Dem Denkmal werden die Flügel gestutzt

Bonatz-Experte kritisiert den Teilabrisss des Hauptbahnhofs im Zuge von Stuttgart21

Im Zentrum der Veränderungen, die im Rahmen von Stuttgart 21 umgesetzt werden sollen, steht der Hauptbahnhof. Matthias Rosen, Denkmalschützer und Bonatz-Experte, kritisierte bei einer Veranstaltung in der Universität die Umbaupläne des Bonatz-Baus scharf.

Bei einer Veranstaltung im Kunsthistorischen Institut der Universität Stuttgart hat am Donnerstag Abend der Denkmalpfleger Matthias Rosen die im Rahmen von Stuttgart 21 geplanten baulichen Veränderungen des Hauptbahnhofs scharf kritisiert. Der Abriss des Nord- und Südflügels, nach seiner Meinung integrale Bestandteile des von Paul Bonatz entworfenen Gebäudes, werde den verbleibenden Rest nur noch als Torso zurücklassen. Rosen, der in Stuttgart ein Planungsbüro für Denkmalpflege betreibt, ist ausgewiesener Bonatz-Experte. Sowohl seine Diplomarbeit und als auch eine Promotion beschäftigen sich mit den Arbeiten des Stuttgarter Architekten, der 1911 den Planungswettbewerb für den Hauptbahnhof mit einem vom Neuen Bauen geprägten Entwurf gewann. Nach Meinung von Rosen steht der 1928 vollendete Bau in einer Reihe mit ähnlich bahnbrechenden Entwürfen der damaligen Zeit, die die Gestaltung solcher Funktionsbauten neu definiert hätten.

Allerdings sei der aktuelle Zustand Gebäudes stellenweise aus denkmalpflegerischer Sicht bereits eine „Verhunzung“. Falsch erneuerte Kunststoffenster, unsensibel angebrachte Vordächer und ästethisch fragwürdige Geschäftsräume nehmen dem Gebäude viel von seiner gestalterischen Strenge. Von den nach Zerstörung und Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren erforderlichen Veränderungen gar nicht zu reden. So waren die Wände der Schalterhallen ursprünglich unverputzte Mauern aus Ziegel und Beton, was wegen der Bombenschäden dann nicht mehr aufrechterhalten werden konnte. Heute ist alles verputzt und farbig angestrichen. Trotz dieser Mängel gibt es aber noch viele, original erhaltene Details. Rosen hält das Ensemble daher für ein wichtiges, in seiner Gesamtheit erhaltenswertes Baudenkmal. Und das sei trotz aller Beteuerungen der Deutschen Bahn oder auch des Oberbürgermeisters durch die geplanten Umbauten stark gefährdet. Dem Bahnhof drohe ein ähnliches Schicksal wie der Restruine des Alten Lusthauses, die im Mittleren Schlossgarten ihrem Ende entgegenwittere.

Nach den aktuellen Planungen für Stuttgart 21 sollen sowohl der Südflügel, der jetzt entlang der Straße „Am Schlossgarten“ gegenüber dem Busbahnhof steht, als auch der Nordflügel gegenüber dem LBBW-Forum abgerissen werden. Stattdessen wird dort dann das Dach des Tiefbahnhofs zu sehen sein, das auch die aktuelle Gleishalle daziwchen einnimmt. Der Platz wird bestimmt von vielen etwa fünf Meter hohen Kegeln, die Licht in den Untergrund bringen sollen. „Ich nenne diesen Höcker mit Warzen den Bullaugenkorridor. Der wird zum Terrain der Sprayer und Skater,“ sagte Rosen, der sich selbst als strikten Gegner von Stuttgart 21 bezeichnete. Allerdings betonte er auch seinen realistischen Ansatz beim Umgang mit dem Großprojekt – „Das Ding läuft halt.“ – und sucht nach Kompromissen. Dafür sieht er noch Spielraum. Denn schon früher hätten Proteste aufmerksamer Bürger fatale Abrisspläne verhindert. Sowohl das Neue Schloss als auch die Markthalle hätten seinerzeit gerettet werden können. Wohingegen das Kaufhaus Schocken und das Kronprinzenpalais ohne Widerstand abgerissen wurden, ein Umstand den heute jeder bedauere. Das soll sich beim Bonatz-Bau nicht wiederholen.

