Das Gute liegt so nah bei der Messe Lust auf Genuss

Auf der Neuen Messe hat die Lust auf Genuss Premiere. Die Messe bietet eher bescheidene kulinarische Erlebnisse

Die neue Messe „Lust auf Genuss“ präsentiert seit gestern eine Halle voll mit kulinarischen Erlebnissen. Ein Streifzug durch die mit Winzern, Chocolatiers und Pfannenverkäufern gefüllte Halle ergab: Genuss kostet viel und einiges hält weniger als es verspricht. Es sei denn, es kommt aus der Region. 

Der gute alte Senf ist auch nicht das was er mal war. Ist wohl einfach nicht scharf genug. Deshalb gibt es am Stand von TimRott Chili-Senf. Schärfe ist schließlich nicht gleich Schärfe. „Senfschärfe spürt man in der Nase, Chili eher im Hals,“ sagt der nette Mensch, der Kostproben des Sortiments auf kleinen bestrichenen Weißbrotstückchen feil bietet. Die Leute greifen zu, sind neugierig auf neue Genüsse. Zu lange hat man sich mit plumpem Mampfen abgegeben, jetzt darf es auch was kosten, die kulinarische Weltreise. Der Viertelliter eines südmarrokanischen Öls aus der Arganafrucht geht für 25 Euro über den Tisch und schmeckt wie Öl halt so schmeckt. Das handtellergroße Steak vom Fleisch des Wagyu-Rinds aus amerikanischer Züchtung kommt mit Pappteller auf den Stehtisch und hält nach Meinung von Bernd Seemann nicht, was der Apotheken-Preis verspricht. „Schmeckt schon besonders, ist aber für 17,50 zu teuer,“ sagt er. Mit seinem Freund ist der 59-jährige Kaufmann aus Reutlingen auf die Messe gekommen und ist nicht begeistert. Einen Satz Kochmesser wollte der „nicht ambitionierte Amateurkoch“ sich besorgen, aber die gibt es hier nicht. Vom Angebot der „Lust auf Genuss“ ist er enttäuscht und wird sich einen zukünftigen Besuch gut überlegen.

 Auf ihre Kosten kommen auf jeden Fall die Freunde regionaler Weine. Die ganz cleveren kaufen sich schon am Eingang ein Probierglas wahlweise mit Extrabändel zum Umhängen. Dann kann man am großen, modernen Gemeinschaftsstand der Werbegemeinschaft Württembergischer Weingärtnergenossenschaften die Produkte von 24 Winzern testen. Die werden immer besser, vor allem der Rotwein, meint der Geschäftsführer Kurt Huber, der sich über wachsenden Absatz außerhalb des Landes freut. Trotzdem hat er hier ein Heimspiel, denn hierzulande wird nicht nur fast doppelt so viel Wein pro Kopf getrunken wie in der Restrepublik, sondern vor allem dem eigenen Gewächs den Vorzug gegeben: 70 Prozent der Produktion bleibt im Land.

Schade, dass man in hiesigen Regionen keinen Kakao anbauen kann, wäre bestimmt ein Riesenerfolg. Denn wie der Wein, wird jetzt auch die Schokolade ein sortenreines Produkt, bei dem auf Herkunft und Sorte geachtet wird. „Grand Cru“ heißt denn auch in Anlehnung an die Weinwelt eine Produktreihe der Firma Beschle, die der Online-Händler Chocolat de Luxe an seinem Stand anbietet. Das Wissen um die Lage der Pflanzung, der Kakaosorte, des Jahrgangs und der Aromen, die die umgebenden Pflanzen an die Früchte des Schattengewächses abgeben, machen aus dem gemeinen Nascher einen lutschenden Genussmenschen.

