der aufgeweckte Tim macht das sicher gut, innerlich gereift und verfügt jetzt obendrein sicherlich auch über etwas Taschengeld extra  – für die kleinen materiellen Bedürfnisse.

Hunderte Familien feiern die Erstkommunion bei strahlendem Sonnenschein

Mondfinsternis ohne Zuschauer

Wegen schlechten Wetters hat sich die totale Mondfinsternis gestern Nacht fast ohne Beobachter vollzogen.

Wenn sich am Himmel spektakuläre Ereignisse vollziehen, ist das Publikumsinteresse normalerweise groß. Die Mondfinsternis gestern wollte auf der Sternwarte allerdings niemand verfolgen. Der deutschlandweitweit bewölkte Himmel ließ auch in Stuttgart nur ganz kurz einen Blick auf das Spektakel zu.

„Jetzt hat es sich doch noch gelohnt!“ freut sich Helmut Christian Bauer. Der Chemiestudent aus Reutlingen und Teilzeitmitarbeiter bei der Schwäbischen Sternwarte hatte als einziger auf der Uhlandshöhe ausgeharrt, um die totale Mondfinsternis Mittwoch Nacht zu beobachten. Wie fast überall in Deutschland herrscht aber schlechtes Wetter, weshalb sich sich niemand einfand, das Spektakel zu verfolgen. Die Wahrscheinlichkeit ist zu gering, dass der wolkenverhangene Himmel einen Blick auf den Erdtrabanten zulassen würde.

Tatsächlich zieht am frühen Donnerstagmorgen eine graue, kompakte Wolkenmasse über den Talkessel. Keine Chance mit dem mechanischen Teleskop trotz imposanter Ausmaße den Durchlauf des Mondes durch den Erdschatten zu verfolgen. „Man hat immer Hoffnung,“ sagt Bauer und schaut auf der Terrasse in Richtung Westen, ob sich nicht doch noch ein Loch in den Wolken zeigt. Manchmal würden die Wolken regelrecht zerfetzt, meint er, und deutet auf die schwarzen Flecken, die über dem Killesberg erscheinen. Durchaus möglich, dass der Himmel noch aufreiße. Seine Ahnung trügt offensichtlich nicht, denn schon werden die ersten Sterne sichtbar.

Auf einmal kommt richtig Bewegung hinein und schon schimmert der Vollmond dünn am Himmel. Schnell bringt Bauer jetzt die drehbare Holzkuppel des Turms in die richtige Position und öffnet den Beobachtungsschlitz. Dann wird der historische Carl-Zeiss-Refraktor, das mit Kurbeln und allerlei wunderlicher Technik etwas altertümlich anmutende mechanische Teleskop, in Stellung gebracht. Fast hundert Jahre ist das aus blau lackiertem Gussmetall und gold poliertem Messing bestehende Fernrohr alt und scheint einem Jules-Verne-Film entnommen. Früher gehörte es einem Fabrikanten aus Korntal, bis es 1948 auf der Uhlandshöhe aufgestellt wurde. Der Blick durch die Linsen zeigt den Mond nun bildfüllend und etwas erstaunt nimmt man zur Kenntnis, das die totale Finsternis am Höhepunkt des himmelsmechanischen Großereignisses gar nicht so total ist. Es sieht mehr so aus, als sei nun ein dicker schwarzer Fleck auf dem ansonsten hellgrauen Himmelskörper. Das sei eine optische Täuschung, ausgelöst durch die Ablenkung des Lichts in der Atmosphäre, klärt Bauer auf.

 Trotzdem: es stellt sich dieses eigentümliche Gefühl ein, ein winziger Teil eines gewaltigen, universalen Spiels von Planeten zu sein, auf die mit mathematischer Exaktheit ewige Kräfte wirken, endlos im Raum kreisend. Leider ist nach zwei Minuten schon wieder alles vorbei. Der Himmel zieht sich wieder zu, das faszinierende Himmelsspektakel verwandelt sich in einen viel zu frühen, viel zu grauen, nasskalten Februarmorgen. Vielleicht wird es ja 2011 besser, dann wird es wieder einen beobachtbaren Erdschatten auf dem Mond geben.

 [Der Artikel ist am 22. Februar 2008 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Mondfinsternis ohne Zuschauer

VfB deklassiert KSC beim virtuellen Südwestderby

Verbunden über das Internet standen sich in einem virtuellen Fußballspiel Profis aus Stuttgart und Karlsruhe live gegenüber 

Wenn es am Samstag so läuft wie gestern Abend in der Carl Benz Arena, dann entscheidet der VfB das mit Spannung erwartete Südwestderby gegen den Karlsruher SC klar für sich. Bei der virtuellen Partie hatten die badischen Blauen jedenfalls nicht die Spur einer Chance.