Denn die aktuellen Pläne, die nicht nur die Flügel betreffen sondern auch im Inneren große Veränderungen bringen, da der ganze Bahnhof eine Ebene tiefer gelegt wird, machten aus dem Denkmalbahnhof einen „sinnentleerten Restbau“. Es werde eine große Chance verspielt, den Bahnhof noch besser in den Stadtorganismus zu integrieren. „Warum Abriss und nicht eine Symbiose?“, fragt sich Rosen und möchte auch den Schlossgarten noch besser anbinden. Dass die Flügel trotz einiger Probleme in die Planung einbezogen werden könnten, sei nach seinem Kenntnisstand ohne weiteres möglich. Entsprechende Vorschläge seien aber von der Jury nicht berücksichtigt worden. Einige dieser Entwürfe hatten eine raumgreifende Glasüberdachung vorgesehen. Stattdessen werde jetzt eine „Tropfsteinhöhle“ gebaut, wie der Tiefbahnhof mit den markanten Lichtluken sarkastisch aus dem Publikum bei der anschließenden Diskussion genannt wurde. Die anwesenden Architekten und Stadtplanern befürchteten denn auch einen erheblichen Imageschaden für die Stadt: „Wir werden uns zum Gespött machen!“

[Der Artikel ist am 20. Januar 2008 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Dem Denkmal werden die Flügel gestutzt

Xing Stuttgart: Das Netzwerk der Reingeschmeckten

Jeder zehnte Stuttgarter ist bereits bei der Internetplattform Xing registriert, um private und berufliche Kontakte zu pflegen.

 Die Möglichkeit, ein eigenes Netzwerk aus persönlichen Kontakten zu erstellen und nutzbar zu machen, ist das Erfolgskonzept des Webservice Xing. Bei den dort anzutreffenden Stuttgarter Gruppen stehen geschäftliche Interessen nicht unbedingt im Vordergrund.

„Die Stuttgarter waren schon immer besonders aktiv,“ sagt Daniela Hinrichs, Pressesprecherin von Xing. Jeder zehnte Einwohner der Landeshauptstadt sei bereits registriertes Mitglied bei der Netzwerkplattform und jeden Tag kommen 50 bis 100 neue hinzu. Sehr beliebt bei Xing sind die Gruppenfunktionen. Registrierte Nutzer können fast zu jedem Thema eine gründen oder den bestehenden 8.000 Gruppen beitreten. Wer sich in die Gruppenliste einträgt, kann an Diskussionen zum jeweiligen Thema teilnehmen. Außerdem werden Rundschreiben per E-Mail an die Mitglieder versendet und Termine organisiert werden. Allein mit Stuttgarter Bezug gibt es über ein Dutzend Gruppen, die sich teilweise regelmäßig zu persönlichen Treffen zusammenfinden.

Die größte nennt sich StuttgartBC, feierte jüngst ihren dritten Geburtstag und hat über 5.000 Mitglieder. Etwa 150 kommen zu den einmal im Monat in der Rosenau stattfindenden Treffen, „hauptsächlich Reingeschmeckte, Schwaben eher weniger“ sagt Michael Schommer, einer der Moderatoren. Wer allerdings annimmt, er könne diese Treffen sofort mit gefüllten Auftragsbüchern verlassen, der irre gewaltig. Zwar werden fleißig Visitenkarten ausgetauscht und die Teilnehmer haben alle Antennen auf Empfang gestellt, aber die Treffen, auf denen sich Neulinge in einem Kurzvortrag vorstellen können, sind eher locker und unverbindlich. Netzwerke wirken eben höchstens langfristig, fast zufällig. Man lernt sich kennen und schätzen und wenn man die Kompetenzen des anderen braucht, wird darauf zurückgegriffen. „Ich habe hier schon Leute kennengelernt, die später zu Kunden wurden,“ sagt Oliver Gassner aus Vaihingen an der Enz, der Unternehmen bei Internetaktivitäten berät. Gassner schätzt besonders die Funktion der dynamischen Adressverwaltung. „Man vergisst manchmal Kontakte. Bei Xing bleibt die erhalten und sind immer aktuell, denn jeder hat ein Interesse, seine Profilinformationen selbst zu pflegen.“ So hat sich Xing zum Tummelplatz von selbstständigen Anbietern unternehmensnaher Dienstleistungen und Freiberuflern entwickelt. Denn mit einer regen Aktivität in den Gruppen kann man sich professionell profilieren und für Entscheider und Personaler interessant machen.