Die scheinen auch gerne ganz dicke Autos zu lieben. So präsentiert sich die Firma Rich-Prosecco vor einer schwarzen extralangen Stretchlimousine der Marke Hummer. Wild Passion, Kir Royal und Klassik heißen die drei Sorten des beliebten Italo-Sekts, den Rich, und das war die sensationelle Innovation, in kleinen goldenen Dosen verkauft. Prosecco aus Dosen, muss das denn sein? Das haben sich vor einem Jahr die meisten Brancheninsider gefragt und größtenteils mit Nein beantwortet. Inzwischen hat Rich über 10 Millionen Einheiten abgesetzt, nicht weil das Getränk so edel wäre, sondern wohl vor allem wegen des genialen Marketingkonzepts. Zur Absatzförderung wurde nämlich das Glamour-Girl Paris Hilton engagiert, das lebensgroß und leicht bekleidet in allen Supermärkten als Pappfigur das Produkt in die Köpfe der Zielgruppe brachte. Mit verfeinertem Genuss hat das rein gar nichts zu tun, eher mit dem wohligen Gefühl, mal vom leicht verruchten Luxus-Lotterleben zu kosten. Ein paar Tropfen wenigstens, aus der Büchse.

Denn Luxus ist in, der kommt ganz groß raus, eigentlich, also bei denen, die sich das leisten können. Die gehen dann zur Gourmet Schmiede in Ottersweiler und lassen sich ein Fest ausrichten. Gabriele Wacker ist Geschäftsführerin und berichtet von enorm gestiegenem Interesse an ihren Cateringleistungen. Sie organisiert viel für Firmen, aber auch die Privaten lassen sich nicht lumpen. Eine komplette Hochzeit für 100 Gäste mit Zelt im Garten und allen drumherum kann dann schon mal auf 20.000 Euro kommen. Über Auslastung ihrer 50 Mitarbeiter kann sie nicht klagen, fast jeden Tag hat sie irgendeinen Termin. Aber muss denn jetzt Genuss wirklich teuer sein? Gibt es denn da keine Schnäppchen oder so was? Gibts. Berge frischer, preisgünstiger Würste aus der Toskana oder fünf Liter kalabresisches Olivenöl für 40 Euro. Der Hit: Eine Tragetasche mit Köstlichkeiten von den Fildern: Sauerkraut, Rotkohl, Gurken, Pusztasalat. Für fünf Euro. Das Gute liegt so nah …

Die Messe Lust auf Genuss findet in der Halle 4 der Neuen Messe am Flughafen statt und ist noch bis Sonntag jeden Tag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Tageskarte kostet zwölf Euro, ermäßigt neun Euro inklusive VVS-Fahrschein. Vorverkauf in vielen Lotto-Totto-Kiosken.

[Der Artikel ist am 23. November 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Das Gute liegt so nah bei der Messe Lust auf Genuss

Rekrutierung der Brückenbauer

Am Samstag nahmen mehrere hundert chinesische Studenten an einem China Career Day im Rathaus teil, um sich über zukünftige Arbeitgeber zu informieren.

Aus ganz Süddeutschland haben sich am Samstag etwa 1.500 chinesische Studenten im Rathaus eingefunden. Alle sind zurzeit an deutschen Universitäten eingeschrieben und viele stehen vor dem Abschluss. Die berufliche Zukunft stand daher im Zentrum der Veranstaltung.

Auf der Leinwand, die an der Stirnseite des großen Sitzungssaals im Rathaus hängt, läuft vor der Begrüßungsrede des Oberbürgermeisters eine Präsentation als Endlosschleife. Immer wieder wird dort die Frage nach den häufigsten Nachnamen an der Universität Stuttgart gestellt. Müller, Meyer, Schmidt? Weit gefehlt: Müller, Wang, Li, Chang, Schmidt – so lautet die Rangliste. Sicher, im Reich der Mitte kommt man fast mit nur 20 verschiedenen Nachnamen aus, aber das Ergebnis ist doch bezeichnend.