 

 Mehr als 600 VfB-Fans waren am gestrigen Abend begeistert von der Leistung ihrer Mannschaft, auch wenn die in der Mehrzahl aus programmierten Computerschöpfungen bestand. 6:2 stand es am Schluss in der Carl Benz Arena beim Abpfiff des so genannten CyberDerbys, wie der VfB-Hauptsponsor EnBW die von ihm durchgeführte Veranstaltung getauft hatte. Drei Tage vor dem echten Südwestderby gegen den badischen Erzrivalen Karlsruher SC standen sich je vier Profis beider Mannschaften in einem virtuellen Fußballspiel gegenüber. Das Publikum konnte die Auseinandersetzung live auf Großbildleinwänden in beiden Städten verfolgen.

 Auf Seiten des VfB hatten Roberto Hilbert, Alexander Farnerud, Andi Beck und Manuel Fischer Platz genommen und die Finger an den Konsolen, beim KSC waren es unter anderem Kapitän Timo Staffelt, Maik Franz und Florian Dick. Ergänzt wurden die Teams mit jeweils einem durch Verlosung ermittelten Fan. Im VfB-Team trat Carsten Leifer aus Gärtringen an, der vor dem Spiel recht nervös war und sich nicht viel Chancen ausrechnete. „Wird bestimmt schwer, gegen die zu spielen, das sind doch alles Profis,“ sagte der 19-Jährige, der sich die Bundesligaspiele ansonsten in seiner Stammkneipe anschaut und nur ab und zu ins Stadion geht.

 Angeheizt durch einen Auftritt des Schlagersänger Schwabenkönig, der live seine Fan-Hymne „Ein Stern (der über Stuttgart steht)“ intonierte, feuerten die Fans dann frenetisch ihre auf der Bühne sitzenden Fußballidole an und ließen die Halle erbeben, als die virtuelle Mannschaft in den weißen Trikots und dem roten Brustring gleich zu Beginn in Führung ging. Das Besondere an der recht flüssig und fast lebensnah anzuschauenden Software: Die Programme enthalten tausende detaillierte Profile von den tatsächlichen Mannschaften der laufenden Saison. Daher konnten die Profis selbst ihre elektrischen Doubles mit Daumen und Zeigefinger steuern. Privileg der Profis, während der Amateur eher das Rollenspiel genießt. Der Rest der Mannschaften und der Schiedsrichter werden per Zufallsgenerator hinzugerechnet. Auch der Torwart, worin der schlagfertige Roberto Hilbert kein Problem sah. Es sei bekannt, dass der VfB gute Torhüter habe, da werde schon nichts anbrennen. Alle Spieler sind im übrigen erfahrene „Zocker“, wie sich die Konsolenspieler selbst nennen.

 So wie Jungtalent Manuel Fischer, der sich die Langeweile im VfB-Sportinternat eher mit „Daddeln“ als mit einem Buch vertreibt. Wie es sich für einen ehrgeizigen Jungprofi gehört, kommen natürlich keine gewalttätigen Ballerspiele auf den Schirm, sondern es wird mit Programmen wie FIFA 2008 oder Pro Evolution Soccer der Fußballleidenschaft gefrönt. Dabei entstehen Kompetenzen, die Manager Horst Heldt gehörig Respekt abnötigen. Früher hat er sich auch an Videospielen versucht, aber jetzt sei er aus dem Alter raus und könne auch nicht nur annähernd mit seinen Schützlingen mithalten. Was die drauf haben, zeigte der Spielverlauf: Der KSC wurde an die Wand gespielt. Die erste Halbzeit endete mit 1:5 für den VfB und selbst ein technisches Problem zu Beginn der zweiten Halbzeit, das drei VfB-Spielern die Kontrolle über ihren Doppelgänger entzog, konnte am Spielverlauf nichts wesentliches mehr ändern. Besonders Manuel Fischer tat sich positiv als dreimaliger Torschütze hervor, gemäß seiner natürlich nicht ernst gemeinten Aussage „Superargumente“ ihn am Samstag von Beginn an spielen zu lassen. Ob Armin Veh das ähnlich sieht, bleibt abzuwarten, denn das Derby ist „sehr wichtig für uns und für viele das wichtigste Spiel des Jahres“, so Horst Heldt. Durch den gelungenen virtuellen Auftakt dürften die Spieler zumindest psychologisch gestärkt in die Partie gehen.

 [Der Artikel ist am 20.Februar 2008 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

VfB deklassiert KSC beim virtuellen Südwestderby