 Eher persönliche Interessen verfolgen die Angestellten, die etwa die andere Hälfte der Mitglieder ausmachen. Bei Emel Özbek, die bei der Daimler AG im Onlinebereich tätig ist, liegt das Interesse klar im privaten Bereich. Vor sechs Jahren ist die in Norddeutschland geborene Diplomkauffrau nach Stuttgart gezogen und ist in der Gruppe „Stuttgart Deutsch-Türkische Community“ aktiv. Die über 1.000 Mitglieder verbindet nicht nur der Wohnort sondern auch das Interesse an der türkischen Kultur. „Wir sind eine Gemeinschaft für die dritte Generation,“ sagt Özbek und meint damit meist bestens ausgebildete und integrierte Mitbürger mit türkischen Wurzeln. Man tauscht sich aus, unterstützt sich gegenseitig und organisiert gemeinsame Unternehmungen meist kultureller Art mit Bezug zur Türkei. Politik wird eher gemieden. „Das polarisiert zu sehr,“ meint Özbek, die von den Möglichkeiten der Plattform schwärmt, unkompliziert Gleichgesinnte zu welchem Thema auch immer zu finden.

 Auch für Tom Eich, Prokurist bei der LBBW, und seine Mitstreiter der Gruppe „Stuttgart Connection“ steht der geschäftliche Nutzen nicht im Vordergrund. Deren über 2.000 Mitglieder haben sich ganz dem sozialen Engagement verschrieben. „Es gibt so viele Leute, die sich gerne mehr gesellschaftlich engagieren möchten, die aber keinen Ansatzpunkt finden. Den versuchen wir zu organisieren und dafür ist Xing einfach perfekt,“ sagt Eich. Um auch rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, befindet sich ein Verein in Gründung, über den Spenden gesammelt werden sollen, für das Olgäle beispielsweise.

 Alles gut also in der schönen neuen Netzwerkwelt? Nicht ganz, denn wie im realen Leben gibt es auch hier Grenzen, Tabus und manchmal Nerverei. Streng untersagt sind plumpe Werbemails und Bettelbriefe sind nicht gern gesehen. Diese Belästigungen halten sich also in Grenzen. Allerdings geht es manchmal in den Foren recht ruppig zur Sache, bis hin zu persönlichen Beleidigungen, ein Phänomen, dass allerdings viele offene Diskussionssysteme im Internet beklagen. Die Offenlegung der teilweise sehr persönlichen Daten ist ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig. Die Tatsache, dass die Daten nur freigeschalteten Mitgliedern zugänglich sind, schützt vor Missbrauch. Negative Erfahrungen hat auch Angelika von Hubatius noch keine gemacht, im Gegenteil, die Trainerin schwört auf Xing, wie viele ihrer Kollegen aus dem Bildungsbereich. Seit zwei Jahren sammelt sie eifrig Kontakte, aktuell sind es 143, und kann nun ihre Seminarangebote gezielt vermarkten. Das Engagement geht aber darüber hinaus. „Ich will beruflich wie privat den Austausch mit netten Menschen pflegen.“ Offenbar findet man die eher im Internet als im urbanen Alltag.

Über das globale Netzwerk Xing

 Über vier Millionen registrierte Mitglieder weltweit hat die Internetplattform Xing, 40 Prozent davon aus Deutschland. 2003 als Open Business Club gegründet ist das Unternehmen mit Sitz in Hamburg eines der größten seiner Art. Mit dem Börsengang 2006 wurde der Name in Xing geändert und die internationalen Aktivitäten ausgeweitet. Inzwischen beschäftigt Xing etwa 120 Mitarbeiter an mehreren Standorten im In- und Ausland. Xing versteht sich als Plattform zum Aufbau eines persönlichen Netzwerks. Damit ist die Pflege von Kontakten zu Bekannten gemeint, die einem privat oder beruflich verbunden sind. Dazu erstellt man nach der kostenlosen Registrierung zunächst sein persönliches Profil. Das besteht aus den Kontaktdaten, einem Foto, dem Lebenslauf und der Nennung dessen, was man sucht und was man anbietet. Durch ausgefeilte Funktionen kann man die Daten anderer Mitglieder durchsuchen und so aktuelle oder potenzielle Geschäftspartner sowie alte und neue Bekannte finden und ansprechen. Die Nutzer sind in der Mehrzahl zwischen 25 und 55 Jahre alt und haben einen akademischem Bíldungshintergrund. Haupteinnahmequelle von Xing ist eine kostenpflichtige Mitgliedschaft, die etwa 10 Prozent der Nutzer abonniert haben. Für monatlich sechs Euro kann man dann besondere Funktionen nutzen.