1.450 chinesische Studenten sind in diesem Semester in Stuttgart eingeschrieben, aus keinem anderen Land außerhalb Deutschlands kommen so viele. Heute sind sie aus ganz Süddeutschland in die Stadt gekommen und machen aus den Fluren des Rathauses eine quirlige Mini-Messe, die sich China Career Day nennt. Daimler, Bosch, Audi, Bayer, Deutsche Bank – die Perlen der deutschen Wirtschaft sind mit kleinen Ständen vertreten, um sich als potenzielle Arbeitgeber zu empfehlen.

Nutzen will das auch Liang Chen. Die 25-Jährige ist in Peking aufgewachsen und studiert seit zwei Jahren Volkswirtschaftslehre in Freiburg. Nächstes Jahr will sie ihren Master of Finance ablegen und sich heute über zukünftige Arbeitgeber informieren. An Deutschland schätzt sie neben den international unschlagbar günstigen Studienkosten bei gleichzeitig hoher Qualität der Ausbildung vor allem das Ausmaß der persönlichen Freiheiten. „Ich habe erst hier gelernt, meine Persönlichkeit richtig zu entfalten,“ sagt sie. Darum würde sie auch gerne im Land bleiben und hier arbeiten.

Das ist Peng Huang schon gelungen. Seit fünf Jahren lebt der 29-Jährige in Deutschland, hat hier sein Informatikstudium abgeschlossen und arbeitet nun bei einer IT-Firma in Ulm. Auf Deutschland fiel die Wahl, weil dessen Image in Asien einfach gesagt hervorragend ist. „Korrektheit, Gründlichkeit, Ehrlichkeit, dafür steht Deutschland in China,“ sagt Chen. Das beste daran: Image und Wirklichkeit stimmen überein, wie er feststellen konnte. Nach Stuttgart ist er heute nur als Begleiter seiner noch in Darmstadt studierenden Frau gekommen. Ob die beiden in Deutschland bleiben, ist ungewiss, denn auch in China gebe es immer bessere berufliche Perspektiven. Hierzulande nervt Huang vor allem die Unfreundlichkeit gegenüber Ausländern im Alltag. „In den Medien liest und hört man nur schlechte Nachrichten über China und die Menschen reagieren eben entsprechend,“ klagt er. In seiner derzeitigen Firma hat er allerdings überhaupt keine Probleme, dort sind alle sehr nett zueinander.

Inzwischen hat Wolfgang Schuster seine auf Englisch gehaltene Rede beendet, in der er sich einmal mehr als perfekter Verkäufer des High-Tech- und Mobilitätsstandorts Stuttgart zeigt. Immerhin war es ja auch seine Idee, diese Veranstaltung ins Rathaus zu holen. „Ich habe Herrn Schuster vor zwei Jahren zufällig bei einem Empfang in Shanghai getroffen und ihm von der geplanten Veranstaltung erzählt. Er hat uns dann spontan eingeladen,“ sagt Jinglei Wan, Organisator, Chefredakteur und Herausgeber von Ouline, einem Magazin für chinesische Studenten im Ausland. Wan, der seit 15 Jahren in Stuttgart lebt und seinen Verlag vom Asemwald aus steuert, hat mit der Veranstaltung auf die veränderten Bedürfnisse seiner Leser reagiert.

Seit dem Jahr 2000 etwa seien die Zahlen chinesischer Auslandsstudenten sprunghaft angestiegen. Inzwischen sind viele mit dem Studium, das zumeist komplett hierzulande absolviert wird, fertig und suchten den Einstieg in ein Unternehmen. Stuttgart sei ein Jobparadies, da es viele Unternehmen beherbergt, die Mitarbeiter mit den bevorzugt gewählten Fachrichtungen Maschinenbau und Betriebswirtschaft suchen. Der Bedarf ist also da und deshalb wird die Veranstaltung im nächsten Jahr wohl weiter wachsen. Der Plan Schusters, diese globalisierte Generation von Jungakademikern als Brückenbauer zwischen den beiden kulturell so verschiedenen Ländern zu rekrutieren, könnte aufgehen.