[Der Artikel ist am 2. Januar 2008 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Xing Stuttgart: Das Netzwerk der Reingeschmeckten

Bummelboulevard mit Schlamm, Schotter und Mini-Hochofen

Der Umbau der Stadtbahnlinie 15 war eine logistische Herausforderung – auch für die Anwohner der Wanderbaustelle.

Nach zwei Jahren Bauzeit weiß man als Anwohner fast alles über den modernen Gleisbau urbaner Verkehrssysteme. Zwischen Olgaeck und Eugensplatz gab es neben Belästigungen und Pannen allerdings auch einen kurzen Sommer der Anarchie.

Krapeng! Das rastlose Hämmern des Hydraulikmeißels, der am frühen Morgen mit brachialer Gewalt den Asphalt in Brocken verwandelt, endet mit einem lauten Knall. Chance auf ein ruhiges Frühstück? Aber warum ist das Licht ausgegangen? Die Espressomaschine ist auch ausgefallen, zischend und traurig tröpfelnd. Der Blick aus dem Fenster belegt: totaler Stromausfall auf der gesamten Alexanderstraße. Die Mitarbeiter aus den gegenüber liegenden Büros stehen auf den Raucherbalkonen und amüsieren sich über die unfreiwillige Pause. Man informiert sich mit Zuruf. Unten stehen die Bauarbeiter auf dem perforierten Asphalt zwischen den Stadtbahngleisen und beratschlagen die Lage. Später stellt sich heraus: Das Hauptkabel für den ganzen Häuserblock wurde durchtrennt. Alles halb so schlimm, eine Stunde später ist das Lebenselixir moderner Arbeitswelten zurück. Die Computer laufen wieder.

Der Vorfall ist symptomatisch für die Bauarbeiten im Verlauf des Umbaus der Stadtbahnlinie 15, bei der in zwölf Monaten direkt vor der Haustür die alten, im Straßenbelag versenkten Schienen herausgerissen und durch neue ersetzt wurden. Pannen gab es immer wieder, aber im Prinzip lief alles glimpflich ab. Außerdem stärken widrige Umstände in den meisten Fällen das Gefühl der Nachbarschaft oder besser: man merkt, das man eine hat.

Wunderbarerweise war die vor der Tür auf und ab wandernde Baustelle sogar ein Hort der Ruhe. Normalerweise brausen mehrere tausend Automobile unterm Fenster vorbei, aber wegen immer wieder verordneter Totalsperrungen zwischen Olgaeck und Eugensplatz ist zeitweise Schluss damit. Friedlich wie nie liegt dann die Straßenschlucht, wird zum anarchischen Bummelboulevard zwischen Schlamm, Schotter und Schienen. Manchmal braucht es zwar einen mutigen Sprung über ein klaffendes Bauloch, um auf die andere Straßenseite zu gelangen, aber das gefährliche Blech ist außer Reichweite. Nachteil: die Einkäufe per PKW vor der Haustür abzuladen, wird zum logistischen Abenteuer.

Unwirkliche Stille in der City also, wäre da nicht das Tääh-rääh im Fünf-Minuten-Takt. Das kommt aus dem Signalhorn des Sicherungspostens, dem Ältesten im grellorangen Trupp der Schienenarbeiter. Zwei lange Töne in verschiedenen Lagen warnen vor dem Herannahen der Stadtbahn auf dem verbliebenen Nachbargleis, auf dem der Fahrbetrieb die gesamte Zeit aufrechterhalten wird. Das Rottenwarnsignal 2 wird Teil des Alltags und der gutmütige Mann mit dem Vollbart zum geduldigen Ansprechpartner in allen Lebenslagen. Er weiß Bescheid über die aktuelle Lage und zukünftige Termine. Von ihm kann man zum Beispiel erfahren, dass die Gleise wieder im Asphalt versenkt werden. Kein Schotterbett also vor der Tür, sondern jetzt sechs statt vorher vier Rinnen in der Straße. Denn die alte Spurbreite gibt es ja weiter, die Strambe stirbt nicht, sondern geht nur aufs Altenteil.

Optisch der Renner ist der wandernde Hochofen. Den bedienen zwei Mann und fügen damit die frisch verlegten, zehn Meter langen Schienenpaare zusammen, die vorher tagelang in großen Stapeln den Bürgersteig blockierten. Zischend und bruzzelnd ergießt sich das flüssige Eisen beim Abstich in die fünf Zentimeter breiten Fugen. Faszinierend, dass bei modernen Verkehrsträgern Techniken der Eisenzeit verwendet werden. Das Staunen endet bei diesem Arbeitsgang spätestens, wenn der Mann mit der Flex kommt, um überschüssiges Eisen zu entfernen. Gar nicht zu reden von der Schienenschleifmaschine, dem Hassobjekt an sich mit infernalischem Getöse. Hinterlässt aber blankes, silbrig funkelndes Metall. Erinnert irgendwie an frisch geprägtes Geld.

Inzwischen ist der Alltag wieder eingekehrt, die Autos sind längst zurück. Die Spannung in der Nachbarschaft steigt. Immer wieder gern diskutiertes Thema und Quelle diverser Mutmaßungen: Wird die „Neue“ leiser sein oder lauter? Wie lange wird es dauern, sich an das andere Geräusch zu gewöhnen? Werden wir die alte Bahn vermissen? Etwas Wehmut ist dabei, aber im Grunde sind alle froh, Anschluss an das 21.Jahrhundert zu haben.

[Der Artikel ist am 8. Dezember 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Hier noch zwei private Fotos



Bummelboulevard mit Schlamm, Schotter und Mini-Hochofen

Online-Marketing für Gastronomen: kostengünstig, effektiv, nachhaltig

Nach zehn Jahren Internet kann man feststellen: Wer nicht drin ist im weltweiten Web, den gibt es nicht. Ohne digitales Informationsangebot kann heute kein erfolgreiches Marketing für gastronomische Dienstleistungen betrieben werden. Die Gäste haben es zu schätzen gelernt, sich vor  dem Restaurantbesuch und der Hotelbuchung Informationen auf den heimischen Bildschirm zu holen. Überraschungen sind unerwünscht und bei der Kaufentscheidung spielt der Eindruck, den ein Unternehmen im Internet hinterlässt, eine wichtige Rolle. 

Qualität muss nicht teuer sein

Ein normaler Internetauftritt, der allen Qualtitätsansprüchen bezüglich Informationstiefe, Handhabbarkeit, Imagebildung und Pflegemöglichkeiten genügt, muss nicht Tausende von Euro kosten. Denn grafischer Schnickschnack oder aufwendig programmierte Bewegtbilder, vielleicht noch mit Musik garniert, werden zwar gerne von kreativen Agenturen als allein selig machend angepriesen, nutzen aber dem Marketing-Ziel eines Unternehmens eher weniger. Eventuell stören sie sogar. Es sind heute genügend Systeme und Dienstleister auf dem Markt, die für kleines Budget alles bieten, was ein Unternehmen braucht, um erfolgreiches Online-Marketing zu realisieren. Etwas online erfahrene Gastronomen oder Mitarbeiter kommen mit diesen selbst erklärenden so genannten Content Management Systemen ohne weiteres zurecht und können die Erstellung und Pflege der Seiten aus eigener Hand realisieren. 

 

Die Website ist da – und nun?