[Der Artikel ist am 20. November 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Rekrutierung der Brückenbauer

Vaihingen will den Busbahnhof nicht

Bezirksbeirat lehnt die Verlegung des ZOB ab. Dezentrales Konzept gefordert.

Die am Bahnhof Vaihingen geplanten Haltestellen für Fernbusse stoßen im Bezirk auf erhebliche Bedenken. Bei einer Sitzung des Bezirksbeirat am Dienstag wurde die Verlegung des ZOB mit großer Mehrheit abgelehnt.

Der städtische Wirtschaftsförderer Martin Armbruster zeigte sich verärgert. „Die Indiskretion der Presse hat alles schwieriger gemacht. Das hätten wir uns anders gewünscht,“ sagte er bei der Sitzung des Bezirksbeirats Vaihingen am Dienstag Abend. Er spielte damit an auf den StZ-Bericht über die geplante Verlegung des Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) auf ein Grundstück am Bahnhof Vaihingen.

Dass der alte Standort am Hauptbahnhof wegen der Bauarbeiten für Stuttgart 21 bis November 2010 geräumt werden muss, machte Arne Seyboth vom Stadtplanungsamt der Stadt klar. In seinem Vortrag versuchte er dem mit etwa 200 Zuhörern überfüllten Saal in der Alten Kelter die Planung mit harmlos scheinenden Zahlen schmackhaft zu machen. Nur um ein bis zwei Prozent werde die Verkehrsbelastung durch die in Fern-Omnibusbahnhof (FOB) umgetaufte Anlage steigen. Das wurde teilweise mit Hohngelächter quittiert, ist doch die Grenze des Zumutbaren für die Mehrheit der Anwesenden schon jetzt deutlich überschritten. Auch wurde in Zweifel gezogen, dass wirklich nur etwa 40 Fernbusse täglich den Weg von der Autobahn zu dem geplanten Neubau suchen. Seyboth beharrte aber auf seinen durch Befragungen ermittelten Zahlen. Außerdem sei der Standort auf dem langgestreckten Oval zwischen Gleisanlage, Industrie- und Schockenriedstraße ideal.

Seit 1998 habe man insgesamt 17 andere Standorte im Stadtgebiet in Betracht gezogen, aber kein einziger sei nach genauer Prüfung von Verkehrsanbindung oder Flächenverfügbarkeit übriggeblieben. Auf dem Grundstück, dass der Verwerter Aurelis der Deutschen Bahn abgekauft hatte, sollen 16 Bussteige, Serviceeinrichtungen, PKW-Kurzparkplätze sowie ein Gewerbegebäude entstehen. Die Verhandlungen seien bereits weit gediehen und standen kurz davor, zur Entscheidung in die politischen Gremien überwiesen zu werden.

Im Bezirksbeirat war man sich vorgestern über alle parteipolitischen Grenzen hinweg einig, dass man den FOB dort nicht haben möchte. In einem fast einstimmig beschlossenen Antrag der CDU wurde der Gemeinderat aufgefordert, ein dezentrales Konzept für die Abfertigung der Fernbusse zu prüfen.

[Der Artikel ist am 15. November 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Vaihingen will den Busbahnhof nicht

Pflichttermin für Hobbykünstler, Modellbauer und E-Gamer

100.000 Besucher werden auf den vier gleichzeitig stattfinden Freizeitmessen erwartet.

Vier Freizeitmessen finden von morgen an auf der Neuen Messe statt. Fast 500 Aussteller präsentieren Produkte und Trends für Hobby, Kreatives Handwerken, Modellbau und Spielen. Erstmals sind mit dem Sonderbereich eSports die Videospiele vertreten. Bis Sonntag werden 100.000 Besucher erwartet.