Sie verfügen nun also über umfangreiche Internetseiten, auf denen Sie mit Text und Bild detailliert über Ihr Haus, Ihr Team und Ihre Angebote informieren. Für ein erfolgreiches Online-Marketing ist das eine gute Basis, allerdings geht die Arbeit jetzt erst richtig los. Es muss dafür gesorgt werden, dass dieses Angebot aufgerufen wird. Ziel dabei: Die eigene Homepage zum Dreh- und Angelpunkt der gesamtem Kommunikation mit den Kunden machen. Neben der Kommunikation der Webadresse in allen gedruckten Werbematerialien steht dabei die Strategie im Vordergrund, das Unternehmen inklusive Webadresse in allen einschlägigen Datenbanken und Informationsportalen einzutragen. Auf kostenpflichtige Dienste kann dabei verzichtet werden. Es gibt genug Info-Portale, die werbefinanziert sind und die Unternehmen, die Informationen über sich dort eintragen, mit offenen Armen empfangen. In Frage kommen Portale, die über gastronomische Angebote informieren oder solche, die eine regionale Ausrichtung haben. Neben den reinen Kontaktdaten können meist noch kurze Beschreibungen oder Fotos veröffentlicht werden und – ganz wichtig – ein Link auf die eigene Website. 

 

Der Google-Effekt: Links, Links, Links

Beim Online-Marketing spielen Suchmaschinen eine entscheidende Rolle. Die Mehrheit der Surfer sucht dort nach praktischen Informationen in unmittelbarer Nachbarschaft, zu über 90 Prozent bei Marktführer Google. Diesen Umstand kann jedes Unternehmen nutzen, um neue Gäste auf sich aufmerksam zu machen. Das Ziel muss dabei sein, bei der Suchabfrage nach bestimmten Begriffen in die ersten zehn Suchergebnisse zu gelangen. 

Google entscheidet über die Rangfolge nach der Größe der vermuteten Relevanz des Angebots für den Suchenden. Nehmen wir an, Sie hätten ein Restaurant mit dem Namen „Der Turm“ in Neustadt und haben sich auf Wildgerichte spezialisiert. Klar ist: Wenn ein Nutzer nach „Restaurant Turm Neustadt“ sucht, wird er Sie sofort finden. Aber interessanter ist die Frage, was passiert, wenn nach „Wildgerichte Neustadt“ gesucht wird. Denn jetzt besteht die Chance, einen neuen Gast zu gewinnen, jemanden der bisher noch nichts vom Wildangebot des Turm wusste. Google entscheidet über die Position in den Ergebnislisten nach zwei verschiedenen Kriterien, inneren und äußeren. 

Bei den inneren werden Inhalte ausgewertet, die sich auf Ihrer Website befinden. Bedeutet: Wenn viele aktuelle Inhalte zum Thema „Wild“ vorhanden sind, ziehen die Suchmaschinen daraus den Schluss, dass der Anbieter eine spezielle Kompetenz bei diesem Thema aufweist. Konkret: beschreiben Sie bereits auf der Startseite, dass Sie Wildspezialitäten anbieten; beschreiben Sie Ihr Angebot auf einer Unterseite mit Namen „Wild“ ausführlich (Fleischsorten, Zubereitung, Lieferanten etc); wenn eine Weinkarte Teil Ihres Informationsangebotes ist, fügen Sie Empfehlungen zu den Wildgerichten hinzu usw.. Viel hilft hier wirklich viel! 

Die externen Kriterien sind schwerer zu beeinflussen, denn es geht um die Informationen über ihr Wildangebot auf den Webseiten Dritter. Ein Bericht in der Online-Ausgabe Ihrer Lokalzeitung, ein Hinweis auf Sie in einem Forum, ein Link mit Kurztext in der Referenzliste Ihres Wildlieferanten – all diese Hinweise und Verlinkungen werden von automatischen Prigramymen erfasst und ausgewertet. Je mehr Links im Themenumfeld „Wild“ auf Ihre Website verweisen, desto höher wird die Relevanz ihres Angebotes eingestuft. Sicher, diese externen Links bekommt man nicht von heute auf morgen, aber jeder Kontakt mit Medien, Partnern, Kunden, lokalen Datenbanken, Foren usw. sollte genutzt werden, um auf eine Ihren Suchbegriffen adäquate Verlinkung zu dringen. 

 

E-Mail-Marketing: wirksam und kostenneutral

Immer mehr Gastronomen entdecken die effizienten Möglichkeiten, per E-Mail gezielt Marketing zu machen. Denn dieses Tool erlaubt die direkte Kundenansprache zu Kosten, die im Vergleich zur Briefpost verschwindend gering sind. Allerdings sind ein paar Dinge zu beachten, um sich rechtlich auf der sicheren Seite zu bewegen und bei den Empfängern kein Gefühl der Belästigung zu erzeugen.