Die vier Freizeitmessen, die morgen ihre Türe auf der Neuen Messe am Flughafen für die Besucher öffnen, profitieren ebenso wie die bisher dort abgehaltenen Veranstaltungen von der Attraktivität des neuen Standorts. „Die Präsentationen der Aussteller sind aufwändiger geworden,“ sagte Messegeschäftsführer Roland Bleinroth gestern während einer Pressekonferenz, bei der das Programm der gleichzeitig stattfindenen Messen Hobby & Elektronik, Kreativ & Bastelwelt, Modell Süd Bau & Bahn sowie der Süddeutschen Spielemesse vorgestellt wurde. Die fast 500 Aussteller werden sich wahrscheinlich auf steigenden Andrang einstellen können. Erstmals will man die Hürde von 100.000 Besuchern nehmen. Das könnte klappen, denn die Branche profitiert von der positiven wirtschaftlichen Gesamtentwicklung. Zudem versuchen die Veranstalter mit der erstmals integrierten Schau eSports Convention, sich eine Scheibe vom boomenden Bereich der elektronischen Spiele abzuschneiden und für ein jüngeres Publikum attraktiver zu werden. Auf das warten dort unter anderem Show-Busse der Spiele-Plattformen Wii, Playstation und XBox sowie 50 High-End-Game-Stationen, auf denen Daddeln und Zocken in einer anderen Dimension möglich sein soll.

Die Zeichen stehen also auf Ausprobieren und Mitmachen und das gilt auch für die bewährten Messen der Bastler, Hobbykünstler, Handarbeiterinnen und Brettspieler. Auf Showbühnen, Workshoparealen und Modellwelten kann bekannten Profis über die Schulter gesehen und selbst kreativ Hand angelegt werden. So können zum Beispiel am Freitag Laternen gebastelt werden, die am späten Nachmittag gleich in einem Umzug über das Freigelände der Messe zum Einsatz kommen. Dort wird zudem der Versuch gestartet, mit der größten Laterne der Welt einen neuen Rekord aufzustellen. Ins Guiness Buch der Rekorde werden sich auch die Freunde der miniaturisierten Gleiswelten eintragen. 15 Teams aus neun europäischen Ländern arbeiten seit Tagen, um auf 1.500 Quadratmetern die größte transportable Modul-Anlage für Eisenbahnen der Spur N aufzubauen. Aber nicht nur kleine und große Bahnmanager kommen in den Hallen garantiert streikfrei auf ihre Kosten sondern auch Flugpiloten, Autorennfahrer und Freizeitkapitäne. Letztere haben ein 500 Quadratmeter großes Becken zur Verfügung, um ihre Schiffsmodelle zu präsentieren, während nebenan beim erstmals in Stuttgart ausgetragenen Ninco-World-Cup internationale Teams auf einer achtspurigen Modellrennbahn mit ihren Miniboliden um Pokale kämpfen.

Etwas ruhiger geht es traditionsgemäß auf der Spielemesse zu, auf der namhafte Verlage neue Brett-, Karten- und Lernspiele, Puzzle sowie Holzspielzeug vorstellen. Der niedrigere Lärmpegel sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch hier sehr spannend zugeht. Auf einer Spieleinsel können viele Produkte direkt ausprobiert werden und ganz Mutige treten gegen Arik Braun aus Backnang beim Simultanschach an. Aber Achtung: der Mann ist amtierender 1. Deutscher Jugend-Schachweltmeister! Nicht ganz so versierten Spielern stehen deshalb Betreuer des Württembergischen Schachverbandes mit Rat und Tat zur Seite. Übrigens: Stuttgart ist um einen Titel reicher. Von den Lesern einer bekannten Hobbyzeitschrift wurde die Stadt soeben zur Kreativhauptstadt des Jahres 2008 gewählt. Am Donnerstag wird Bürgermeisterin Susanne Eisenmann die Auszeichnung entgegennehmen. Die Stadt „verbindet in bester Form die Tradition der Kreativität und Kunst mit einer modernen, aktiv gelebten Kreativkultur“ so die Laudatio.