Es gilt das Prinzip: E-Mail niemals unverlangt zusenden! Deshalb müssen E-Mail-Adressen konsequent gesammelt werden, am besten im Unternehmen selbst. So kann man den Restaurant-Gästen mit der Rechnung einen kleinen Zettel aushändigen, auf dem die Adresse vermerkt werden kann, zusammen mit der Zustimmung, einmal im Monat eine Mail zu erhalten. Oder einmal in der Woche, wenn man die Wochenkarte an Mittagstischler versendet. 

Im Unternehmen muss der Prozess der Adress-Verwaltung organisiert werden, die meisten E-Mail-Programme bieten entsprechende Funktionen. Jetzt kommt es nur darauf an, die Texte für den Newsletter zusammenzustellen und für einen getakteten Versand zu sorgen. Stellen Sie sich vor, innerhalb eines Jahres 1.000 E-Mail-Adressen zu sammeln. Die Chance, dass die nächste Aktion  ausgebucht ist, erscheint nun ziemlich realistisch. 

Noch drei Hinweise zur elektronischen Post. Die Gesetzeslage schreibt die Angabe aller Unternehmensdaten in geschäftlichen E-Mails vor. Name des Geschäftsführers und die UstID dürfen ebenso wenig fehlen wie Kontaktdaten. Achten Sie beim Versand des Newsletters unbedingt darauf, die Empfänger-Adressen versteckt einfügen (in das Adressfeld BCC), sonst kann jeder Empfänger lesen, wer im Verteiler ist. Zum dritten: E-Mails müssen innerhalb von 24 Stunden beantwortet werden. Die Antwort kann kurz sein, aber noch bestehen bei vielen Anwendern Unsicherheiten, ob eine Mail den gewünschten Empfänger auch wirklich erreicht hat. 

 

Fazit

Online-Marketing muss nicht teuer sein und bietet viele Chancen. Kurzfristige Erfolge sind  schwieriger zu erreichen. Langfristige Strategien und Kontinuität zahlen sich dafür nachhaltig aus.

 

Wichtige Info-Portale mit kostenlosem Selbsteintrag:

www.restaurant-kritik.de, www.marcellinos.de, www.qype.de, www.listing.allesklar.de, www.maps.google.de

 

Günstige Websysteme

www.jimdo.de, www.typo3.de, www.joomla.de, www.wordpress.de

 

Wo bin ich verlinkt?

http://www.linkvendor.com/seo-tools/domain-popularity.html

Online-Marketing für Gastronomen: kostengünstig, effektiv, nachhaltig

Erfolg mit Neuer Deutscher Imbisskultur – Todi’s

Regionale Klassiker mit hoher Qualität, zu fairen Preisen und in attraktivem Ambiente – das ist das Konzept das Todi’s in Stuttgart. Das Beispiel zeigt: die regionale Küche bietet noch viele Erfolgschancen.

Die Schlange wartender Gäste ist um die Mittagszeit mal wieder beachtlich, aber sie wächst nicht, obwohl aus den umliegenden Büros ständig kleine Gruppen hungriger Büroschaffer eintreffen. Schnelligkeit ist Teil des Konzeptes im Todi’s, ganz wie es sich für einen Imbiss gehört. Zentrale Anlaufstelle ist der Tresen mit zwei Kassen, gleich am Eingang prominent platziert. Hier wird bestellt und sofort bezahlt. Als eine Art Quittung erhält der Gast ein Nummernkärtchen an einer Metallstange, die am Tisch in ein Glas gesteckt wird. Das bestellte Gericht wird dann vom Service an den Tisch gebracht. „Das System haben wir in Neuseeland entdeckt und war eigentlich nur am Anfang erklärungsbedürftig. Das Warten auf Kellner, Karte und Rechnung kennen unsere Gäste nicht,“ sagt Tobias Meyer, der das Todi’s im Mai 2006 eröffnet hat. 

Inzwischen ist das System ein wichtiger Teil des innovativen Konzeptes, das sich der 34-jährige Hotelbetriebswirt, den es vor Jahren aus dem Rheinland in den Südwesten zog, zusammen mit seiner ebenfalls aus der Branche stammenden Frau ausgedacht hat. Profitieren konnte er dabei von seinen Erfahrungen als leitender Mitarbeiter im Projektmanagement von Betriebsrestaurants für ein großes Catering-Unternehmen. „Ich habe schon immer von der Entwicklung einer eigenen Marke geträumt,“ sagt Meyer, der mit einem überzeugenden Businessplan, etwas Eigenkapital und sorgfältig ausgesuchtem Standort seine Vorstellung einer Neuen Deutschen Imbisskultur umgesetzt hat. Neu, weil es so noch keiner angepackt hat; deutsch, weil man sich auf zeit- und trendlose Klassiker der regionalen Küche konzentriert; Imbisskultur, weil es um Schnelligkeit, niedriges Preisgefüge, Qualität und Servicebewusstsein geht.

Das Konzept geht auf. Durchschnittlich 400 Gäste pro Tag kehren ein in den großen, durch eine Fensterwand offen wirkenden Raum, der mit warmen Farben und modernen, hochwertig wirkendem Holzmobiliar eben nicht wie ein Billig-Imbiss aussieht. Die Karte konzentriert sich auf etwa zwanzig Gerichte, die zum einen aus schwäbischen Klassikern wie Maultaschen, Kartoffelsalat und Linsenspätzle bestehen und zum anderen der Imbisskultur des Ruhrgebiets gewidmet sind: Currywurst mit Pommes Frites. Im Betrieb selbst werden die Speisen in der offenen, in den Gastraum integrierten Show-Küche zubereitet. Das meiste kommt jedoch von Lieferanten, die sorgfältig ausgesucht wurden. „Wir setzen auf Vollconvenience, allerdings in höchster Qualität. Wir bieten Top-Produkte zu einem fairen Preis und setzen dabei auf die Spezialkompetenzen unserer Partner,“ sagt Meyer. 

Die Gäste, abends erschöpfte Shopper und Nachtschwärmer von der benachbarten Stuttgarter Partymeile, sind auf jeden Fall begeistert von den gerösteten Maultaschen vom regionalen Metzger – „nach unserer Rezeptur“ – und von der Original Bochumer Currywurst von Dönninghaus, die schon Herbert Grönemeyer besungen hat. Vor allem das jüngere Publikum schätzt die flott gestylte Präsentation heimischer Speisen, die man bisher nur in gutbürgerlichem Ambiente bekommt. 

Inzwischen beschäftigt das Todi’s fünf Voll- und acht Teilzeitkräfte in zwei Schichten, darunter zwei gelernte Köche. Personelle Fluktuation gibt es kaum, denn Meyer setzt auf sorgfältige Führung: „Der Mitarbeiter steht bei uns im Mittelpunkt, bekommt eine hohe Eigenverantwortung und wird auf allen Posten eingearbeitet, um Engpässe sofort beseitigen zu können.“ Manchmal wundern sich wiederkehrende Gäste, die gleichen freundlichen Gesichter des jungen Teams zu sehen, denn das Todi’s wird durch seine professionell als Vertriebsmarke gestaltete Anmutung als Systemgastronomie wahrgenommen. Meyer freut das und sieht sich durch die Erfolge bestätigt. Der Umsatz steigt ständig und entwickelt sich weit besser, als im Businessplan vorhergesehen. Daher stehen die Zeichen auf Expansion. 2008 sollen zwei weitere Standorte in hochfrequenten Lagen eröffnet werden und bis 2010 insgesamt zehn Filialen bundesweit entstehen. 

Todi’s 

Bolzstr. 7 (Eingang Friedrichstr.)

70173 Stuttgart-Mitte

www.todis.de

 

Geschäftsführer Tobias Meyer

Gründung: Mai 2006

Gründungsinvestion: ca. 300.000 €

Umsatz: kA

Durchschnittsbon: ca. 7,50 Euro

Gäste pro Tag: ca. 400

Mitarbeiter: 5 Vollzeit, 8 Teilzeit

Betriebsfläche: 207 qm, davon 160 qm Lokal

Sitzplätze: 106 innen, 60 außen

Preise Speisen: 1,90 € – 9,90 €

Preise Getränke: 1 € -4,50 €

 

[Artikel für die AHGZ]
Erfolg mit Neuer Deutscher Imbisskultur – Todi’s