Die Freizeitmessen haben täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Tageskarten inklusive VVS-Tickets für Hin- und Rückfahrt kosten 10 Euro, ermäßigt 7 Euro, Familien 22 Euro. Vorverkauf am Automaten und vielen Kiosks.

[Der Artikel ist am 14. November 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Pflichttermin für Hobbykünstler, Modellbauer und E-Gamer

Die Pflege wird individueller

Auf dem Gesundheitstag des Sozialverbandes VdK haben am Samstag 750 Teilnehmer über die Zukunft der Pflege von chronisch Kranken und älterer Menschen diskutiert. In Vorträgen und Diskussionen wurde klar: Die Versorgung wird in Zukunft individueller auf den Einzelfall ausgerichtet.

Die Situation der Pflege und der Versorgung von chronisch Kranken und älteren Menschen stand im Mittelpunkt eines Gesundheitstags, den der Sozialverband VdK am Samstag in der Liederhalle veranstaltete. In den Vorträgen und Diskussionen wurde klar, dass dieses Thema vor allem angesichts der demographischen Entwicklung und des medizinischen Fortschritts verstärkt in den Mittelpunkt sozialpolitischer Planungen rückt. Schon jetzt, so Markus Saur, der Landesgeschäftsführer der DAK in Baden-Württemberg, machen die Kosten für Pflegedienstleistungen rund ein Zehntel des Etats der Krankenkasse aus, mit stark steigender Tendenz. Durch die Anwendung des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes sei es aber möglich, vorhandene Einsparpotenziale zu nutzen. Vor allem bei der Effizienz hapere es, sagte Saur. Die DAK wolle durch technische Innovationen, verstärkte Kundenorientierung und Verbesserung der Qualitität gegensteuern. Probleme ergäben sich vor allem aus der Trennung der verschiedenen Sektoren des Gesundheitswesens. „Wir brauchen eine Öffnung der strukturellen Verkrustung bei ambulanter Hilfe, stationärer Pflege und Rehabilitation,“ sagte er. Die Möglichkeiten des Vertragsrechts sowie moderner Informationstechnologien müssten ausgeschöpft werden.

Viel Potenzial scheint also im Management der konkreten Fälle zu liegen, was auch ein Ansatz bei der aktuellen Reform der Pflegeversicherung ist. Darüber berichtete Christian Berringer, Referatsleiter im Bundesministerium für Gesundheit in Berlin. Das wahrscheinlich ab Mitte 2008 wirksame Gesetz sieht unter anderem die flächendeckende Einführung von Pflegestützpunkten vor. In den von den Versicherungsträgern zu schaffenden Einrichtungen haben die Betroffenen dann Anspruch auf individuelle Beratung, um eine optimal auf den Einzelfall zugeschnittene Pflege zu ermöglichen. Zwar gäbe es hier und da bereits solche Angebote, allerdings wolle der Gesetzgeber bundesweit einheitliche Bedingungen schaffen. Beim Aufbau dieser Beratungsstellen würden die lokalen Gegebenheiten einbezogen. Berringer kündigte auch eine Anhebung der Leistungen für schwer Demenzkranke an. Bis zu 2.400 Euro zusätzlich im Jahr sei für die besonders aufwändige Pflege dieser Menschen vorgesehen.

Diskussionsbedarf sah das meist ältere Publikum vor allem in der Definition des Begriffs „erheblich“ bei der Einstufung der Pflegebedürftigkeit. Berringer versprach eine „klare Regelung“, die wenig Spielraum für Interpretationen lassen werde. Auch zu dem umstrittenen „Minutenregelung“, der Fixierung des zeitlichen Aufwandes bei der Durchführung der Pflege, kamen Fragen. Skandalös sei die bisherige Praxis, sagte eine Teilnehmerin. Hier spielte Berringer den Ball ins Feld der Pflegekassen. Die hätten das eingeführt, im Gesetz sei davon an keiner Stelle die Rede.

[Der Artikel ist am 5. November 2007 in der STUTTGARTER ZEITUNG erschienen]

Die Pflege wird individueller